Die Stadt
Curitiba hat den Ruf, die langweiligste Stadt Brasiliens zu sein.
Einerseits gilt sie als Aushängeschild für Modernität und gute Stadtplanung,
andererseits sagt man ihr - genau deshalb - nach, pingelig und ohne
Lebensfreude zu sein. Städtisches Vorzeigeprojekt ist ein gut funktionierendes
und ausgeklügeltes öffentliches Bussystem.
Die 1,7 Millionen Einwohner-Stadt wurde, wie so vieles in Südbrasilien, von
europäischen Migranten geprägt: vornehmlich Deutsche, Italiener, Polen und
Ukrainer. Im Laufe der Jahre wurde die historische Struktur Curitibas
allerdings zum Großteil durch moderne Hochhäuser ersetzt. Nur rund um den
Garibaldi-Platz im Stadtzentrum blieben einige historische Gebäude erhalten.
Dort konzentriert sich auch das Nachtleben - unter anderem in vielen deutschen
Bars und Restaurants. Italienische Lokalitäten findet man derweil im Vorort
Santa Felicidade wo mehrere kitschige Großraum-Pizzerien im neorömischen Stil
erbaut wurden, die bis zu 4.000 Personen Platz bieten.
Die bedeutendste Sehenswürdigkeit der Stadt ist das Kunstmuseum Oscar
Niemeyer, das mit seiner Architektur an ein riesiges Auge erinnert. Andere
Touristenattraktionen des Staates Paraná, dessen Hauptstadt Curitiba ist,
befinden sich außerhalb der Metropole. Mit dem Zug lässt es sich von Curitiba
aus prima durch ein beeindruckendes Regenwaldgebirge in die Küstenstadt
Paranaguá fahren. An der Grenze zu Paraguay lockt eine der wichtigsten
Sehenswürdigkeiten Brasiliens: Die Iguaçu-Wasserfälle. Auf etwa einem Kilometer
Länge fallen die Wassermassen dabei 82 Meter in die Tiefe.
Das typische Gericht Curitibas ist Barreado, ein Fleisch Eintopf mit
Gewürzen, der stundenlang in einem abgeschlossenen Topf gegart wird. Dazu gibt
es Reis, Maniokmehl und Bananen. Pinienkerne sind eine beliebte Zutat in der
Küche Paranás. Außer der italienischen und deutschen Küche findet man auch
osteuropäische Piroggen. Im Winter gibt es Glühwein, der mit Marshmallows oder
rohem Ei vermischt wird.
Der Fußball
Fußball ist in Curitiba seit langem die wichtigste Sportart. Trotzdem
konnten die ortsansässigen Vereine erst kürzlich zur nationalen Elite
aufschließen. Der Traditionsverein der Stadt ist der Coritiba FC. Er wurde 1909 von deutschen und englischen
Einwanderern gegründet. Der Verein wird in Anspielung auf die Hautfarbe seiner
Gründer liebevoll „Coxa Branca“, also Weiß-Schenkel genannt. Größter Erfolg war
der Gewinn der brasilianischen Meisterschaft 1985. Coritiba weihte 1932 sein 40.000 Zuschauer fassendes
Couto-Pereira-Stadion ein, das aber nicht für die WM 2014 ausgewählt wurde.
1924 erhielt Coritiba dann seinen
härtesten Konkurrenten: den Clube
Atlético Paranaense, eine Fusion mehrerer kleiner Klubs. Atlético war jedoch lange Zeit gar keine
Konkurrenz. Das änderte sich erst, als im Jahr 1995 ein neues Präsidium ein
radikales Modernisierungsprogramm vorlegte. Teil der Strategie war es, die
vereinseigene Arena da Baixada für 31.000 Zuschauer nach FIFA-Anforderungen auszubauen.
1999 wurde somit in Curitiba das erste brasilianische Stadion ohne Stehplätze –
aber dafür mit diversen Fast-Food-Restaurants - eröffnet. Kurios: die
Gegengerade konnte nicht errichtet werden, weil die dortige Schule, deren Direktor
ein Fan von Coritiba war, sein
Gelände nicht verkaufte.
Seinen Höhepunkt erreichte der Umwandlungsprozess mit dem Gewinn der
brasilianischen Meisterschaft im Jahr 2001. 2005 erreichte Atlético dann das Finale der Copa Libertadores, durfte aber sein Heimspiel
nicht im eigenen Stadion austragen, da die Wettbewerbsregeln mindestens 40.000
Plätze verlangten. So wurde ausgerechnet das modernste Stadion Brasiliens vom
Libertadortes-Finale ausgeschlossen. Nachdem die Mannschaft 2006 wenige Monate
von Lothar Matthäus trainiert worden war ging es trotz der ausgefeilten
Marketingstrategie allmählich bergab. 2011 musste Atlético den bitteren Gang in
die zweite Liga antreten. Die Arena da Baixada wurde indes als WM-Stadion
ausgewählt, weshalb auch die fehlende Gegengerade, nach jahrelangen
juristischen Streitereien, endlich gebaut werden kann.
Schon 1950 fanden in Curitiba WM-Spiele statt: Spanien gegen die USA (3:1)
und Schweden gegen Paraguay (2:2). Schauplatz war das Durival Britto Stadion
des Paraná Clube, der aber nur
zweitklassig ist.
Coritiba Foot Ball Club
Gegründet: 12. Oktober 1909
Trikots: grün-weiße Hemden, schwarze Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 36 Mal
Brasilianischer Meister: 1985
Wichtige Spieler: Hans Egon Breyer, Rafinha
Internet: www.coritiba.com.br
Clube Atlético Paranaense
Gegründet: 26. März 1924
Trikots: rot-schwarze Hemden, schwarze Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 22 Mal
Brasilianischer Meister: 2001
Wichtige Spieler: Paulo Rink
Internet: www.atleticoparanaense.com
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