In Belo Horizonte ist das Thema dieser Wochen die
FIFA-Klub-Weltmeisterschaft, die nächste Woche in Marokko beginnen wird. Atlético-MG
ist dort der südamerikanische Vertreter und fiebert auf das Duell mit Bayern
München hin. Die Kommentare während der samstäglichen Bundesligaübertragung spekulieren
eigentlich nur über die Frage: „Ist es möglich Bayern zu schlagen?“
In der Liga hat Atlético-MG nichts mehr zu gewinnen
oder zu verlieren. Man kann nicht mehr absteigen und der Platz im
nächstjährigen Copa Libertadores ist, als Titelverteidiger gesichert. Somit
wurden die Ligaspiele zu besseren Trainingseinheiten.
Ganz anders ist die Situation bei Fluminense. Die
Dreifarbigen mussten unbedingt gewinnen, um im Abstiegskampf annehmbare Chancen
zu haben. Dabei baute man auf die Unterstützung der Fans und verramschte
regelrecht die Eintrittskarten: die teuersten kosteten R$10 (€3,5) und einige
Kategorien waren für Mitglieder sogar umsonst. Dieses Angebot nahmen etwa
45.000 Fans war, um ihre Mannschaft in dieser dramatischen Situation zu
unterstützen.
Überhaupt war der Zuschauerschnitt am vorletzten
Spieltag sehr hoch: knapp 30.000. Nur beim Spiel der schon abgestiegenen Ponte
Preta in Campinas kamen etwa 2.000 Zuschauer. In den anderen Stadien lockten
die anstehenden Entscheidungen ein großes Publikum an.
Das Spiel war für Fluminense dramatisch. Denn,
obwohl es für Atlético-MG um nichts mehr geht gelang Diego Tardelli in der 21.
Minute das 1:0. Unter großer Anstrengung gelang dem Abwehrrecken Gum noch der
Ausgleich vor der Halbzeitpause. Fluminense hat diese Saison eine unglaublich
schlechte Mannschaft. Aber in der 53. Minute stand plötzlich Biro-Biro allein
vor dem Tor und erzielte das 2:1 für die Heimmannschaft. Alles schien auf ein
erneutes Rettungswunder Fluminenses hinauszulaufen.
Ich denke mir auch, dass das der Moment ist, in dem
du deinem Gegenspieler in die Ohren zischen musst: „Wenn du aufs Tor schießt,
breche ich die alle Knochen und du sagst tschüss zur Klub-WM.“ In so einer
Situation der absoluten Verzweiflung gibt es einfach kein Fair Play mehr. Aber
scheinbar hat das niemand gemacht.
Im Gegenteil: Fluminense zog sich zurück und Atlético-MG
wurde immer offensiver. In der 82. Minute erzielte schließlich Alecsandro den
2:2 Ausgleich. „Oh Gott, jetzt ist Fluminense abgestiegen.“, dachte ich mir und
wahrscheinlich viele andere auch. Atlético-MG traf in der Nachspielzeit sogar
nochmal die Latte und hätte beinahe die Tragödie komplett gemacht.
Nachdem aber sowohl Vasco, als auch Coritiba ihre
Spiele gewonnen haben steht Fluminense jetzt gemeinsam mit Vasco auf einem
Abstiegsplatz. Das heißt auch, dass mindestens ein Team aus Rio absteigen wird,
denn Fluminense rettet sich nur, wenn man selber das letzte Spiel gewinnt und
Coritiba und Vasco Punkte abgeben. Sollte Vasco am nächsten Sonntag in Curitiba
gegen Atlético-PR gewinnen, dann ist Fluminense abgestiegen. Coritiba spielt
auswärts gegen São Paulo und Fluminense in Salvador gegen das schon gerettete
Bahia.
Mein Tipp ist ja, dass Coritiba und Fluminense
gewinnen, da sie gegen Mannschaften spielen, für die es um nichts mehr geht und
Vasco verliert, da Atlético-PR die Punkte braucht, um sich für die Copa
Libertadores zu qualifizieren. In dieser Konstellation wären die beiden
Cariocas, gemeinsam mit Ponte Preta und Náutico abgestiegen.
Mir kam es ja so vor, dass die Fluminense-Fans sogar
ziemlich vergnügt durch den Regen heim gingen, nach dem Motto: „Die Situation
ist schrecklich – uns egal – wir trinken weiter.“
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