Die FIFA hat diese Woche ihre letzte Inspektionsreise
in Brasilien vor dem Confed Cup durchgeführt. Diese Reise wurde gestern im
Maracanã abgeschlossen. Für mich war das die Gelegenheit das „Neue Maracanã“
auch mal von innen zu sehen. Ich konnte viele und große Veränderungen bestaunen,
die mich überwiegend positiv beeindruckten.
Natürlich ist es schade, dass leider die Stehplätze diesen
Modernisierungen zum Opfer fallen. Das ist natürlich ein Stimmungskiller. Aber
auf der anderen Seite wurden durch den Umbau viele alte Probleme endlich gelöst.
Da ist erst mal die Frage des Zuschauerstroms. Früher gab es nur zwei Rampen
und im Obergeschoss einen Rundgang, der viel zu eng war. Es dauerte oftmals
eine halbe Stunde, bis man aus dem Stadion kam. Es wurden vier neue Rampen
gebaut und der Korridor wurde verdoppelt. Es gibt jetzt einen äußeren Korridor,
als Zugangsweg, und einen inneren, in dem sich die Snackbars und WCs befinden. So
verringert man auch das Problem, das Schlangen an den Getränkeverkäufern den
Gang zustellen.
Durch die Verdoppelung des Rundgangs wurde die
Tribüne näher ans Spielfeld geschoben. Diese wurde als eine durchgehende
Tribüne, statt dem doppelstöckigen Ober- und Unterrang, gebaut. Dadurch (und
wegen der fehlenden Stehplätze) wurde zwar das Fassungsvermögen beträchtlich
verkleinert (jetzt 78.838), aber der Zuschauer sitzt viel näher am Geschehen
und hat somit eine bessere Sicht. Früher gab es einen Graben um das Spielfeld,
um Invasionen des Spielfeldes zu verhindern. Dieser Graben existiert nicht mehr
und stattdessen gibt es jetzt Notausgänge in Richtung Spielfeld.
Wenn man auf die Tribüne tritt ist der erste
Eindruck, dass das Stadion jetzt viel leichter und luftiger wirkt. Zwischen
Dach und Tribüne wurde eine Öffnung freigehalten, damit Luft im Stadion zirkulieren
kann. Früher war das Maracanã sehr heiß und stickig. Das Dach ist nicht mehr
aus Beton, sondern aus leichtem Stoff und konnte so bis an den Spielfeldrand
erweitert werden. Sehr gelungen fand ich auch die Farbkombination des Mosaiks
aus gelben und blauen Sitzen. Insgesamt ist die Architektur einfach schön
anzusehen.
Der FIFA-Sekretär Jerome Valcke war dann auch auf
der Pressekonferenz sehr gut gelaunt und beglückwünschte die Baufirma: „Es ist
schon beeindruckend was Menschen schaffen können.“ Das Thema Maracanã scheint
damit auch für die brasilianische Presse erledigt zu sein, so dass sich die
Fragen der lokalen Presse auf das Stadion in São Paulo bezogen. Als eine
Journalistin fragte, ob es denn passieren könnte, dass Rio die Spiele São Paulos
übernimmt, antwortete Valcke: „Ja, sind sie denn nicht zufrieden? In Rio werden
drei Spiele des Confed Cups und sieben der WM stattfinden. Außerdem dürfte es
sie besonders freuen, dass sich das FIFA-Headquarter in Rio befindet. All die
schönen Jungs mit blauen Anzügen“. Damit hatte er natürlich die Lacher auf
seiner Seite.
Bebeto und Ronaldo sind Mitglieder der OKs und
sitzen deshalb bei Pressekonferenzen immer mit am Tisch, aber nie wird an sie
eine Frage gestellt. Sie haben eher dekorative Aufgaben, denn es ist natürlich
interessanter ein Foto von einem berühmten Spieler, als von einem
FIFA-Funktionär zu schießen. Als aber zum vierten Mal eine Frage zum Stadion São
Paulos auftauchte, schaltete sich Ronaldo in das Gespräch ein: „Kollegen, es
gibt eine Simultanübersetzung. Man muss nur die Kopfhörer aufsetzen, dann
versteht man auch die Antworten und muss nicht Alles mehrfach fragen.“
Das Maracanã ist also von innen fertig, aber von
außen nicht. Die Wege wurden noch nicht gepflastert, es gibt noch keine
Kassenhäuschen und Baufahrzeuge gehören weiterhin zum Straßenbild. Aber man
sieht auch hier, dass die Bauarbeiten in den letzten vier Wochen große
Fortschritte gemacht haben. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, dann könnte man
tatsächlich bis zum 15.06.2013 fertig werden. Allerdings wird es für die
Normalbevölkerung zumindest beim Confed Cup noch keine Parkplätze geben.
Ich habe auch das Gefühl, dass die Brasilianer sich
die Sache mit den Stehplätzen nochmal überlegen werden. Man kann ja nach der WM
wieder einige Sitze herausnehmen und so in einigen Sektoren hinterm Tor
Stehbereiche schaffen.
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