Nach vier Wochen Deutschlandreise bin ich wieder zurück
in brasilianischen Stadien. Die Situation hat sich für die Cariocas Vasco und
Fluminense am sechstletzten Spieltag dramatisch zugespitzt. Beide sind extrem abstiegsbedroht.
Flamengo hingegen ist gerettet und Botafogo macht sich daran auch noch die
Qualifikation zur Copa Libertadores zu verspielen.
Rio de Janeiro hat mich mit wunderbarem sonnigem „Frühlingswetter“
begrüßt. Ideal, um an der „Mauer“ in der Urca noch ein paar Bier zu trinken.
Ich treffe mich dort mit Jens und genieße die Aussicht. Die Urca ist ein recht
versteckter Stadtteil am Fuß des Zuckerhutes. Dort haben die Besitzer der Bar
Urca bemerkt, dass sie aufgrund ihrer, zwar schwer zugänglichen, aber
sensationell schönen Lage, Publikum anziehen können. Nun verkaufen sie an einer
Theke Bier und Pastetchen, die das Publikum auf die andere Seite der Straße bis
zu einer halbhohen Mauer nimmt und die Aussicht auf die Guanabara-Bucht
genießt.
Die Bar Urca genießt inzwischen so einen guten Ruf,
dass man kaum noch Platz findet auf der Mauer. Leider verlangt der Wirt
inzwischen auch R$10 (€3,30) für eine Flasche brasilianisches Bier. Viel zu
teuer. Aber was soll´s, es handelt sich wirklich um ein gesegnetes Stück Erde
und das Wetter war phänomenal. Doch nach ein paar Bier musste ich mich wieder
von Jens verabschieden und die engen Straßen und Brücken aus der Urca
hinausfinden, um die U-Bahn in Richtung Maracanã zu nehmen.
In Vascos Stadion São Januário werden gerade
Reparaturarbeiten am Dach durchgeführt, deshalb wurde ins Maracanã ausgewichen.
Am Parkplatz der Uni gegenüber des Stadions treffe ich Camilo und seine Gang.
Sie haben den Kofferraum voller Bier und glühen auf das Spiel vor. „Wenn Vasco
heute verliert, dann sind wir abgestiegen.“, heißt die pessimistische Meinung
in der Runde.
Der Verein hat den Eintrittspreis auf R$10 gesenkt,
um im Abstiegskampf auf die Unterstützung der Fans bauen zu können. Der Ruf
wurde erhört und alle verfügbaren 57.000 Tickets verkauft. Um das Stadion war
schon die Hölle los, als wir beschlossen hinein zu gehen.
Schon unter der Woche war das Maracanã einmal
ausverkauft, als Flamengo seine Halbfinalbegegnung des brasilianischen Pokals
absolvierte und gewann. Es scheint, als ob die Cariocas plötzlich wieder den
Geschmack am Fußball gefunden haben. Was sind die Gründe dafür? Sicherlich handelt
es sich um wichtige Spiele und der Eintrittspreis (im Falle von Vasco) wurde
deutlich gesenkt. Außerdem ist das Maracanã leichter zu erreichen, als São Januário.
Ausverkauft zeigt das Maracanã seine Schönheit. Ich
muss es immer wieder wiederholen: die Akustik ist fantastisch. Damit war die
Atmosphäre auch begeisternd. Doch das Spiel begann schlecht. Santos ging mit
2:0 in Führung und Vascos Star Juninho Pernambucano verletzte sich so schwer,
dass er wohl heuer nicht mehr spielen wird. Aber dann kam die Reaktion: noch
vor der Halbzeit gelang der Heimelf der Anschlußtreffer.
In der zweiten Halbzeit kam Vasco wie ausgewechselt
aus der Kabine zurück und hätte eigentlich das Spiel noch drehen müssen. Es
reichte nur zu einem Unentschieden. Mit Abpfiff kam die Nachricht, dass
Fluminense 0:1 verloren hat und damit auf die Abstiegsränge gefallen ist. Vasco
ist vorerst auf dem rettenden Ufer.
Auch Spitzenreiter Cruzeiro gewann sein Spiel und
ist jetzt nur noch drei Punkte vom Titelgewinn entfernt. Die Wahrscheinlichkeit
den neuen Meister schon am nächsten Spieltag, also am Mittwoch, zu küren ist
somit groß.
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