Das Spiel zwischen Vasco und Flamengo hat schon seit
einigen Jahren dem Klassiker Fla-Flu den Rang abgelaufen. Das Derby der
Millionen ist unter normalen Umständen das Stadtgespräch Nummer eins. Aber, nachdem
die Meisterschaft schon entschieden ist und beide Teams am vorletzten Spieltag
im Tabellenmittelfeld treiben, hat das Duell jegliche Brisanz verloren.
Ich beschloss trotzdem mit meinem Neffen Vitor, der
Flamenguista ist, was ein übler Erziehungsfehler seiner Eltern ist (die das
nicht lesen können), das Spiel im Engenhão zu besuchen. Vasco hat erneut den
Eintrittspreis extrem heruntergesetzt, um wenigstens ein paar Fans anzulocken.
Der Stadionsprecher verkündete dann auch 10.000 anwesende Zuschauer, aber ich
glaube, dass nur 5.000 da waren. Dementsprechend bescheiden war die Stimmung.
Beide Mannschaften traten mit B-Teams an. Das Spiel
war auch ziemlich schlecht. Insgesamt hat Flamengo besser gespielt und hätte
den Sieg verdient gehabt, aber noch in der ersten Halbzeit verwandelte Vasco
etwas überraschend einen Freistoß. Den konnten sie dann auch bis kurz vor Schluss
verteidigen, aber in der letzten Minute gelang Flamengo doch noch der Ausgleich
per Kopfball nach einer Ecke.
Damit wird Flamengo völlig enttäuschend irgendwo
zwischen dem 9. und 13. Platz die Meisterschaft abschließen. Und das als
beliebtester Verein Brasiliens, der eigentlich unbeschränkten Zugang zu Ressourcen
hat. Aber der Klub wird einfach zu schlecht geführt und stolpert immer wieder
über seine Eskapaden, die auch durch den Hochmut seiner Mitglieder
hervorgerufen werden.
Was die
brasilianischen Medien vergangene Woche interessierte war der Prozess um das
Verschwinden, vermutlich Ermordung, der Geliebten des ehemaligen Torwarts von
Flamengo Bruno. Das Problem der Anklage ist, dass der Leichnam des Opfers nie
gefunden wurde, was die Verteidigung zu der These nutzt, sie sei noch am Leben.
Dem Verteidiger Brunos gelang es auch seinen Prozess von dem seiner Helfer zu
trennen. So wird sich Bruno selbst erst im März verantworten müssen. Aber seine
Helfer standen diese Woche vor Gericht und wurden der Beihilfe des Mordes mit
bis zu 10 Jahren Haft verurteilt.
Das ist kein gutes Zeichen für Bruno, denn das
heißt, dass das Gericht der Meinung ist, dass, obwohl kein Leichnam gefunden
wurde, ein Mord stattfand. Die Ermordete ist die ehemalige Geliebte von Bruno
und Mutter seines Sohns, dessen Vaterschaft er nicht anerkennen wollte. In
typischer hochmütiger Flamengo-Art, dachte er, dass er dies nicht tun brauche
und sie umbringen konnte, ohne, dass ihm etwas passieren würde. In die
Geschichte sind unglaublich viele Personen verwickelt, dass es fast unmöglich
ist, dass nie etwas ans Tageslicht käme. Insbesondere, da der Sohn Brunos, bei
einer Bekannten auftauchte, was die Frage nach dem Verbleib der Mutter schürte.
Man muss nun abwarten, was im März passieren wird,
aber ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass Bruno verurteilt wird. Der
Beweisdruck der Indizien ist einfach zu stark. Flamengo braucht sich danach
nicht wundern, als Klub der unmoralischen und hochmütigen Verbrecher zu gelten.
Nächstes Wochenende wird die letzte ausstehende
Entscheidung des letzten Abstiegsplatzes zwischen Portuguesa, Bahia und Sport
entschieden. Die zweite Liga ging heute zu Ende. Aufsteiger sind Goiás, Criciúma,
Atlético – PR und Vitória aus Bahia.
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