Mittwoch ist Libertadores-Tag. Gestern gewann schon Atlético
– MG gegen Arsenal de Sarandí mit 5:2. Heute spielte Fluminense in Huachipato Talcahuano
in Chile und Corinthians gegen Millionários aus Kolumbien.
Letzteres Spiel stand im Zentrum der Aufmerksamkeit
der brasilianischen Presse, denn beim Auswärtsspiel von Corinthians letzte
Woche in Oruro in Bolivien kam es zu einem Zwischenfall. Die Corinthians-Fans
zündeten Leuchtraketen. Eine davon flog in den gegnerischen Fanblock und verletzte
einen jungen Bolivianer so schwer, dass er später verstarb. Das war natürlich
wieder Wasser in den Mühlen der Fangewaltdiskussion. Besonders der größte
Fanclub von Corinthians, Gaviões da Fiel, wurde als ein Sammelbecken von
Kriminellen dargestellt.
Wie immer wurden Rufe nach der Bestrafung der Täter
laut. Die brasilianische Öffentlichkeit sah besonders den südamerikanischen
Fußballverband in der Verantwortung. Als dieser nicht schnell genug reagierte,
entschied kurzerhand ein brasilianisches Gericht, dass Corinthians seine nächsten
Libertadores-Heimspiele vor Geisterkulisse austragen muss.
Das verursacht aus meiner Sicht zwei Probleme. 1. Somit
mischt sich eine nationale Justiz in Belange des Fußballs, was die FIFA
normalerweise ahndet. 2. Waren die Eintrittskarten schon verkauft und so
erreichten vier Fans eine einstweilige Verfügung und konnten das Spiel doch
sehen. Es droht eine Prozesswelle.
Ganz klar: die Tat des Corinthiansfans, der die
Leuchtrakete geschmissen hat muss verurteilt werden, keine Frage. Aber wir
sehen wieder einen typischen Fall von Fußballübertreibungen. Ähnliche Vorkommnisse,
so verurteilenswert sie sind, kommen wahrscheinlich täglich dutzendfach in ganz
verschiedenen Kontexten vor, aber dort werden sie ignoriert. Im Fußball stehen
sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und erzeugen eine Hysterie, die zu
unüberlegten Reaktionen führen. Die Reaktion der brasilianischen Justiz ist
einfach völlig übertrieben und kontraproduktiv. Ganz abgesehen davon, dass die
nun folgenden Gruppenverurteilungen einfach nerv tötend sind.
Die Mannschaft von Corinthians ließ sich aber von
diesen Umständen nicht beeindrucken und gewann sein Spiel gegen Millionarios
mit 2:0. Parallel dazu spielte der brasilianische Meister Fluminense gegen den
vorletzten der chilenischen Liga Huachipato. Eigentlich eine klare Sache. Aber Fluminense
konnte keine einzige seiner fünf Chancen in der ersten Halbzeit nutzen und Huachipato
nutzte seine einzige torgefährliche Szene. Aber in der zweiten Halbzeit konnte
Fluminense das Spiel verdientermaßen noch zu seinen Gunsten drehen.
Das Stadion im südchilenischen Talcahuana fasst
bescheidene 10.500 Zuschauer. Es wollten aber nur etwa 3.000 das Spiel sehen.
Das gab dem Spiel eher ein Flair von Provinzkick und nicht von internationalem
Spitzenfußball. Man konnte alle Anweisungen der Trainer verstehen. Das hat
natürlich auch seinen Scharm. Fluminense konnte auf jeden Fall die
Spitzenposition in seiner Gruppe übernehmen und ist somit wieder auf
Erfolgskurs.
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