Wie schon öfter in diesem Blog erwähnt sind die zwei
wichtigsten Stadien Rios -das Maracanã und das Engenhão – im Moment
geschlossen. Das São Januário-Stadion von Vasco wurde für Stadtderbys als nicht
geeignet erklärt. Deshalb finden die Play-Offs der Riomeisterschaft in dem
knapp zwei Stunden entfernten Ort Volta Redonda statt. Dort befindet sich ein
20.000 Zuschauer fassendes Stadion, das 2004 modernisiert wurde.
Und so machte sich unsere Fußballkarawane auf den
Weg in die Stadt der Stahlindustrie.
Gleich nach den Serpentinen des Araras-Gebirges gelangt man in den Ort Piraí,
wo Ricardo Teixeira stolzer Besitzer einer Farm ist. Wir beschlossen hier im
Fischrestaurant „Bar do Peixe“ zu Mittag zu essen. Uns erwartete eine
überraschend ausgefeilte Küche. Als Vorspeise bestellten wir klasse Bällchen
aus Tucunaré-Fisch, der aus dem Amazonas kommt. Unsere Hauptspeise war ein
frittierter Traira-Fisch mit einer Sauce aus der Macadâmia-Nuss, dazu gab es
Reis, Kartoffelbrei und Pirão, ein Brei, der aus Maniok und Fischsud gemacht
wird. Der Fisch war sehr gut, nur leider die Sauce etwas zu schwer. Bei der
Gelegenheit erfuhren wir auch, dass der Ort Piraí ein Zentrum der Macadâmiaproduktion
ist.
Mit neuem Wissen und frisch gestärkt legten wir die
letzten Kilometer bis Volta Redonda zurück. Die Industriestadt mit ihren
250.000 Einwohnern ist nicht gerade eine touristische Sehenswürdigkeit. An
ihrer Hauptstraße befindet sich alle wichtigen Gebäude der Stadt: die
Stadtverwaltung, das Stadion und der Hochofen.
Leda und Carol mussten ihre im Internet gekauften
Eintrittskarten erst noch an einem Schalter abholen. Als wir dort 40 min vor
dem Spiel ankamen, war dieser jedoch geschlossen. Einer der Stewarts
informierte uns, dass dieser Schalter nur bis zu einer bestimmten Uhrzeit
geöffnet wäre. Nach unseren Protesten bemühte er sich jedoch um eine Lösung des
Problems und tatsächlich wurde der Schalter wieder geöffnet. Insgesamt fand ich
das Prozedere viel zu kompliziert. Leda benötigte etwa fünf Minuten, um an ihre
Karten zu kommen. Wenn eine größere Anzahl Fans im Internet gekauft hätten,
wäre der Schalter völlig überlastet gewesen.
Dann konnten wir endlich ins Stadion gehen, das in
einer kitschigen Billigversion moderner Architektur erbaut wurde. Die
Haupttribüne wird unter der Woche von Arztpraxen genutzt. Im Stadion sind die
Tribünen, trotz fehlender Leichtathletikbahn, unglaublich weit vom Spielfeld
entfernt, da eine Straße für Rettungsfahrzeuge gebaut wurde. Und trotz dieses
Abstandes wurde ein Käfiggitter um den Platz errichtet, das die Sicht
beeinträchtigt. Es handelt sich, um eines dieser widersprüchlichen Resultate des
aktuellen Sicherheitswahns. Die Angst vor einem Platzsturm zwingt zum Zaun, der
Zaun zwingt zur Straße für Rettungsfahrzeuge, die Straße und der Zaun
beeinträchtigen die Sicht in einem angeblich modernen Stadion.
Etwa 6.000 Zuschauer wollten das Halbfinale der
zweiten Phase der Riomeisterschaft sehen. Überraschend konnte sich der kleine
Verein aus Resende qualifizieren und brachte ein paar hundert Fans mit, die
guter Dinge waren. Das legte sich aber bald, denn der Favorit Botafogo führte
schon zur Halbzeit mit 3:0. Resende hatte dem nichts entgegen zu setzen und
verschoss sogar einen Elfmeter. Man muss sich fragen, wie es Flamengo geschafft
hat schlechter als Resende zu sein?
Nach dem 4:0 verließen wir das Stadion, um dem Stau
zu entfliehen und zügig nach Rio zurückfahren zu können. Es war klar, dass
nichts mehr passieren würde. Im anderen Halbfinale setzte sich ebenso der
Favorit Fluminense mit 4:1 gegen Volta Redonda durch. Auch hier muss man sich
fragen, wie es Vasco geschafft hat schlechter als Volta Redonda zu sein? Somit
stehen sich am nächsten Wochenende Botafogo und Fluminense im Finale gegenüber.
Letztere müssen das Spiel gewinnen, um zwei Entscheidungsspiele zu erzwingen.
Sollte Botafogo das Finale gewinnen, dann ist die Riomeisterschaft entschieden.
1 Kommentar:
Der Käfig und die „Straße" rund um das Spielfeld sind an Absurdität wirlich kaum noch zu überbieten. Auch so kann man Fans motivieren, sich das Spiel lieber im Fernsehen anzuschauen.
Sollte Botafogo den Titel holen, hätte das Orakel, über das Du zum Saisonbeginn geschrieben hast, Recht behalten.
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