Gestern hatte ich meinen Tag am Meer. Gemeinsam mit
meiner Fußballtruppe machte ich mich auf den Weg in die Stadt Saquarema und
ihre Strände. Auf dem Spielplan stand das Spiel des dort beheimateten Vereins
Boavista gegen das Schlusslicht Olaria.
Nach etwa eineinhalb Stunden auf der ganz guten Autobahn
durch das Hinterland von Rio de Janeiro erreichten wir kurz vor der Ausfahrt
nach Saquarema noch die Mautstation, die uns unglaubliche R$15 abverlangte. Gleich
danach ging es rechts ab auf einen Schleichweg voller Löcher, der Fragen über
die Zulässigkeit der Maut aufkeimen ließ. Weitere 30 Minuten später erreichten
wir die ersten Häuser von Saquarema. Direkt gegenüber des Bacaxá FC gesellte
sich unsere lokale „Reiseleiterin“ Thaís zu uns.
„Bacaxá gegeg Barreira war früher unser Stadtderby.
Aber Bacaxá ist heute völlig dekadent. Barreira hat sich irgendwann in Boavista
umbenannt.“, klärte uns Thaís auf. „Aber gehen wir erst ein Mal was Essen. Wie
wäre es mit Fisch?“ Den Vorschlag nahmen wir dankend an.
Thaís führte uns zu der exzellenten Strandbar Pipica
am Itauna-Strand, in deren Hof mehrere Plastiktische und –stühle aufgestellt
waren. Mandelbäume mit weiten Kronen
spendeten großzügig Schatten und so war der Innenhof durch die Meerbrise sogar
angenehm kühl. Wir bestellten einmal quer durch die Speisekarte alles was mit
Meer zu tun hatte: Garnelenpastete, Krebsfleisch, Muscheln und eine Moqueca (Fischeintopf),
dazu Bier und Caipirinha.
Küche und Kellner waren eindeutig überfordert mit
der Masse der Strandtouristen, die zum Mittagessen in die Bar strömten, so zog
sich unser Aufenthalt über zwei Stunden hin. Aber wir wurden mit einem absolut
hervorragenden Mahl entschädigt. Außerdem hatten wir ja Zeit. Frisch gestärkt
überquerten wir die Straße, um noch eine halbe Stunde am Meer zu verbringen.
Leda und Carol warfen sich sogar in die Wellen. Der Strand war aber auch
wirklich schön, mit seinem weißen Sand und dem klaren Wasser.
Doch um 16.00h mussten wir uns in Richtung Stadion
aufmachen. Thaís erklärte uns noch den Weg, denn sie zog es vor am Strand zu
bleiben, statt 22 schwitzende Männer durch die 40 Grad Hitze rennen zu sehen. Das
schreckte uns aber nicht ab.
Saquarema ist mit seinen 75.000 Einwohner nicht
gerade groß und so fanden wir das Stadion schnell. Man sah ihm zwar an, dass es
schon älteren Semesters ist, aber der Verein ist ersichtlich bemüht, um eine
gute Instandhaltung. Die für einen Provinzklub durchaus stattlichen Tribünen
erstrahlten alle frisch gestrichen. Der Rasen war um einiges besser als in Caracas
am Mittwoch.
Der Verein Barreira wurde 2004 von einer Gruppe von
Unternehmern übernommen, die den Klub in Boavista umbenannten. Seitdem
versuchen sie in dem gemütlichen Strandort ihr Geld mit der Ausbildung und dem
Verkauf von Spielern zu verdienen. Dementsprechend gut sind die Sportanlagen.
Aber man sieht auch, dass es sich um einen
traditionellen Verein der Region handelt, denn die Haupttribüne füllte sich
beachtlich. Sogar einen Fanklub „Fúria” gibt es, der 90 Minuten um Stimmung
bemüht war. Nach einer zweifelhaften Entscheidung des Linienrichters erklärten
sie ihm die sexuellen Vorzüge seiner Frau.
Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt, denn
ein einziger gelungener Spielzug in der ersten Halbzeit führte zum Siegtor für
die Heimmannschaft. Olaria hat einfach keinen Sturm und kommt so auch trotz
Feldüberlegenheit nicht zu Toren. Der Verein aus Rios Norden ist für mich
Abstiegskandidat Nummer 1. Boavista entgegen verwaltete den Vorsprung
kräftesparend in der Hitze und hat jetzt sogar noch Chancen auf das Halbfinale
in zwei Wochen.
Nach dem Spielende erklärte uns ein freundlicher
Polizist, dass die Stadionstraße ein alternativer Weg nach Rio zurück ist, mit
dem man die Maut umgeht. So machten wir uns auf den Rückweg durch eine Gebirgslandschaft,
die in der untergehenden Sonne an Caspar David Friedrich erinnerte. Etwa zwei
Stunden später waren wir zurück in der „Cidade Maravilhosa“ mit ihren letzten
Karnevalsumzügen und den Verkehrsstaus.
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