Ich habe in den letzten Wochen mehrfach über die
Stadionneubauten Brasiliens zur WM berichtet. Aber Brasilien investiert auch in
infrastrukturelle Urbanisierungsmaßnahmen, um sich auf die kommenden Großereignisse
vorzubereiten. In Rio de Janeiro scheint es mir manchmal so, als ob die ganze
Stadt umgebaut werden würde. Die Investitionen sind hier sicherlich höher als
in anderen Städten, da Rio auch die Olympischen Spiele erwartet.
Das Olympiaprojekt teilt sich in vier Bereiche, in
denen die Wettbewerbe stattfinden sollen: Maracanã und Deodoro in der Nordzone,
Copacabana in der Südzone und Barra in der Westzone.
Quelle:
Wikipedia
Der normale Tourist kommt am internationalen
Flughafen auf der Gouverneursinsel (rechts oben) an und begibt sich mit einem
Taxi in die gut versorgte Südzone (also den Bereich der Copacabana). Er wird
kaum mit den anderen Bereichen in Kontakt kommen, die teilweise noch schlecht
erschlossen sind und ein prekäres Verkehrssystem haben. Somit ist der
verkehrstechnische Anschluss dieser Bereiche an die Südzone eine der großen
Herausforderungen Rio de Janeiros.
Dies gilt besonders für den Bereich Barra, der als
Neureichenviertel gilt und noch viel Bauland besitzt. Er wurde zum Spielball
der Immobilienspekulanten. In ihm wird am ehemaligen Formel1-Ring der
Olympiapark entstehen. Diese Anbindung soll durch den Bau dreier Schnellstraßen
geschehen:
Quelle:
Wikipedia
Die gelben Schnellstraßen „Avenida Brasil“ und „Linha
Amarela“ existieren schon und verbinden das Zentrum mit den Vororten. Schon
lange wären Querverbindungen, besonders durch U-Bahnlinien dazu notwendig. Man
versucht nun zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, in dem man auf den
neuen Schnellstraßen Exklusivfahrbahnen für das BRT-Bussystem mit Bahnhöfen
reserviert, die als Metroersatz dienen sollen.
Dabei verbindet die „Transcarioca“ (hellrot) den
Flughafen auf der Ilha do Governador mit den Stränden der Barra und ihren neuen
Hotels. Parallel dazu verbindet die „Transolimpica“ (dunkelrot) die
Olympiaeinrichtungen in Deodoro mit dem Olympiapark in Barra. Beide Linien
treffen sich ungefähr auf der Höhe des zukünftigen Olympiaparks. Schließlich
wird die „Transoeste“ (rosa) die Westzone erschließen. Diese Buslinien sollen
das schon existierende U-Bahnnetz der Südzone ergänzen:
Quelle:
Wikipedia
Im Norden gibt es schon über die grüne Linie
Verbindungen mit dem BRT-System. Im Süden werden die hellblauen Linien derzeit
mit Busen versorgt. Aber im Moment wird eine neue U-Bahnlinie von Ipanema, über
die PUC, in Richtung São Conrado und Barra gebaut. Hier sollen bis spätestens
2016 Züge verkehren und so alle vier Olympiabereiche verbinden. Aber nicht nur
in den Transport, sondern auch in Sport und Kultur wird investiert. Hier einige
Projekte aus den vier Bereichen:
Barra
Schon für die Panamerikanischen Spiele 2007 wurden
verschiedene Sportanlagen im ehemaligen Formel1-Ring errichtet. Im Bild die Olympiahalle
für Basketball und Turnen.
Sicherlich eines der größten Projekte ist die Linie
4 der U-Bahn, die die Barra mit der Südzone verbinden wird. Dafür muss ein
Tunnel durch das Tijucagebirge geschlagen werden.
Copacabana
Direkt am Strand von Copacabana werden außer Beachvolleyball
auch der Triatlon und der Schwimmmarathon ausgetragen werden. Das Alles mit Blick
auf den Zuckerhut.
Ebenfalls in der Südzone liegt das Ruderstadion an
der Lagune.
Maracanã
Viele Favelas werden im Moment urbanistisch
erschlossen. Im Bild die Bauarbeiten für die Endstation am Hauptbahnhof des
Lifts, der zum Providenciahügel hinauf führt. Ähnliche Lifts und Aufzüge werden
in anderen Favelas, wie zum Beispiel dem Complexo do Alemão gebaut.
Im Bereich Maracanã liegt auch das zukünftige
Olympiastadion Engenhão, das in die engen Gassen der Nordzone gedrängt wurde.
Deswegen werden jetzt die Anfahrtswege erweitert. Im Bild die Zufahrt zur Linha
Amarela. Einige Wohnhäuser mussten dazu weichen. Diese Zwangsenteignungen sind
immer kompliziert und einer der zentralen Gründe für Proteste.
Deodoro
Deodoro, weit in der Nordzone gelegen, wird von den
Organisatoren als das wichtigste Sozialprojekt gepriesen. Man will sportliche
und kulturelle Anreize in diese entlegenen Vororte bringen. Schon 2007 haben
hier die Reitwettbewerbe stattgefunden. Aber auch Kanu, BMX, Sportschießen und
Hockey ist für Deodoro angesetzt.
In dem Eck zwischen den Bereichen Maracanã und
Copacabana befindet sich das historische Zentrum Rios. Dort wurde besonders das
Viertel des alten Hafens als Investitionsmöglichkeit entdeckt und erfährt
deshalb umfassende Renovierungsarbeiten. Diesem Bereich werde ich mich morgen
in einem gesonderten Bericht widmen.
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