Wir sind schon am fünften Spieltag der Riomeisterschaft
angelangt und ich habe endlich mein erstes Spiel gesehen. Gemeinsam mit Leda
habe ich einen richtig schönen Ausflug in Rios Vororte gemacht. Auf dem
Programm stand das Duell des Aufsteigers Bonsucesso gegen Nova Iguaçu.
Am Zugbahnhof Bonsucesso befindet sich auch die
Talstation der Gondel über die Favela Alemão. Also beschlossen wir unseren
Ausflug mit der Gondelfahrt zu beginnen. Es geht zunächst steil bergauf und man
fährt 5 Bergstationen an. Von dort oben hat man einen unglaublichen Ausblick,
nicht nur auf die Favela, sondern über die Stadt, die Bucht, das Tijuca-Gebirge
mit Christusstatue und sogar das Engenhão-Stadion (zukünftiges Olympiastadion).
Die Gondeln erinnern stark an die in Skigebieten benutzen Gefährte. Ich habe
sogar gehört, eine österreichische Firma hätte in Rio gebaut.
Mir ist aber auch aufgefallen, wie leer die Kabinen,
in die sechs Personen sitzend passen, waren. Ich habe eben auch schon gehört,
dass die Stationen an ungünstigen Stellen errichtet wurden und deshalb für die
Anwohner unnütz sind. Somit wird die Gondelfahrt zu einer Touristenattraktion.
An der Endhaltestelle gibt es dann auch tatsächlich Souvenirständen. Für die
Rückfahrt müssen Einheimische R$1, Touristen aber R$5 zahlen.
Als wir zurück im Tal waren, beschlossen wir in die
Kneipe „A Portuguesa“ im Nachbarstadtteil Ramos zu gehen. Wie der Name schon
sagt, handelt es sich um eine typisch portugiesische Eckkneipe. Die Besitzerin
ist auch Fan von Vasco da Gama. Wir bestellten zunächst einen sensationellen
Jiló mit Speckfüllung.
Danach gab es ein Kabeljau-Omelette, das etwas zu
viel in der Hitze war. Die Kneipe war gut besucht und wir konnten verstehen,
warum sie so beliebt ist. Gute Küche und sympatische Angestellte sind
sicherlich kein falsches Rezept.
Doch dann ging es weiter zum Leonidas da Silva
Stadion, benannt nach dem Torschützenkönig der WM 1938, der aus Bonsucesso
stammte. Damit kann man auch schon erahnen, dass es sich um ein sehr
traditionelles Team handelt. Bonsucesso wurde schon 1913 gegründet und war
eines der ersten Teams aus den Vororten in der Riomeisterschaft. Der Stadtteil
hat seinen Namen von der Kapelle Unsere Liebe Frau des Bonsucesso (guten
Erfolgs), die im 18. Jahrhundert in den Zuckerplantagen der Region errichtet
wurde. Später wurde der Stadtteil zu einem wichtigen Zubringer für den Hafen
Rio de Janeiros.
Das Stadion gehört zu den romantischen
Fußballplätzen der Stadt. Es wurde 1947 als reines Fußballstadion eingeweiht.
Die Tribünen, die etwa 13.000 Zuschauern Platz bieten kleben geradezu am
Spielfeldrand. Die Akteure auf dem Platz hören jeden Kommentar von den Rängen. Besonders
auffällig ist die Doppelstöckige Haupttribüne, die sogar gut gefüllt war. Aber
Bonsucesso ist ein typischer Stadtteilklub und so findet man auch ein
Schwimmbecken und eine Turnhalle auf dem Vereinsgelände.
Das Spiel verlief nicht so gut für die
Heimmannschaft. Sie hatte zwar größere Spielanteile, konnte aber nie gefährlich
vor das gegnerische Tor kommen. Ganz anders Nova Iguaçu: jeder Angriff der
Gäste schien gefährlich und so gelang ihnen auch das sehenswerte 0:1 nach einem
Freistoß. Danach verlegten sie sich auf Konter und konnten auf 0:2 erhöhen. In
der zweiten Halbzeit verteidigten die Gäste den Vorsprung und gaben den Sturm
auf. Der Platz war übrigens furchtbar. Man konnte sich nie sicher sein wohin
der Ball tatsächlich springen würde. Aber eigentlich sind das die besten
Spiele.
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