Von meinem Fenster aus sehe ich Hubschrauber über
dem Zentrum Rio de Janeiros kreisen. Seit Stunden sind Böller zu hören. Man
könnte sagen, dass das an einem Nationalfeiertag normal ist. Aber diesmal sind
es nicht die Kanonen des marschierenden Militärs, sondern das Feuerwerk der
Demonstranten, das zu hören ist.
Schon seit Juli rufen verschiedene Gruppen zum „Größten
Protest in der Geschichte Brasiliens“ am 07. September auf. Anhand der sozialen
Netzwerke zirkulieren seit Wochen Demo-Aufrufe. Diese haben scheinbar bei Staatsdienern
ihre Wirkung nicht verfehlt, denn Regierung und Polizei begannen schon unter
der Woche verschiedene Maßnahmen zu ergreifen.
So wurde zum Beispiel ein Vermummungsverbot erlassen
und Hausdurchsuchungen bei Mitgliedern des „Schwarzen Mobs“ gemacht. Mehrere
Personen wurden vorübergehend festgenommen. In Brasilia wird heute Nachmittag
ein Freundschaftsspiel zwischen Brasilien und Australien ausgetragen. Deswegen
wurde die Stadt in verschiedene Sicherheitsbereiche eingeteilt, an denen es Polizeisperren
gibt. Die demonstrierende Zeltstadt vor dem Nationalparlament wurde geräumt.
Das sah alles ganz schön nach Nervosität aus.
Insgesamt waren in 130 Städten Demonstrationen
angekündigt und so überträgt ein Nachrichtensender seit Morgengrauen von den Straßen
Brasiliens. Es gibt zwar tatsächlich überall Demonstrationen, aber sie sind
doch sehr klein. Die Abschreckungsmaßnahmen scheinen zu funktionieren. In São
Paulo und Brasilia fanden sich nur ein paar Hundert Demonstranten ein. In Rio
waren es etwa 2.000 – 3.000. Nicht zu vergleichen mit den Massenprotesten im
Juni. Aber es ist klar, dass weiterhin protestiert wird und dass die Politiker
nervös sind.
In Rio ist es letztes Wochenende ein paar Fans von
Flamengo gelungen, Transparente ins Maracanã zu schmuggeln, auf denen gegen die
Privatisierung des Stadions demonstriert wurde. Ordner entfernten die Transparente
rasch, aber sie wurden fotografiert und veröffentlicht. Die Konsequenz war,
dass Rios Gouverneur jetzt laut darüber nachdenkt das Stadion wieder zu
verstaatlichen. Ich habe meine Zweifel, ob das wirklich besser ist, aber es ist
bezeichnend für die politische Stimmung im Land.
Brasilia:
Sao Paulo:
Fortaleza:
Belem:
Fotos aus:
https://www.facebook.com/AnonymousBr4sil?fref=pb&hc_location=profile_browser
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