Während Vasco da Gama ganz gut in der Tabelle steht,
sieht es beim Stadtrivalen Flamengo richtig schlecht aus. Der beliebteste
Verein Brasiliens befindet sich nur auf dem fünftletzten Platz und somit vier
Punkte vor einem Abstiegsplatz. Ein Sieg wäre da erfreulich, aber der heutige
Gegner war das drittplatzierte Grêmio.
Flamengo wurde im gleichnamigen Stadtteil in der
Südzone von bürgerlichen Athleten als Ruderklub gegründet. Erst 1911 verließen
mehrere Spieler im Streit den aristokratischen Stadtrivalen Fluminense und
gründeten die Fußballabteilung bei Flamengo. Seitdem tragen beide das ödipale
Derby Fla-Flu aus. Flamengo wurde im Verlauf seiner Geschichte zum Klub der
Massen und wird heute als Verein der kleinen Leute gesehen. Laut Umfragen sind
etwa 35 Millionen Anhänger von Flamengo.
Da sollte man meinen, dass die Spiele der
schwarz-roten immer ausverkauft sind. Aber nur etwa 15.000 Hartgesottene fanden
den Weg ins Engenhão Stadion in Rios Norden. Das Stadion wurde mit kompletter
Leichtathletik Ausrüstung für die Pan-Amerikanischen Spiele 2007 errichtet. Es
folgt europäischen Vorbildern und ist so etwas wie ein Prototyp für die
WM-Stadien.
Unterhält man sich mit Flamengofans, dann werden sie
immer darauf zurückkommen, dass ihr Team das größte der Welt sei, da es auf die
größte Fanmasse zurückgreifen kann. Flamengofans seien die leidenschaftlichsten
von allen. Wenn Flamengo die Meisterschaft gewinnt, wie das 2009 der Fall war,
dann füllt das durchaus das Maracanã. Aber wenn das Team in Krise ist, dann
bleiben die ganzen Erfolgsfans daheim.
Da beschließe ich doch lieber das Spiel mit den
Gästefans in der Nordkurve anzuschauen. Grêmio aus Porto Alegre in Südbrasilien
hat einen legendären Fanklub mit Namen „Geral“. Er kennzeichnet sich dadurch
aus, dass er Lieder aus dem benachbarten Argentinien ins Portugiesische
übersetzt und diese ununterbrochen bei Sieg oder Niederlage 90 Minuten durchsingt.
Porto Alegre ist etwa 1.500km von Rio entfernt, aber etwa 500 in Rio wohnende
Portoalegrenser halten die blau-weiß-schwarzen Farben ihres Vereins hoch.
Schon als die Mannschaften einlaufen stimmen sie
ihre mantra-artigen Lieder an und verstummen nicht mehr bis zum Schlußpfiff.
Bei Grêmio spielt im Moment ein bekanntes Gesicht: Zé Roberto (ex-Leverkusen,
-Bayern, -HSV), der meines Erachtens der beste Mann auf dem Platz war. Mitte
der ersten Halbzeit konnte Grêmio zum Jubel der "Geral" 1:0 in Führung gehen.
Aber in der zweiten Halbzeit bestimmte Flamengo das Spiel und kam zum
verdienten Ausgleich durch einen perfekt geschossenen Freistoss von Adryan. Zum
Schluss war das Unentschieden sogar schmeichelhaft für die Gaúchos aus dem Süden.
Das Engenhão ist zwar ein etwas kalt wirkendes
Stadion, indem kaum Stimmung aufkommt. Aber es ist gut an den öffentlichen
Nahverkehr angebunden. Direkt neben dem Ausgang befindet sich der Bahnhof,
indem schon ein Zug in Richtung Zentrum wartet. Von dort führen Busse oder U-Bahnen
weiter in die Südzone oder andere zentrale Stadtteile. Der Heimweg ist also
meist, wie auch heute, unproblematisch.
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