Es tut sich was im brasilianischen Profifußball.
Darüber wurde in den letzten Wochen auch in der deutschen Presse berichtet: http://www.11freunde.de/artikel/warum-neymar-und-co-brasilien-bleiben und http://www.zeit.de/sport/2012-11/brasilien-fussball-seedorf-neymar/komplettansicht.
In beiden Artikeln wird über die verbesserte
finanzielle Situation der ersten brasilianischen Liga, die nun schon als die
sechst reichste der Welt, nach den Big 5 aus Europa, gilt. Folge und Indikator
dieser Veränderung wäre eine Zunahme an international bekannten Stars in den
brasilianischen Mannschaften und besonders der Verbleib des Talents Neymar bei
Santos.
Im Prinzip stimme ich mit der Beobachtung überein,
dass sich das Kräfteverhältnis zwischen Europa und Brasilien zu Gunsten der
Südamerikaner verändert, wenn auch nur langsam. Aber ich denke es müssen einige
Informationen zurecht gerückt werden.
Es mag viele verwundern, aber die berühmten
brasilianischen Erstligaklubs sind alle tief verschuldet. Am schlechtesten sind
die Bilanzen bei Flamengo und Fluminense, die dem Fiskus über R$100 Millionen
(€40 Millionen) schulden. Das ist der Grund für - sagen wir - kreative
Finanzierungsmethoden. Kein Sponsor kann einem Verein direkt Geld aufs Konto
überweisen, denn das würde sofort vom Staat fiskiert werden. Deshalb sind
Fußballsponsoren dazu übergegangen indirekte Finanzierungswege zu finden. So
bezahlte zum Beispiel eine große Brauerei die Renovierung des Restaurants und
der Bar im Vereinsheim von Fluminense. Die Gelder flossen direkt auf das Konto
der Baufirma.
Quelle: http://esporte.uol.com.br/futebol/ultimas-noticias/2012/12/08/clubes-da-serie-a-do-campeonato-brasileiro-de-2012-devem-juntos-mais-de-r-2-bilhoes.htm
Ähnlich geht man bei der Bezahlung von Stars wie Ronaldinho Gaúcho, Seedorf, Fred oder Neymar vor. Diese Spieler sind eigentlich bei Sponsoren und nicht bei Vereinen unter Vertrag. Man könnte also auch sagen, dass nicht brasilianische Fußballverein sondern brasilianische Unternehmen reicher geworden sind.
Quelle: http://esporte.uol.com.br/futebol/ultimas-noticias/2012/12/08/clubes-da-serie-a-do-campeonato-brasileiro-de-2012-devem-juntos-mais-de-r-2-bilhoes.htm
Ähnlich geht man bei der Bezahlung von Stars wie Ronaldinho Gaúcho, Seedorf, Fred oder Neymar vor. Diese Spieler sind eigentlich bei Sponsoren und nicht bei Vereinen unter Vertrag. Man könnte also auch sagen, dass nicht brasilianische Fußballverein sondern brasilianische Unternehmen reicher geworden sind.
Außerdem muss man sich fragen, welchen sportlichen
Wert diese Spieler haben und was das über das Niveau der Liga aussagt.
Sicherlich die Liste der Stars ist heutzutage lang: Zé Roberto, Forlan, D´Allesandro,
Luis Fabiano, Neymar, Ronaldinho Gaúcho, Fred, Deco, Thiago Neves, Wagner Love,
Liedson, Seedorf, Juninho Pernambucano, Robinho und auch Ronaldo Fenômeno,
Roberto Carlos. Aber ganz ehrlich, außer Neymar sind das alles alternde
Ex-Stars, die in Europa niemand mehr haben will, die aber in Brasilien noch
einen guten Preis erzielen. Selbst Robinho war zu einer Rückkehr zu Santos
gezwungen, als er bei Manchester City aussortiert wurde. Seedorf, als einziger
Europäer in der Liste, hat sich aus familiären Gründen zu dem Schritt nach
Brasilien entschieden, da seine Frau Brasilianerin ist.
Neymar ist der einzige Sonderfall in dieser Liste.
Er ist jung und wird von vielen Klubs in Europa angefragt. Er wurde zu einem
Ausdruck des brasilianischen Nationalgefühls des „Schönen Spiels“. Das ist der
Grund, dass seine Sponsoren so tief in die Tasche greifen und ihn in Brasilien
halten. Denn so können sie – die Sponsoren und nicht die Klubs – in einem
expandierenden Markt Geschäfte machen.
Die Brasilianer lieben ihre Altstars, denn sie sind
tatsächlich die besten Spieler in der Liga. Das spricht aber eher gegen die
Meisterschaft, denn wie kann es sein, dass Spieler, die in Europa ausrangiert
wurden, zu Leistungsträgern werden? Das heißt doch, dass das Leistungsniveau in
Brasilien bedenklich ist.
Viele Brasilianer haben das auch bemerkt und
verfolgen europäische Ligen im Fernsehen. Es gibt sogar schon Fanklubs von
Barcelona, Real und Milan. Denn die sogenannte „Neue Mittelklasse“ Brasiliens
könnte sich nicht nur die Eintrittspreise für die heimische Liga leisten,
sondern auch die Pay-per-View Pakete aus Europa. Im Allgemeinen ist der
brasilianische Fußballfan sehr gut über die Big 5 informiert. Der
Zuschauerschnitt liegt weiterhin bei 13.000, das etwa 42% Auslastung entspricht: http://globoesporte.globo.com/futebol/brasileirao-serie-a/publico-brasileirao.html. Das
heißt die Leute investieren ihr Geld eben nicht in Spiele in heimische Stadien,
sondern in TV-Spiele mit den brasilianischen Stars Kaká, Hulk, Pato, Robinho,
Thiago Silva, Marcelo, David Luiz, Luiz Gustavo, Dante oder auch Stars anderer
Nationalitäten, wie Messi, Ronaldo und Schweinsteiger, in europäischen
Mannschaften.
Es könnte also sein, dass wir gerade den Beginn
grundsätzlicher Veränderungen der Finanzstruktur und der Qualität der
brasilianischen Fußballiga beobachten. Aber es fehlt noch viel, um diesen Wandel
tatsächlich zu vollziehen.
1 Kommentar:
Dieser Trend zur "Globalisierung" ist auch in Europa festzustellen, besonders in Ländern, in denen die besten Spieler, ähnlich wie in Brasilien, der heimischen Meisterschaft sehr früh den Rücken kehren. Aus eigener Anschauung kenne ich das aus Portugal, einem fußballverrückten Land mit drei nationalen Tageszeitungen, die sich ausschließlich dem Thema Fußball widmen.
Ein Erstligaverein wie Beira-Mar bringt es dort in den bislang ausgetragenen sechs Heimspielen der laufenden Saison gerade mal auf insgesamt (!) 9.731 Zuschauer. Gleichzeitig werden in den Restaurants, die in Portugal praktisch alle über mehrere Fernseher für Fußballübertragungen verfügen, fast ausschließlich Partien der Premier League oder der Primeira División gezeigt. Der normale Fan interessiert sich neben den "großen Drei" (Benfica, Sporting, Porto) heute viel mehr für Real Madrid oder Manchester United, als eben beispielsweise für Beira-Mar.
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