Brasilien steht unter Schock: Atlético/MG verliert
1:3 gegen Raja Casablanca bei der FIFA Klub-WM. Damit wird das Team aus Marokko
am Samstag auf Bayern im Finale treffen.
Der Weltpokal ist der große Traum eines jeden
brasilianischen Spielers und Fans und hat somit eine ungleich höhere Bedeutung
als in Deutschland. Ich war im September in Belo Horizonte und die Leute dort
haben mich die ganze Zeit gefragt, welche Erwartungen ich hätte und ob Atlético/MG
eine Chance gegen Bayern hätte. Nun das werden wir jetzt nicht mehr erfahren.
Dementsprechend ist auch Atlético/MG schon am 09.12.
in Marokko angekommen, um sich so perfekt auf den Weltpokal vorzubereiten. Sie
sind also heute schon ihren zehnten Tag in Marrakech. Der brasilianische Pressetross
ist auch mit angereist und hat zum Beispiel Reportagen über die lokale Küche
mit ihren Schafshirnen und -augen gemacht.
Die letzten Ligaspiele wurden mit der
Reservemannschaft bestritten. Aber heute gegen Casablanca waren alle Stars auf
dem Platz: Ronaldinho Gaúcho, Jô, Josué (ex-Wolfsburg), Tardelli etc. Atlético/MG
bestimmte nur in den ersten 30 Minuten das Spiel, kam aber zu keiner nennenswerten
Chance. Dann drehte Casablanca auf. Richtig schön kontrolliert und konzentriert
wurden die Spielzüge aus der Abwehr heraus aufgebaut. Wenn es lange Bälle gab,
dann kamen diese immer an. Zu Beginn der zweiten Halbzeit führte dann so ein
langer Ball zum 1:0.
Der wie immer überbewertete und arrogante Ronaldinho
Gaúcho viel bis dahin nur durch Fehlpässe auf. Als er seinen berühmten Trick –
Elástico, also Gummiband – an der Strafraumgrenze aufführte nahm ihm ein
Verteidiger von Casablanca fast gelangweilt den Ball ab. Kurz darauf gab es
jedoch einen Freistoß, den Ronaldinho Gaúcho sehr gekonnt verwandelte.
Casablanca ließ sich aber nicht aus dem Konzept
bringen und erhöhte durch einen zweifelhaften Elfmeter. In der letzten Minute fiel
das entscheidende 3:1, erneut nach einem Konter. Die Fans von Casablanca
sorgten schon während des gesamten Spiels für Stimmung, doch jetzt waren sie
gänzlich aus dem Häuschen. In Belo Horizonte wurde das Spiel auf einer
Großbildleinwand im Stadion gezeigt. Dort sah man nur entsetzte Gesichter.
Nach dem Schlusspfiff sah man noch sehr kuriose
Bilder: die Spieler von Casablanca umringten Ronaldinho Gaúcho und umarmten ihn
der Reihe nach. Dann begannen sie ihn auszuziehen und nahmen seine
Kleidungsstücke als Trophäe mit. Sie hatten nicht nur gegen ihr Idol spielen
dürfen, sondern konnten es sogar besiegen.
Am Vortag besiegte Bayern den asiatischen Champions
League Sieger Guangzhou aus China mit 3:0. Bei den Chinesen sind zwei Brasilianer
und der Argentinier Conca, der ab Januar wieder zu Fluminense zurückkommt,
unter Vertrag. Das Spiel war so langweilig und einseitig wie man es erwartet hat.
23:2 Torschüsse und 70% zu 30% Ballbesitz sprechen Bände. Selbst wenn Guangzhou
alle seine Torschüsse verwandelt hätte, hätte Bayern noch gewonnen und konnte
es sich leisten 20 Schüsse zu vergeben.
Die FAZ hat meines Erachtens einen gelungen
Vergleich gemacht: der Weltpokal ist wie eine Weihnachtsfeier auf die man
keinen Bock hat, aber aus beruflichen Gründen gezwungen ist, daran
teilzunehmen. Es ist eigentlich ein Ehre eingeladen zu sein, aber der
sportliche Wert ist äußert fraglich. Die großen Klubs aus Europa und Südamerika
können eigentlich nur verlieren. Atlético/MG muss jetzt mit dem Spott leben,
ist aber im Übrigen in guter Begleitung. Schon 2010 verlor Internacional aus Porto
Alegre gegen Mazembe aus dem Kongo mit 0:2.
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