In Brasilien hat Paraguay ein sehr schlechtes Image.
Das Land wird als Hort von Verbrecherbanden, Schmugglern und Herstellern von
Piratenprodukten gesehen. Paraguay ist ein Sinnbild für einen unterentwickelten
Nachbarn, der für Witze, vergleichbar mit Polenwitzen in Deutschland, herhalten
muss. Aber, ich glaube, dass es wenigen Brasilianern bewusst ist, dass der
Verein Olimpia aus der Hauptstadt Asuncion schon dreimal den Libertadores Pokal
gewonnen hat. Außer São Paulo FC und Santos, träumen die brasilianischen
Schwergewichte nur von so einer Bilanz. Damit liegt Olimpia in der ewigen Tabelle des Libertadores
Pokal auf dem fünften Platz.
Ein Anzeichen für Tradition und kulturelle Bedeutung
eines Vereins in seiner Stammgemeinde ist die Größe des Auswärtsfanblocks und
die war beeindruckend beim gestrigen Spiel gegen Fluminense. Schon etwa eine
Stunde vor Spielbeginn war der Gästesektor gut gefüllt. Ich sprach mit Cezar
aus Asuncion, der 27 Stunden unterwegs war, neben ihm stand Fernando aus der
Grenzstadt Ciudade del Este, der immerhin noch 18 Stunden mit dem Bus anreiste.
Die Fans von Olimpia waren guter Dinge und tippten
auf Siege ihrer Mannschaft. Adligen Beistand erhielten sie von einem als König
verkleideten Fan, der eine Pokalkopie hochhielt. Hinter ihm zeigte jemand
ständig ein Marienbild. Der Verein betitelt sich selbst als „Rey de Copas“ – „König
der Pokale“.
Aber auch die Fans von Fluminense waren gut drauf
und hatten sich auf das Spiel vorbereitet. Der Fanklub „Young Flu“ verteilte
tausende kleine Fahnen in den Vereinsfarben Grün, Weiß und Rot. Die Jungs der „Flu
Rapaziada“ hatten sich die Mühe gemacht unzählige Ritterhelme aus Pappe zu
drucken, um sie unter den Fans zu verteilen. Das bezieht sich darauf, dass ihr
Team seit ein paar Jahren als „Rittermannschaft“ bezeichnet wird. Zum Einlaufen
der Mannschaften gab es 4 Blockfahnen und das obligatorische Reispulver.
Das Spiel war geprägt von einem Einbahnfußball auf
das Tor von Olimpia. Die Paraguayer schossen kein einziges Mal aufs gegnerische
Tor. Aber Fluminense kam auch nicht wirklich zu Toren. Rhayner vergab in der
zweiten Halbzeit die größte Chance der Hausherren. Dann fing es auch noch zu
regnen an, um die Situationen noch dramatischer aussehen zu lassen. Olimpia
nutzte jeden Rempler, um Zeit zu schinden. Irgendwie gelang es so den Gästen
das 0:0 über die Zeit zu retten. Ihre Taktik war es die Entscheidung auf das
Rückspiel nächste Woche in Asuncion zu verlegen. Ob die Rechnung aufgeht?
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