Ich war diese Woche mit einer Gruppe deutscher
Fußballfans in São Paulo. Am Dienstag hatten wir das Glück ein Spiel des
Juniorenpokals zu sehen. Aber unser erster Weg am Nachmittag führte uns in das
Fußballmuseum im Pacaembu Stadion. Das Museum ist sehr empfehlenswert, denn es
dokumentiert mit viel Technik, Filmen und guter Laune den brasilianischen
Fußball. In der Eingangshalle befand sich eine Sonderausstellung mit dem Titel „Fußball
aus Papier“. Gezeigt wurden Sammlerstücke, die Fußballfans als Erinnerung
bewahren. Auflage ist es, dass diese aus Papier sein müssen. Unter den Objekten
befinden sich Eintrittskarten, Paniniheftchen oder Mitgliederausweise.
Die Dauerausstellung beginnt im unteren Geschoss mit
den Lebensläufen der wichtigsten brasilianischen Spieler. Sehr gelungen finde
ich im Anschluss eine Instalation, an der man sich Radiofußballreporter aus
verschiedenen Epochen anhören kann. Gleich daneben berichten berühmte
Journalisten von den schönsten Toren ihrer Karriere.
Von da geht man in den zweiten Stock durch mehrere
Leinwände mit Projektionen von Fangesängen. Der erste Saal im Obergeschoss
beschäftigt sich mit den Anfängen des brasilianischen Fußballs. Eine große
Figur ist hierbei der deutschstämmige Mulatte Friedenreich, der einer der
ersten Dunkelhäutigen war, deen es gelang in den Klubs der Oberschicht zu
spielen. Bis in die zwanziger Jahre war der Fußball in Brasilien ein Sport der
Oberschicht.
Der zentrale Raum der Ausstellung beherbergt im Anschluss
nur ein Video mit den Toren des WM-Finales von 1950. Der Saal hat den Namen „Übergangsritus“,
denn das Spiel stellt eine Art „Stunde Null“ der modernen brasilianischen
Republik dar. Aber danach begann auch die Siegesserie der Seleção, die im Folgenden,
auch historisch eingebettet gezeigt wird. Nach einer Hommage an Pelé und
Garrincha betritt man den Raum der “Kuriositäten“. Hier findet man das beste
Stück des Museums: eine Tafel zum Thema Schiedsrichter. In ihr ist ein Video eingelassen,
in dem Mütter von Schiedsrichtern interviewt werden. Dies ist eine Anspielung
auf das Schimpfwort „Hurensohn“, das sich die Schiris oft anhören müssen. Das
Obergeschoss endet mit einer filmischen Aufarbeitung markanter Szenen des
brasilianischen Fußballs.
Zum Abschluss des Museums findet man neben
verschiedenen Spielereien, wie Torwandschießen und Kicker, Informationen zu den
verschiedensten Fußballklubs Brasiliens. Dem Museum gelingt es damit aus São
Paulo heraus zu gehen und wagt den Versuch ein Fußballmuseum für ganz Brasilien
zu sein. Kritisch sehen kann man, dass das Museum etwas unreflektiert die These
von Mario Filho übernommen hat, dass Brasilien rassistisch gewesen wäre, aber
diesen Rassismus mit Hilfe des Fußballs überwunden hätte. Heute wäre Brasilien
das einzige antirassistische Land.
Danach trafen wir ein paar Freunde von der Torcida „Dragões
da Real“ und fuhren zusammen mit ihnen im Bus in den Vorort Barueri, um dort
die Jugendmannschaften von São Paulo FC und Nacional zu sehen. Schon die Fahrt
war sehr spaßig, es wurde massenweise Alk und Rauch konsumiert. Dazu wurden
viele Lieder angestimmt. Draußen zog sich ein Gewitter zusammen, das sich am
Stadion entlud. Als wir ankamen konnten wir für etwa eine halbe Stunde den Bus
nicht verlassen, denn es ergossen sich wahre Wasserfälle.
Aber pünktlich zum Anpfiff waren wir im Stadion. Der
Juniorpokal ist ein sehr traditionelles Turnier, das immer im Januar im
Bundesstaat São Paulo ausgetragen wird. An ihm nehmen Mannschaften aus ganz
Brasilien Teil. Der Pokal dient für viele Fans zur Überbrückung der
Sommerpause. Er erlangte Berühmtheit, als es bei seinem Finale im Jahr 1995 zu
gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Fans von Palmeiras und São Paulo FC
kam. Die Zwischenfälle wurden live im Fernsehen übertragen und verdeutlichten
auch, wie wichtig der Wettbewerb ist.
Wir sahen ein
Achtefinale bei dem die Jugend von São Paulo FC haushoch überlegen war. Schon
zur Halbzeit stand es 5:1. Nacional konnte zu keinem Moment der Partie dagegenhalten.
Danach verflachte das Spiel sehr. In Barueri steht ein relativ neues und großes
Stadion, das dort von der Stadtverwaltung finanziert wurde, um ein lokales Team
in den oberen Ligen zu etablieren. Der Plan ging aber nur vorübergehen auf. Um
23.00h traten wir die Heimreise an und kamen gegen Mitternacht müde im Hotel an.
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