Vor dem gestrigen Libertadores-Spiel gegen Emelec
aus Ecuador hat die Marketingabteilung von Fluminense ein Video bei You-Tube
veröffentlicht. Zu sehen sind die angeblichen Schwierigkeiten, aufgrund der
aggressiven Stimmung, die die Fans von Fluminense hatten, um beim Hinspiel ins
Stadion von Emelec in Guayaquil zu gelangen. Man sieht einen Reisebegleiter,
der die Fans im Bus auf die gewaltige Stimmung und die prekäre Sicherheitslage
vorbereitet. Aus meiner Sicht, passiert dann bei Ankunft, außer ein paar
Stinkefingern, nichts. Das Video wurde veröffentlicht, um die Tricolores zu
einer Art Vergeltung aufzurufen und sie so zum Rückspiel ins Stadion zu locken.
Wenn ich so ein Video sehe muss ich immer wieder
daran denken, wie wichtig „Fangewalt“ eigentlich ist und wie verlogen damit
umgegangen wird. In jedem offiziellen Statement würden doch die Vertreter von
Fluminense, oder jedem anderen Verein, aber auch des Verbands und der Presse,
Gewalt verurteilen. Aber, wenn es darum geht eine mystische Aura um den „Geist“
des Libertadores-Pokal zu kreieren und so Zuschauer ins Stadion zu locken, dann
nutzt man genau die angebliche Gewalt. Die in dem Video witziger Weise nicht
einmal zu sehen ist und wahrscheinlich nicht stattgefunden hat.
Dem Aufruf sind knapp 15.000 Zuschauer gefolgt, was
für ein Mittwochabend-Spiel, mit Anstoßzeit 22.00h, sehr gut ist. Aus Ecuador
kamen keine 50 Fans – sehr gefährlich.
Ich war aber erst einmal mit meinem belgischen
Kollegen Samintra Kunti im Restaurant Adonis im Stadtteil Benfica, gleich
hinterm São Januário Stadion. Das Lokal ist berühmt für seine
Kabeljau-Gerichte, die aber nur in Riesenportionen für vier Personen angeboten
wurden. Wir entschieden uns deshalb für ein blutiges Steak mit vielen
Kohlenhydraten: Pommes, Reis und Maniokmehl.
Frisch gestärkt kamen wir fünf Minuten vor Anpfiff
im Stadion an. Die Stimmung war hervorragend. Fluminense benötigte ein
einfaches 1:0, um ins Viertelfinale vorzurücken. Das Team lief in Bestbesetzung
mit dem Stürmerstar Fred ein und machte von Anfang an Druck. In den 20. Minute köpfte
dann eben jener Fred zum 1:0. Es ist unglaublich, wie einfach Tore schießen für
ihn zu sein scheint und wie schwer sich die anderen tun.
Aber für das Spiel war das schlecht, denn Fluminense
begann jetzt Zeit zu schinden und war nur darauf aus das Spiel von Emelec zu
zerstören. Diese ließen sich davon provozieren und verloren in der zweiten
Halbzeit zwei Spieler durch rote Karten. Kurz vor Schluß erziehlte Carlinhos
noch das 2:0 für die Fluminense. Im Viertelfinale wartet jetzt der Sieger aus
Olimpia (Par) – Tigre (Arg).
Paralell zu dem Spiel in Rio fertigte Atlético
Mineiro in Belo Horizonte den São Paulo FC mit 4:1 ab. Ronaldinho Gaúcho und Co
scheinen ein ganz schönes Feuerwerk abgefackelt zu haben. Wenn man bedenkt,
dass São Paulo FC in den Jahren 2005 – 2008 den brasilianischen Fußball
beherrscht hat, dann ist das Ergebnis schon sehr bezeichnend. Als ich aus dem Stadion
ging stand es noch 4:0. Aber auf der Straße im Zentrum traf ich dann einen „Glücks“-trunkenen
Fan von Atlético, der mich noch über das Gegentor aufklärte. Sie werden gegen
den Sieger aus Palmeiras – Tijuana (Mex) spielen.
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