Die aktuelle
Ausgabe des besten österreichischen Fußballmagazins der Welt „Ballesterer“
beschäftigt sich mit dem Schwerpunktthema „Brasilien“. Auch ich hatte die Ehre
an dem Werk, mit einem Text über ein Fußballturnier der Indianer, mitarbeiten zu dürfen. Der Kauf des Heftes sei also wärmstens empfohlen. Noch bis Anfang März
ist die Ausgabe im Zeitschriftenhandel erhältlich. www.ballesterer.at
Ballesterer-Gründer Reinhard Krennhuber war in Rio de Janeiro und
Salvador unterwegs und liefert ein
Stimmungsbild aus dem Land des fünffachen Weltmeisters. Rekordweltmeister Brasilien bereitet sich auf die
Heimweltmeisterschaft im Sommer 2014 vor. Stadien werden errichtet, das
Verkehrsnetz und die Infrastruktur ausgebaut und auch das Nationalteam gleicht
einer großen Baustelle und droht am Erwartungsdruck der Öffentlichkeit zu scheitern.
Ich nehme seine
Einschätzungen als Vorlage auf und antworte auf einiger seiner Eindrücke.
Reinhard beschreibt recht schön die Gefühlslage von Mitgliedern der sozialen
Bewegungen. Dabei wird oft von diktatorischem Regierungsstil geredet, bei dem
das Volk kein Mitspracherecht hätte. Sicherlich hat man oft das Gefühl, dass
der Zwang der Deadline dazu führt, dass oft schnell, unüberlegt und nicht
gerade demokratisch entschieden wird. Auf der anderen Seite haben gerade die
Indianer im Indio-Museum (neben dem Maracanã) einen kleinen Sieg errungen, denn
das Indio-Museum wird jetzt unter Denkmalschutz gestellt und nicht abgerissen.
Auch konnte Marcelo
Freixo etwa 1.000.000 Stimmen bei der letzten Bürgermeisterwahl in Rio
gewinnen. Sein Wahlprogramm war es die Unzufriedenen der Sportgroßereignisse
für sich zu gewinnen. Seine fast 30% der Stimmen waren, aus meiner Sicht, ein
deutliches Zeichen für die Regierung. Ich halte das Gerede vom diktatorischen
Regierungsstil für ziemlich überzogen. Brasilien ist eine gut funktionierende
Demokratie. Die Sportgroßereignisse sind oft eine Last für die Bevölkerung,
aber pauschalisierende Meinungen, wie „Alles ist super“ oder „Alles ist
Scheiße“ beschreiben natürlich nicht ausreichend die Realität.
Das bezieht sich auch auf die Aussage eines Aktivisten zu den „Gratisstudien“ für Reiche. Das ist nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig, denn seit ein paar Jahren gibt es ein Quotensystem für sozial Benachteiligte. Ich würde diese Aussage des Aktivisten auch hinterfragen: Was genau hat das Studiensystem mit einer WM zu tun? Worauf stützt sich die Erwartung, dass Unis wegen einer WM verbessert werden? Das erscheint mir nicht logisch. Ganz abgesehen davon, dass ich als Lehrbeauftragter sagen, kann, dass es Defizite gibt, aber es wurde in den letzten Jahren extrem in die Unis investiert.
Schließlich das ewige Thema
der Fangewalt: Nicht nur in Brasilien, sondern auch in vielen europäischen
Ländern wird dieses Thema völlig überzogen. In Brasilien gibt es eine höhere
Kriminalitätsrate, als zum Beispiel in Deutschland, das gilt für innerhalb und
außerhalb der Stadien. Ich würde sogar sagen, dass heutzutage Stadien ein sehr
sicherer, da sehr bewachter Ort sind. Aber jede Kleinigkeit, die im Stadion
passiert wird von einer Hundertschaft von Journalisten beobachtet, die über
irgendwas berichten müssen.
Kurios ist, dass man in den
verschiedenen Bundesstaaten Brasiliens auf diese Frage verschieden reagiert.
Die schärfsten Regeln dürften heutzutage in São Paulo gelten, wo Fanklubs tatsächlich
oft nicht mehr mit ihren Fahnen ins Stadion kommen (Wie im Bericht
beschrieben). São Paulo gibt es auch eine, von der Polizei ausgestellte,
ID-Karte für Fanklubmitglieder. Viele Fans wollten sich natürlich nicht in
dieser „Big Brother“ Art registrieren lassen. Als man alle anderen Zuschauer
auch registrieren wollte, gab es einen Aufschrei. Die Mittel- und Oberschicht
wollte das natürlich nicht mit sich machen lassen.
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