Gestern konnte ich nach längerer Pause endlich mal
wieder ein Spiel des Libertadores-Pokal genießen. Der Vertreter Rio de Janeiros
Fluminense hatte ein schweres Auswärtsspiel gegen Grêmio in Porto Alegre. Ich
akkreditierte mich bei Fluminense und konnte so das Spiel auf Großbildleinwand
im Vereinsheim in Laranjeiras anschauen, das sich in dem Gebäude der
Haupttribüne aus dem Jahr 1920 befindet.
Eine große brasilianische Brauerei hatte erst vor
kurzem das Restaurant und das Vereinsmuseum renoviert und diese Räume stehen
den Besuchern der Live-Übertragung offen. Ich kam also früh an, um einen Blick
in das Vereinsmuseum zu werfen. Mir wurde sogar eine kurze Privatführung mit
meinem Guide João Pedro angeboten. Das Museum ist schön gemacht und mit allen
technischen Spielereien ausgestattet, die heute von einem Museum verlangt
werden.
Fluminense ist der älteste Fußballklub Rio de
Janeiros und so widmet sich der erste Raum der Vereinsgründung und zeigt
verschiedene Memorabilien, wie Fotos und ein Sakko in den Vereinsfarben. Der
Klub lebt auch sehr von kuriosen Ankedoten, wie dem „Superathleten“ Preguinho,
Sohn des Vereinspräsidenten, der in 10 Sportarten trainierte, dem
Schriftsteller Nelson Rodrigues und den Videoaufnahmen der Rolling Stones im
Vereinsheim. Mehrere Videoaufnahmen zeigen berühmte Fans von Fluminense. Mein
Favorit ist Careca, der immer einen Sack Talg mit ins Stadion nahm und um sich
warf. Der erste Saal endet mit einer platzsparenden Videoinstalation, die der
Besucher selbst bedienen kann, um sich über die Klubgeschichte zu informieren.
Im zweiten Raum befindet sich im Moment eine
Fotoausstellung zur letztjährigen Meisterschaft. Herzstück des Museums ist der
letzte Raum, in dem die Trophäen gezeigt werden. Hier findet man die Pokale der
vier Meisterschaften, des Pokalgewinns und des Weltpokals von 1952. Fluminense
ist besonders stolz auf den „Olympischen Pokal“ des IOC, der wegen besonderer
olympischer Verdienste verliehen wird und Fluminense weltweit der einzige
Fußballverein ist, der diese Trophäe je erhielt. Zum Schluß gibt’s noch was zum
Spielen: Man kann sich für eine Fluminenseansichtskarte fotografieren lassen und
diese als Andenken an eine Emailadresse verschicken. Das habe ich natürlich
gemacht.
Direkt gegenüber des Museums befindet sich das
Restaurant, ganz in den drei Farben rot-weiß-grün gehalten. Als ich dort ankam
waren schon alle Sitzplätze besetzt und auf den zahlreichen Bildschirmen lief
das Spiel Real Atlético (Per) – Cerro Porteño (Par). Nicht Mitglieder mussten
stolze R$120 (fast €50) berappen, um Zugang zu bekommen, dafür gab es Freibier.
Ich zwängte mich auf eine Bank im Hinterzimmer und begann die Speisekarte zu
studieren, die mir gefiel. Angeboten wurde ein Querschnitt durch die typisches
Kneipenküche Rios: Bohnensuppe, Grillwürste, Kabeljaubällchen, panierte
Hähnchen, Rippchen oder einfach Pommes. Der Preis war ok.
Um 22.00h begann dann endlich das Spiel. Die
Anwesenden waren aufgrund des Freibiers schon gut angetrunken. Fluminense
musste ohne seine verletzten Stammkräfte Fred, Thiago Neves, Wellington Nem und
Deco antreten. Deswegen sah ich eigentlich schwarz, aber siehe da: Fluminense
dominierte das Spiel. Gegen Ende der ersten Halbzeit wurde Cris von Grêmio vom
Platz gestellt und in der zweiten Halbzeit hätte Fluminense eigentlich das
Spiel gewinnen müssen.
In der 64. Minute schoß dann sogar Rhayner (!) ein
Tor, aber der Schiedsrichter sah – ungerechtfertigter Weise – Abseits. In Rios
Stadien ist im Moment der Alkoholausschank verboten. Ich bin komplett gegen
diese Maßnahme und die gestrige Partie hat mich mal wieder bestätigt. Die
Fluminensefans um mich waren in der zweiten Halbzeit einfach so gut drauf mit
ihrem Freibier. Bei der Szene des nichtgegeben Tors kniete einer sogar neben
mir nieder. Insgesamt war es doch wieder ein sehr vergnüglicher Abend.
Für Fluminense ist das Ergebnis nicht schlecht, denn
jetzt genügt beim letzten Heimspiel nächste Woche gegen Caracas ein
Unentschieden. Gleiches gilt für Grêmio bei seinem Auswärtsspiel in Huachipato.
Von den anderen Brasilianern sind Atlético -MG und Corinthians schon durch,
Palmeiras gut plaziert und nur São Paulo muss noch kämpfen.
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