Der Zug rattert durch Rios Vororte.
Und weiter geht es mit meinen Erkundungen in Rios
Nordzone. Diesmal ist der Stadtteil Madureira dran, indem sich zwei
Sambaschulen befinden: Portela und Império Serrano. Beide öffnen an Sonntagen
schon zum Mittagessen, wobei nur ein Gericht auf der Speisekarte steht:
Feijoada – der Bohneneintopf ist Brasiliens Nationalgericht. Eine Woche vor
Karneval ist der Besuch in einer Sambaschule Pflicht, deshalb mache ich mit Leda
und Carol aus, uns in der Império Serrano zu treffen.
Mit dem Zug komme ich um 14.00h in der 40 Grad Hitze
Madureiras an. Wir kaufen Eintrittskarten für R$5 und begeben uns ins Innere
der Halle der Sambaschule. Dort ist es sogar überraschend kühl. Zu so früher
Stunde ist noch nicht viel los und es verlieren sich nur ein paar
Alteingesessene, mit ihren Familien, in der weiten Halle. Auf der Bühne spielt
eine Sambaband mit einem unglaublich schlechten Sound, bedenkt man, dass der
Ort für Musikveranstaltungen gedacht ist. Wir kaufen für sozialverträgliche
R$15 Gutscheine für unsere Feijoada. Dazu gibt es einen Eimer Bier mit sechs
Dosen.
Feijoada wird aus Bohnen, Reis, verschiedenen
Fleischsorten, Maniokmehl (Farofa), Kohl und Orangen zubereitet. Dazu wäre etwas
Chilisauce und ein Caipirinha gut, was aber leider beides nicht angeboten wird.
Trotzdem ist die Feijoada sehr gut, nur etwas schwer, besonders bei der Hitze.
Man kann sich kaum vorstellen, dass man danach noch Samba tanzen kann. Das ist
sowieso nicht unser Plan. Wir verlassen die Sambaschule, um uns zum Stadion von
Madureira zu begeben, dass sich gleich auf der anderen Seite der Zuglinie
befindet.
Im Stadion ist es unglaublich heiß. Die Feijoada
schlägt jetzt so richtig auf den Magen und ich versuche mich mit Kaffe wieder
aufzurichten. Die sympathische Heimmannschaft empfängt heute den
Ausbildungsverein Audax. Das wird eine harte Nuss. Die Mannschaft von Audax hat
sich nach den Anfangsschwierigkeiten bei dem Spiel gegen Olaria gefunden und
spielt inzwischen aus einer sehr kontrollierten Betonabwehr heraus gezielte und
rasche Angriffe. Das ist genau das Rezept, das auch heute gezeigt wird.
Schon in der ersten Halbzeit erscheint mir Audax
überlegen. In der zweiten gelingen der Gastmannschaft dann rasch die beiden
Tore zu einer sicheren Führung. „Jetzt wird es schwer.“, denke ich mir. Zu der
taktischen Überlegenheit kommt auch noch eine etwas chaotische
Schiedsrichterleistung. Der Unparteiische hat es bei keiner Auswechslung
geschafft einen Spieler geregelt vom Platz gehen zu lassen und dann den
Auswechselspieler auf den Rasen zu rufen. Den Spielern von Audax ist diese
Unkonzentriertheit schnell aufgefallen und sie nutzten sie für gekonntes
Zeitspiel. In der letzen Aktion des Spiels gelingt dann aber doch noch der
Ehrentreffer für Madureira.
Tante Raquel schenkt mir Maracuja-Saft ein.
Beim Verlassen des Stadions treffe ich den
Hardcore-Fan Igor. „Ich fand das Spiel gar nicht so schlecht.“, erzählt er mir.
„Aber leider konnten wir die gute Leistung vergangener Spiele nicht
wiederholen. Jetzt gehe ich erst mal heim und trinke ein Bier, um mich zu
beruhigen. Am Mittwoch muss ich wieder fit sein zum Auswärtsspiel in Duque de
Caxias!“ Ich wünsche viel Glück und suche meinen Weg zum Bahnhof, um die
Rückreise anzutreten.
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