Alles wie gewohnt: Es ist weiterhin kalt, es wird
auch noch demonstriert und der Papst ist bis Sonntagabend in Rio. Nur Vasco
spielt plötzlich guten Fußball. Was ist da los? Die Fans hat der überraschend
gute Tabellenplatz aus den Wohnzimmern gelockt und so sah ich lange Schlangen
an den Kassen und Eingängen des São Januário Stadions in São Cristóvão. Über
18.000 Fans wollten das Duell gegen Criciúma am 9. Spieltag sehen, das somit
fast ausverkauft war.
Criciúma ist ein Erstligaaufsteiger aus der
gleichnamigen Stadt mit etwa 200.000 Einwohnern in Santa Catarina, einem
Bundesstaat in Südbrasilien. Der Verein ist zwar Stolz auf seine
Meisterschaften in der zweiten und dritten Liga Brasiliens, kann aber nicht
gerade zu den Traditionsteams gezählt werden. Der Klub wurde 1947 mit dem Namen
Comerciário Esporte Clube gegründet und erhielt seinen heutigen Namen nach
finanziellen Schwierigkeiten im Jahr 1978. Immerhin etwa 50 Fans aus Santa
Catarina, unterstützt von einer kleinen Gruppe Teilnehmer des katholischen
Weltjugendtages, verirrten sich ins São Januário.
Die Heimfans trafen sich im Treppenhaus des
Stadions, um dessen Akustik für ihre Gesänge zu nutzen. Angetrieben wird diese
Disko für Fanlieder von der Ultragruppierung Força Jovem do Vasco. Als ich mir
das beeindruckende Spektakel aus der Nähe ansah, bemerkte ich, dass sie sich
selbst filmen und auf einem Bildschirm übertragen. Hier ein paar Eindrücke:
In der ersten Halbzeit drehte Vasco ziemlich auf und
ging verdient durch ein Klasse-Freistoßtor von Juninho mit 1:0 in Führung. Zu
Beginn der zweiten Halbzeit erfolgte das 2:0 erneut durch einen Freistoß. Das
Spiel schien gelaufen. Doch plötzlich begann der Spaß für die Fans aus dem
Süden, denn Criciúma konnte innerhalb von nur 10 Minuten ausgleichen. Aber
praktisch im Gegenzug gelang Vasco der 3:2 Siegtreffer, erneut nach einem
Freistoß.
Nach Spielende drängte sich der Großteil der
Zuschauer zufrieden durch die engen Gassen São Cristóvãos. Das São Januário ist
eines der schönsten Stadien, das ich kenne, aber die Verkehrsanbindung ist
weiterhin eine Katastrophe. Man sollte endlich eine U-Bahnverbindung bauen.
Vasco ist damit auf den achten Tabellenplatz
gesprungen. An der Tabellenspitze drängen sich mit Cruzeiro, Inter, Botafogo,
Coritiba und Bahia fünf Mannschaften aus fünf verschiedenen Bundesstaaten. Bis
auf Botafogo sind diese guten Platzierungen sicherlich überraschend. Auf der
anderen Seite der Tabelle befindet sich mit São Paulo und Fluminense ein
berühmtes Duo auf den Abstiegsplätzen. Libertadores-Sieger Atlético-MG belegt
bisher nur einen mäßigen 13. Platz, hat aber noch zwei Nachholspiele ausstehen.
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