Botafogo ist der vierte Erstligaverein Rio de Janeiros. Er wurde 1904 im gleichnamigen Stadtteil in der
Südzone der Metropole gegründet. Der Verein fusionierte 1942 mit dem
benachbarten Ruderklub und bekam so seinen endgültigen Namen. Botafogo wurde
weniger wegen seiner Titel, sondern mehr wegen seiner Spieler berühmt. Die halbe
Weltmeistermannschaft von 1958 und 1962 stammte aus seinen Reihen: Nilton Santos, Didi, Zagallo und besonders Garrincha. In den fünfziger Jahren war
Carlito Rocha Präsident des Klubs und konstruierte das abergläubische Image des
Vereins. So wurde zum Beispiel der Hund Biriba, als er während eines Spiels auf
den Platz rannte, kurzerhand zum Glücksbringer erklärt. Die abergläubische Art und die verrückten Genies des
Vereins führten dazu, dass der Club als Vertreter der verantwortungslosen Elite
gesehen wird.
2007 wurde das Olympiastadion Engenhão in der Nordzone Rio de Janeiros für
die Panamerikanischen Spiele gebaut. Da Botafogo sein eigenes Stadion in den
1970er Jahren wegen Finanzschwierigkeiten verkaufen musste, mietete er das
Engenhão an. Für die Fans ging damit ein Traum in Erfüllung: endlich ein
eigenes Stadion. Heute stand das Stadtderby mit dem Tabellenführer Fluminense
an, das Opa-Klassiker genannt wird, weil angeblich nur alte Menschen Fans
dieser Mannschaften sind.
Die Fans von Botafogo fühlen sich sichtlich wohler in den engen Straßen
rund um das Engenhão. Einer ihrer größten Fanklubs „Botachopp“ hat sich sogar
seine eigene Kneipe gleich hinter der Westtribüne eingerichtet. Ich stoße
darauf, als ich von einem Fan im Gorillakostüm ein Foto machen will. Durch die
engen Augen- und Mundritzen seiner Maske erklärt er mir, dass sich hinter der
unscheinbaren Mauer eine Party abspielt. Er und seine Freunde weisen mir den
Weg ins Innere und tatsächlich: es spielt eine Sambaband, die Leute tanzen und
trinken. Auf der anderen Seite führt ein Gang in den Innenhof, wo gegrillt
wird.
Ich genieße die Atmosphäre ein wenig und mache ein paar Fotos. Die Leute
drängen sich geradezu auf abgelichtet zu werden. „Botachopp“ bedeutet „Bierstifter“
oder „Schoppenstifter“. Dem Namen machen die anwesenden Fans alle Ehre, denn irgendwer
drückt mir ein Glas in die Hand und schenkt Bier ein. Das ist genau die
richtige Party, um sich auf ein Spiel einzustimmen und die Zeit vergeht wie im
Flug. Doch um 18.00h beschließe ich ins Stadion zu gehen, denn in einer halben
Stunde beginnt das Spiel.
Im Stadion hatte ich das Gefühl, dass die Botafoguenses noch alle beim
Trinken sind, denn die Tricolores machten eindeutig mehr Stimmung. Als ihre
Mannschaft einlief, schmissen sie ihr traditionelles Talkpulver in die Höhe,
was einen Klasse Effekt erzeugt. Das Pulver wabert in Schwaden durch das Stadion,
bis es langsam weg zieht. Man sollte das mal als Alternative zur Pyrotechnik in
Deutschland in Erwägung ziehen.
Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt. Es war fürchterlich
langweilig für die 21.000 Zuschauer. Fluminense dominierte in abgezockter Form
das Spiel und war auf Ballsicherung aus. Man hatte das Gefühl, dass sie
wussten, sie würden irgendwann ein Tor erzielen. In der 73. Minute war es dann
soweit: Fred verwandelte einen schnell vorgetragenen Konter, danach passierte
nichts mehr. Die lustigste Szene war noch, dass sich Seedorf eine ziemlich
dämliche gelbe Karte einhandelte, weil er über den Ausführungspunkt eines Freistoßes
weit in der Hälfte von Fluminense meckerte.
Botafogo verliert sich damit irgendwo im Niemandsland des Mittelfeldes der Tabelle. Fluminense und seine vier Verfolger gewinnen jedoch und kämpfen weiter um den Titel. Wegen der morgigen Kommunalwahlen wurde der 28. Spieltag schon heute abgeschlossen.
Botafogo verliert sich damit irgendwo im Niemandsland des Mittelfeldes der Tabelle. Fluminense und seine vier Verfolger gewinnen jedoch und kämpfen weiter um den Titel. Wegen der morgigen Kommunalwahlen wurde der 28. Spieltag schon heute abgeschlossen.
Schon den letzten Post beendete ich mit einem Interview, das ich auf der Informationsveranstaltung „Das Maracanã gehört uns!“ aufgenommen habe. Ich
habe dort auch mit dem Gastprofessor für Geografie der Bundesuniversität UFF in
Niterói Chris Gaffney gesprochen. Er forscht zu dem Themenbereich Stadien in
Argentinien und Brasilien. Hier das Interview:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen