Vasco da Gama – São Paulo FC ist das Duell des
Viert- gegen den Fünft-Plazierten und somit ein direktes Aufeinandertreffen im
Kampf um einen der begehrten Libertadores-Startplätze (Südamerikanische
Champions League). Mein Nachbar und Vascaino Camilo bot mir diesmal eine
Mitfahrgelegenheit an und so durchkreuzten wir mit dem Auto an einem
Mittwochabend die engen Gassen von São Cristóvão, um zum Spiel zu gelangen.
Camilo zeigte sich ziemlich enttäuscht von seinem
Team: „Die Mannschaft ist eigentlich Scheiße. In der Hinrunde hatten wir noch
Spieler wie Diego Souza oder Fagner (jetzt Wolfsburg), aber dann hat das
Präsidium entschieden diese zu verkaufen, da die Schulden des Vereins zu groß
sind. Heute ist es ein Wunder, dass wir noch auf dem vierten Platz sind.“
Ein anderes Problem ist, dass die brasilianische
Meisterschaft an FIFA-Daten keine Pause einlegt. Somit musste Vasco auf Dedé,
aber auch São Paulo auf Lucas (was schwerwiegender sein dürfte), die in Malmö
weilten, um gegen den Irak zu spielen, verzichten. Sicherlich handelt es sich
hierbei nur um Freundschaftsspiele, trotzdem werden einige Mannschaften durch
diese Praktik zu sehr geschwächt. Hauptleidtragender der aktuellen Saison
dürfte Santos sein, der Neymar ständig abstellen musste.
Vor dem Stadion schauen wir uns an den Bierständen
die eigentliche Nachricht des Tages an: Fluminense gewinnt 2:0 gegen Bahia und
Atlético – MG verliert 3:0 gegen Internacional. Damit erkämpfen sich die
Tricolores einen 9 Punkte Vorsprung, bei verbleibenden 9 Spieltagen. Die Vascainos
äußern sich abfällig über den Stadtrivalen und versuchen sich mit Bier und
Smalltalk aufzuheitern.
Fluminense, Flamengo und Botafogo haben in den
letzten Tagen schon ihre Eintrittspreise gesenkt und konnten so wenigstens
etwas ihre Zuschauerzahlen anheben. Vasco hat das noch nicht getan, aber
eigentlich ist das Duell, zumindest auf dem Papier ein Knüller. Der normale
günstigste Eintrittspreis in Brasilien beträgt im Moment 50 Real (€20). Der
günstigste Platz beim FC Bayern München kostet €15! Somit ist Brasilien im
Moment teurer, als Deutschland und das ohne Spieler wie Ribery, Schweinsteiger,
Lahm oder Reus, Götze, Huntelaar usw zu haben.
Ein Problem ist in Brasilien sicherlich das Gesetz
des halben Preises, denn alle Studenten und andere Inhaber mit Ermäßigungkarten
haben das Recht nur die Hälfte zu zahlen. Da man diese Ausweise relativ leicht
fälschen kann, hat fast jeder so eine Ermäßigungkarten. Somit wird der
ermäßigte Preis zum Normalpreis. Wer keinen Studentenausweis hat wird zum
Idioten (zu denen meist Ausländer gehören). Das Gesetz des halben Preises ist
sicherlich schlecht gemacht und sollte geändert werden.
Fest steht, dass Fußball in Brasilien zu teuer
geworden ist. Sobald ein Verein beschließt die Preise zu senken, gehen die
Zuschauerzahlen nach oben. Ich bin mir sicher, dass das ökonomisch sinnvoller
wäre. Gegen São Paulo kamen immerhin etwa 11.000 Zuschauer, die ein ziemlich
schlechtes Spiel ihrer Mannschaft sahen. Vasco war mit dem einen Treffer von
Luís Fabiano noch gut bedient. In der ersten Halbzeit hätte es schon 2:0 oder
3:0 stehen können. In der Halbzeitpause wurde ausgewechselt (auch wenn Camilo
damit sehr unzufrieden war) und Vasco kam mit mehr Elan zurück aufs Feld. Die
Fans feuerten ihre Mannschaft an und Vasco konnte eine erste Angriffswelle
aufbauen.
Aber genau in diese Drangphase hinein gelang São
Paulo ein Konter, der zum 2:0 führte. „Hab ich es nicht gesagt? Die
Auswechslung war falsch. Da bringt der Trainer einen neuen Spieler und der wird
in der ersten Aktion ausgetanzt. Das wars!“, ereifert sich Camilo. Vasco spielt
in der zweiten Halbzeit deutlich besser, scheiterte aber ein ums andere Mal an
einem hervorragend aufgelegten Rogério Ceni. Der Torwart von São Paulo war
eindeutig der beste Mann auf dem Platz und durfte sogar einen Freistoss treten:
Auch dazu hat Camilo eine Geschichte: „Der
Ex-Präsident von Vasco, Eurico Miranda, hat einmal gesagt, dass bei São Paulo
alle schwul wären. Rogério Ceni war darüber so erbost, dass er schwor gegen
Vasco seine besten Spiele zu machen.“ Ich weiß nicht, ob das wahr ist, aber es
ist zumindest gut erzählt. Rogério Ceni konnte seinen Kasten sauber halten.
Wenn Vasco so weiter spielt werden sie sich nicht für den Libertadores
qualifizieren. São Paulo hingegen ist gut drauf und hat gute Chancen.
Die Fans von São Paulo singen im Video:
„Ich habe den Libertadores,
Ich brauche kein Stadion mieten,
Ich bin sechsfacher Meister,
Ich bin nie abgestiegen.“
Der Adressat ist sicherlich der Stadtrivale Corinthians.
Am Donnerstag Nachmittag kam es dann in Malmö noch
zu dem Freundschaftsspiel von Brasilien gegen den Irak, der von Zico trainiert
wird. Man muss sich fragen welchen Wert solche Tests haben. Brasilien gewann
ohne Probleme 6:0. Bis auf Paulinho und Neymar wurde keiner der in Brasilien
aktiven Spieler berücksichtigt. Die große Neuigkeit war die Rückkehr Kakás in
die Seleção.
Aufstellung Brasilien:
Diego Alves; Adriano, Thiago
Silva, David Luiz, Marcelo;
Paulinho, Ramires, Kaká, Oscar;
Neymar, Hulk.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen