Weiter geht
die Reise nach Fortaleza. Die Stadt an der Nordküste erwartet uns mit viel Sonne
und Hitze. Sie wird im Juni auch ein Spiel der deutschen Nationalmannschaft
sehen. Fortaleza ist ein beliebter Urlaubsort der Brasilianer, da es hier
schier endlose Sandstrände und türkisblaues Meer gibt. Aber wir sind ja hier,
um Fußball zu sehen.
Fußball traf
in Brasilien unabhängig voneinander an verschiedenen Orten aus Europa ein und
breitete sich anschließend zunächst nur lokal aus. So war das auch in
Fortaleza. Dort bestanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts enge Kontakte mit
Paris, weshalb diese Zeit auch „Belle Époque“ genannt wird. Die Gründer des Fortaleza
EC wählten zudem die französischen Nationalfarben für ihr Klubwappen aus.
Bis heute ist
Fortaleza ein bürgerlich geprägter Verein, der sich auf lokaler Ebene
emotional aufgeladene Derbys mit dem Stadtrivalen Ceará liefert. Der
wiederum betont bewusst die regionale Verbundenheit und lehnt ausländische
Einflüsse ab. Obwohl Fortaleza eine der wichtigsten Städte des Landes ist,
haben beide Vereine Schwierigkeiten, in den nationalen Meisterschaften
mitzuhalten. Die meiste Zeit verbringen sie in der zweiten Liga und somit fern
der überregionalen Titel.
Wir besuchen zunächst das Vereinsgelände
von Ceará. Stolz präsentieren
Vereinsverantwortliche einen Raum nach dem anderen: medizinische Abteilung,
Fitnessstudio und Umkleidekabinen. Im Zentrum des Geländes steht ein kleines
Stadion, das aber nur zu Trainingszwecken genutzt wird. Wir überqueren den
Platz und bestaunen den Trophäenraum. Kuriosestes Stück ist eine Ansammlung von
Fundstücken aus dem Stadion, darunter mehrere Waffen.
Später besuchen wir das Vereinsgelände von
Fortaleza im Stadtteil Pici. Die Stadt scheint ständig im Stau zu stehen und so
gestaltet sie der Transport mühsam. Erneut werden wir freundlich empfangen und
durch die jetzt blau-weiß-roten Anlagen geführt. Fortaleza hat ein eigenes
Stadion für 7.000 Fans, das tatsächlich manchmal noch genutzt wird. Am Eingang
prangen stattliche Löwen, das Vereinsmaskottchen.
Normalerweise nutzen beide Vereine das
öffentliche Stadion Castelão, das eine für die Militärdiktaturzeit typische
Betonschüssel ist. Einst fanden dort über 100.000 Zuschauer Platz. Für die WM
ist nur die Fassade erhalten geblieben, während der Innenraum komplett
umgestaltet und auf eine Kapazität von etwa 60.000 verringert wurde. Das
Stadion stand ursprünglich zwischen großen Ausfallstraßen am unbewohnten
Stadtrand. Heute liegt es inmitten eines riesigen Slums, was den
WM-Organisatoren durchaus Sorge bereitet.
Am Abend steht noch eine Begegnung der
lokalen Meisterschaft im Castelão auf dem Programm. Zu
sehen bekamen wir die Begegnung Ferroviário – Itapipoca 0:0. Ferroviário ist
der dritte Verein der Stadt Fortaleza. Er wurde 1933 von Arbeitern der lokalen
Eisenbahnlinie gegründet. Insgesamt spielte er schon sechs Jahre in der ersten
brasilianischen Liga. Aber die großen Zeiten sind wohl vorbei. Der letzte
Titelgewinn liegt schon 18 Jahre zurück.
Dementsprechend traurig war die Situation
im nagelneuen Castelão. Auf der
einen Seite konnten wir das schicke WM-Stadion sehen, auf der anderen Seite
verliefen sich hier keine 1.000 Zuschauer. Immerhin konnten sie sich sicher
sein, dass die Spieler ihre Rufe hören konnten. Aber es half nichts, selbst
gegen den Provinzverein und Tabellenletzten Itapipoca kam man nicht über ein
0:0 hinaus. Ferroviário steht damit auf dem vierten Platz, während
Fortaleza einsam seine Kreise an der Spitze dreht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen