Am Abend stand der zweite Spieltag der
brasilianischen Meisterschaft auf dem Programm. Der São Paulo FC hatte ein
Heimspiel in seinem Stadion Morumbi gegen Vasco da Gama aus Rio de Janeiro.
Das Morumbi liegt etwas außerhalb des Zentrums,
schon auf der anderen Seite des Pinheiros-Flusses. Somit ist es nicht ganz
einfach dorthin zu gelangen. Ich nehme die neue U-Bahnlinie Gelb bis Butantã
und suche dort einen Bus. Auf der Straße erkenne ich einen São Paulo Fan und
spreche ihn an. Er heißt Thiago und ist sofort bereit mir den weg zu zeigen.
Gemeinsam gehen wir bis zur nächsten Schnellstraße, wo sich ein Buskorridor
befindet, der zum Morumbi führt. Der Bus ist knallvoll, da São Paulo zur Rush-Hour
im Verkehrschaos versinkt.
„Es ist geplant die U-Bahn bis zum Morumbi
weiterzubauen. Aber das kann dauern.“, seufzt Thiago. „Das wäre notwendig“,
füge ich an. „Wird denn das Morumbi schon renoviert?“ „Ja, es wurden schon die
neuen Sitze angebracht und bald soll das Stadion überdacht werden.“
Von der Halteselle bis zum Stadion müssen wir noch
etwa 15 Minuten laufen. Thiago trifft dort einige Freunde von seinem Fanklub
Falange Tricolor. „Wo sind denn die ganzen Snackbuden?“, frage ich. „Die haben
sie alle abgeschafft.“, erwidert Thiago. „Das sind die Modernisierungsmaßnahmen
im Zuge der WM-Vorbereitungen.“ „Wie Schade, ich wollte eines dieser typischen
Bratensandwiches essen.“ Wir gehen getrennt ins Stadion, da ich den
Presseeingang nehme.
Das Morumbi ist eines der größten Stadien Brasiliens
und wurde eher überraschend nicht für die WM ausgewählt. Es beeindruckt mit
seinen drei Stockwerken und ich beschließe zunächst auf den zweiten Oberrang zu
gehen. In São Paulo ist es gerade ganz schön kalt: 15 Grad und keine Heizung.
Das wird nächstes Jahr viele WM-Fahrer überraschen. Im Morumbi pfeift der Wind
auch noch unangenehm durch die Ritzen der Tribüne. Mitte der ersten Halbzeit
beginnt es zu Regnen und beschließe mich auf die überdachte Pressetribüne
zurückzuziehen.
Das Spiel ist in der ersten Halbzeit ziemlich langweilig
und die Teams gehen mit 0:0 in die Kabinen. Aber nach Wiederanpfiff zeigten die
Spieler von São Paulo zu was sie fähig sind. In nur 20 Minuten erzielten sie 5
Tore, meist aus der Distanz. Allein der Ex-Nationalspieler Luiz Fabiano trägt
drei Treffer bei. Eines der Tore wird von Lúcio vorbereitet, der den Treffer
ausgiebig bejubelt. Ihm wurde nach seiner zweiten roten Karte in wenigen
Spielen schon mit Vertragskündigung gedroht. Aber jetzt ist er wieder
Stammspieler. Vasco kam dann doch noch zum Ehrentreffer, nachdem der Torwart
Rogério Ceni eine Rückpass unkonzentriert vor die Füße eines Vasco-Stürmers
kullern ließ. Kurioses Tor.
Nach dem Spiel muss man sich fragen, ob São Paulo so
gut, oder Vasco so schlecht ist. Das Team aus Rio muss sich sicherlich sorgen
machen. Ich verlasse schnell das Stadion. Gott sei Dank, regnet es nicht mehr.
In etwa einer Stunde bin ich an der Haltestelle in der Nähe meines Hotels. Da
erwischt mich doch noch ein Platzregen. In Minuten bin ich komplett durchnässt,
bevor ich mich in die Rezeption flüchte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen