Rio de Janeiro
- Bürgermeister:
Eduardo Paes (PMDB): 64%
Marcelo Freixo (PSOL): 28%
Wie kann
man das Ergebnis interpretieren? Aus meiner Sicht war der Wahlkampf in Rio
zwischen den beiden Kandidaten polarisiert. Paes konnte dabei von dem
Wohlfühlfaktor der Sportgroßereignisse profitieren. Aber die 1.000.000 Stimmen
für Freixo sind auch ein Signal, dass es eine große Menge an Unzufriedenen
gibt. Für die PSOL, eine junge Partei mit wenig Mitteln, die erst 2004
gegründet wurde, ist das Ergebnis ein riesen Erfolg.
Abgestraft
wurde dagegen der Bundestagsabgeordnete Rodrigo Maia, Sohn des ehemaligen
Bürgermeisters César Maia, der nicht einmal 3% der Stimmen bekam. Er hatte als
Kandidatin auf den Posten des Vize-Bürgermeisters die Tochter des Ex-Govereurs Anthony
Garotinho, Clarissa Garotinho, nominiert. Damit hatten sich zwei politische Schwergewichte
Rio de Janeiros zusammengetan, hatten aber keinen Erfolg. Ich denke, dass deren
Kampagne einfach zu profillos war.
Rio de Janeiro - Stadtrat:
Ganz im
Gegensatz dazu wurde Papa César Maia mit 44.000 Stimmen und somit dem
drittbesten Ergebnis in den Stadtrat gewählt. Insgesamt kamen Kandidaten von 15
verschiedenen Parteien in den Stadtrat. Paes PMDB – Demokratische Bewegung,
eine Art Freie Wähler, wird mit 12 Stadträten die größte Fraktion stellen. Alle
anderen Parteien haben höchstens drei Stadträte, so auch die Arbeiterpartei PT
und die Sozialdemokraten PSDB. Die Grünen kamen nicht ins Stadtparlament.
Freixos PSOL (Sozialisten) dürfte mit seinen zwei Stadträten sehr zufrieden
sein. Darunter befindet sich auch Eliomar, der schon seit 2004 auf die Probleme
der Sportgroßereignisse, also vor den Panamerikanischen Spielen, aufmerksam
macht.
Von den an
Vereine gebundenen Kandidaten, von denen ich bei Spielen Fotos gemacht habe,
wurde nur Roberto Monteiro (PCdoB, Kommunistische Partei) gewählt. Inzwischen
habe ich herausgefunden, dass er früher Präsident der berüchtigten
Ultragruppierung Força Jovem do Vasco war. So konnte er scheinbar seine
Wählergemeinde aufbauen. Aber er war auch so geschickt ein Vasco-Plakat und ein neutrales Plakat zu produzieren:
Man
brauchte dieses Jahr mindestens 13.740 Stimmen, um gewählt zu werden. Keiner
der drei an Flamengo gebundenen Kandidaten hat das geschafft, obwohl Flamengo
immer sagt, sie hätten die größte Fanmenge der Welt. Besonders hart dürfte das
Patricia Amorim, aktuelle Präsidentin von Flamengo, getroffen haben, denn sie
wurde nicht wiedergewählt. Grund dafür könnte sein, dass in den letzten Wochen unappetitliche
Details über ihre Amtsführung öffentlich wurden und dass Flamengo ziemlich
schlecht in der Tabelle dasteht. Es kann auch von Nachteil sein, wenn man sein
Schicksal an eine Fußballmannschaft bindet. Die Flamengofans haben sie wohl
abgestraft.
São Paulo - Bürgermeister:
José Serra (PSDB): 30%
Fernando Haddad (PT): 28%
Celso Russomano (PRB): 21%
Gabriel Chalita (PMDB: 13%
Soninha (PPS): 3%
In São Paulo
zeigt sich ein ganz anderes Bild als in Rio de Janeiro (Freixos Ergebnis hätte
hier zur Stichwahl gereicht). Während des gesamten Wahlkampfes lag Russomano (PRB),
ein ehemaliger Fernsehmoderator und Vertreter einer evangelikalen Kirche, in
Umfragen, zeitweise weit, vor seinen Kontrahenten. Am Wahltag gab es eine
spektakuläre Wende und die Kandidaten José Serra (PSDB) und Fernando Haddad
(PT) der etablierten Parteien konnten sich für die Stichwahl am 28.10.12 qualifizieren.
Der
Unterschied zu Rio ist aber in erster Linie, dass es eine breite politische
Debatte gab, in der sich vier verschiedene ernstzunehmende Kandidaten
herausbildeten. Selbst über die fünftplatzierte Soninha (PPS) wurde viel
berichtet. Das liegt aber auch daran, dass sie eine beliebte ehemalige
Sportjournalisten und MTV-DJ ist, die berühmt wurde als sie öffentlich zugab,
dass sie schon einmal Haschisch geraucht hätte.
Die Wahl war überschattet von dem Mensalão (großer Monatslohn) Prozess, der gerade vor Brasiliens höchstem Gericht verhandelt wird. Bei diesem Korruptionsskandal sind besonders Politiker der Arbeiterpartei PT angeklagt. Ich hatte den Eindruck, dass die PT deswegen relativ wenige wichtige Bürgermeisterwahlen für sich entscheiden konnte. Aber ihr wichtigster Kontrahent, die Sozialdemokraten der PSDB, waren auch nicht besonders erfolgreich. Das liegt aber auch daran, dass sich die PSD erst kürzlich von der PSDB abgespalten hat und somit die Partei geschwächt wurde. Brasilien hat 5.568 Kommunen. Davon konnten die vier wichtigsten Parteien folgende Anzahl an Wahlen gewinnen:
PMDB: 885
PSDB: 598
PT: 550
PSD: 426
In 50 Städten kommt es am 28.10.12 zur Stichwahl. Die wichtigste wird sicherlich São Paulo, die größte Stadt Brasiliens, sein.
Die Wahl war überschattet von dem Mensalão (großer Monatslohn) Prozess, der gerade vor Brasiliens höchstem Gericht verhandelt wird. Bei diesem Korruptionsskandal sind besonders Politiker der Arbeiterpartei PT angeklagt. Ich hatte den Eindruck, dass die PT deswegen relativ wenige wichtige Bürgermeisterwahlen für sich entscheiden konnte. Aber ihr wichtigster Kontrahent, die Sozialdemokraten der PSDB, waren auch nicht besonders erfolgreich. Das liegt aber auch daran, dass sich die PSD erst kürzlich von der PSDB abgespalten hat und somit die Partei geschwächt wurde. Brasilien hat 5.568 Kommunen. Davon konnten die vier wichtigsten Parteien folgende Anzahl an Wahlen gewinnen:
PMDB: 885
PSDB: 598
PT: 550
PSD: 426
In 50 Städten kommt es am 28.10.12 zur Stichwahl. Die wichtigste wird sicherlich São Paulo, die größte Stadt Brasiliens, sein.
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