Man sagt in Brasilien, dass das Jahr an
Aschermittwoch beginnt. Zumindest für Brasiliens Libertadores-Teilnehmer ist
das wahr, denn während die großen Klubs B-Mannschaften in die
Staatsmeisterschaften schicken, wird der Kontinentalwettbewerb ernst genommen.
Rio de Janeiros Vertreter Fluminense bestritt gestern sein Auftaktspiel gegen
Caracas aus Venezuela.
Der Libertadores-Pokal ist der große Traum der
Fluminense-Gemeinde, so sehr, dass der Trophäe ein (bisher leerer) Platz im
Vereinsmuseum gewidmet ist. 2008 war man diesem Traum ganz nah, denn die
Spieler mit den dreifarbigen Trikots konnten sich bis ins Finale kämpfen. Dort
unterlag man jedoch LDU aus Quito (Ecuador).
Aus meiner Sicht ist der Libertadores-Pokal eines
der schönsten Fußballturniere der Welt. Es treffen leidenschaftliche Teams,
unter ganz unterschiedlichen Voraussetzungen aufeinander. Gerade Mannschaften
aus Bolivien und Venezuela gelten meist als krasse Außenseiter, während die
Klubs aus Argentinien und Brasilien den Wettbewerb dominieren. Aber die großen
Klubs leiden oft unter den extremen Bedingungen der Plätze der Außenseiter. So
ist ein großer Vorteil für alle Vereine in Städten in den Anden, dass die
Brasilianer unter der Höhenluft leiden.
In vielen dieser Länder gibt es noch die alten,
furchterregenden Stadien, in denen fünf Meter hohe Zäune eine Blut lechzende
Masse vom Torwart der Auswärtsmannschaft trennen. Um die Copa Libertadores zu
gewinnen muss man nicht nur gut Fußball spielen können, sondern auch Kampfgeist
und Mut zeigen.
Ich beschloss das Spiel im altehrwürdigen
Vereinssitz von Fluminense im Nachbarviertel Laranjeiras zu verfolgen. Dort
wurde auf einem Hartplatz eine Großbildleinwand errichtet. Der Eintritt betrug
gesalzene R$30 (€11). Mit mir verfolgten etwa 200 Tricolores das kampfbetonte
Spiel. Der Platz des Stadions in Caracas kann nur als Acker bezeichnet werden. Manchmal
versprang der Ball an einem Maulwurfshügel und das andere Mal blieb er einfach
in einem Loch liegen. Ein technisch anspruchsvolles Spiel war da nicht möglich.
Fluminense versuchte das Beste aus der Situation zu
machen und griff so gut es ging an und in der 31. Minute gelang dem Goalgetter
Fred das 1:0. Ein abgefälschter Schuss fiel zufällig im Strafraum vor seine
Füße und er zögerte nicht zu verwandeln. Danach verwaltete Fluminense den
knappen Vorsprung gegen ein in allen Belangen unterlegenes Team aus der venezolanischen
Hauptstadt. Die letzten 10 Minuten bestanden eigentlich nur noch aus den
typischen Zeitschindereien, bei denen die Spieler mehr diskutieren, als gegen
den Ball treten. Ein typischer Libertadores-Fight!
Die Mittwochs-Spiele beginnen meist erst um 22.00h,
was eindeutig zu spät ist. Gleich nach Abpfiff eilen die Fans nach Hause,
schließlich müssen sie ja am nächsten Tag arbeiten. Wenigstens habe ich nicht
weit bis nach Hause. Für Fluminense war es ein erfolgreiches Neujahr!
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