„Das Fla-Flu hat keinen Anfang. Das Fla-Flu hat kein
Ende. Das Fla-Flu begann 40 Minuten vor dem Nichts.“
Nelson Rodrigues
Ein Derbywochenende ist immer etwas Besonderes. Auch
vergangenen Sonntag machte sich Rio de Janeiro auf, um die Mutter aller Derbys - das Fla-Flu - im Maracanã zu sehen. Das Spiel, das Vater gegen Sohn, Arm gegen
Reich, Tradition gegen Newcomer, Gemeinschaft gegen Masse und noch vieles mehr
symbolisiert hat eine reiche Geschichte. 1912 wurde es zum ersten Mal
ausgetragen, nachdem eine ganze Mannschaft bei Fluminense ausgetreten ist und
bei Flamengo angeheuert hat. Die beiden berühmtesten Ausgaben sind sicherlich
das Fla-Flu der Lagune, bei dem Fluminense gewann, indem der Ball immer wieder
in die nahegelegene Lagune gedroschen wurde und das Fla-Flu mit dem Bauchtor
von 1995. Letzteres gilt als bestes Fla-Flu aller Zeiten. Hier eine Zusammenfassung:
Die Ausgangslage für die neueste Ausgabe des
Klassikers war, dass beide Mannschaften im unteren Mittelfeld standen und so unbedingt
den Sieg brauchten, um nicht in den Abstiegskampf zu rutschen. Fluminense, als
amtierender Meister, enttäuscht in dieser Saison bisher auf der ganzen Linie. So
wurde vor zwei Wochen der Trainer Abel Braga entlassen und der ehemalige
Nationaltrainer Vanderlei Luxemburgo soll es jetzt richten. Von Flamengo hat
man vielleicht nicht viel mehr erwartet.
Aber auf dem Platz war Flamengo von Anfang an
überlegen und hatte gleich in der ersten Viertelstunde zwei Großchancen. Mitten
in dieser Drangphase gelang Fluminense überraschend und eher zufällig das 1:0. Aber
niemand konnte Flamengo an diesem Sonntag aufhalten. Noch bis zur Pause gelang es
den Rot-Schwarzen das Spiel durch Elias und Hernane zu drehen. Das 1:1 war
fürchterlichen Löchern in der Abwehr von Fluminense geschuldet und das 2:1
wurde mit der Hacke erzielt und kam so einer Erniedrigung gleich.
Die zweite Halbzeit war dann ziemlich schlecht und
zäh. Fluminense versuchte verzweifelt zum Ausgleich zu kommen und Flamengo
verteidigte geschickt. In der 80. Minute erhöhte Hernane nach einer
unübersichtlichen Situation im Strafraum auf 3:1. Schon in der Nachspielzeit
gelang Rafael Sóbis noch der Anschlusstreffer nach einem Weitschuss. Schüsse
aus der zweiten Reihe wären eventuell ein gutes Rezept gewesen, denn der
Torwart von Flamengo zeigte sich in mehreren Situationen extrem unsicher.
38.000 Zuschauer wollten das Derby sehen. Das ist im
Vergleich zu einem Zuschauerschnitt von etwa 13.000 Fans viel, füllt aber
trotzdem das Stadion bei Weitem nicht. Ein Klassiker hätte mehr verdient, aber
das wird durch die hohen Eintrittspreise verhindert. Ich denke auch, dass im
Moment so viele Zuschauer ins Stadion strömen, da das Maracanã noch eine
Neuigkeit ist. Ich fürchte, dass diese Zahlen wieder sinken werden, wenn diese
Kuriosität einmal gestillt ist. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt im
brasilianischen Fußball einfach nicht.
Erneut zeigte sich das etwas seltsame Bild, dass die
Kurven hinterm Tor ganz gut gefüllt sind, aber die Gegengerade und Haupttribüne
sehr leer sind. Man muss aber weiterhin die Akustik des Stadions loben. Solange
die Fans singen ist die Stimmung wirklich gut. Trotz der Sitze und der Nummerierung
der Eintrittskarten besteht kein Sitzzwang und freie Platzwahl. So können sich
die Fanklubs an ihren angestammten Plätzen treffen und ihre Perkussionsinstrumente
mitbringen. Das Maracanã kann wieder zu einem der großen Stadien werden, wenn
dieser Preiswahnsinn aufhört.
Nach dem Spiel waren wir im Stadtteil Grajaú in der
Kneipe Enchendo Linguiça, die eine eigene Wurstherstellung hat. Angeblich wurde
die Metzgerei von deutschen Einwanderern gegründet. Wir bestellten eine Schweinshaxe
und ein paar Würste. Alles sehr gut, fettig und auf keinen Fall diätgeeignet. Der
Verkehr um das Maracanã war wieder sehr kompliziert und es war es fast
unmöglich ein Taxi zu bekommen, aber das Enchendo Linguiça war die
Anstrengungen wert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen