Sonntag, 7. Oktober 2012

Kommunalwahlen in Brasilien, 07.10.12



In Brasilien gibt es alle zwei Jahre ein Wahldatum, an dem das ganze Land zur Stimmabgabe geht. Heute sind Kommunalwahlen und in zwei Jahren werden Abgeordnete, Senatoren, Gouverneure und der Präsident gewählt.
Das große aktuelle Thema der brasilianischen Politik sind die kommenden Sportgroßereignisse. Gerade in Rio de Janeiro, die Stadt in der auch die Olympischen Spiele stattfinden werden, konzentrierte sich der Wahlkampf auf dieses Thema. Die Wahlprognosen deuten auf einen Sieg im ersten Wahlkampf des Amtsinhabers Eduardo Paes (PMDB – Partei der demokratischen Bewegung) hin, der die WM-Vorbereitungen bisher im Sinne der FIFA verwaltete. Sein größter Widersacher ist Marcelo Freixo (PSOL – Sozialistische Partei), der auf etwa 20% der Stimmen hoffen kann. Er repräsentiert die unzufriedenen Bürger der Stadt.
Ich habe im Internet ein Video gefunden (http://vimeo.com/49419197), das auf diese Vorbereitungen, auf die WM und ihre Missstände aufmerksam macht. Leider ist es in Portugiesischer Sprache. Mehrfach kommt der Kandidat Marcelo Freixo zu Wort, aber auch der Bundestagsabgeordnete Romário kritisiert die Vorgehensweise des OKs.
Aus meiner Sicht kann man die Kritikpunkte im Film folgendermaßen zusammenfassen:

1.                  Es wird zwar viel Geld in Stadien, öffentliche Sicherheit und Infrastruktur, wie Transportmittel, investiert, aber diese Maßnahmen erreichen nur Bereiche die für Spekulanten des Immobilienmarktes interessant sind, wie reiche Stadtteile, Stadien und Olympiapark. Dabei trete viel Misswirtschaft auf.
2.                  Es werden im Film Urbanisierungsmaßnahmen in der Favela Providência, die sich im Zentrum Rios befindet, wie der Bau eines Aufzugs, gezeigt. Das Problem ist, dass diese Maßnahmen autoritär und ohne Mitspracherecht der örtlichen Bevölkerung durchgesetzt werden.
3.                  Das führt zu Zwangsenteignungen. Die Bewohner klagen über keine oder zu geringe Entschädigungen. Eine Alternative ist eine Umsiedelung in entfernte Sozialwohnungen, die aber den täglichen Weg zur Arbeit extrem verlängern oder sogar unmöglich machen.

Es werden einige dramatische Szenen eines Einmarsches von Polizisten (mit gezogener Waffe) in eine Favela gezeigt. Leider wird der Anlass des Polizeieinsatzes nicht klar. Es ist auch Schade, dass Eduardo Paes und andere Befürworter des Olympiaprojektes nicht zu Wort kommen, um ihre Seite darzustellen.


Insgesamt fällt auf, wie stark verschiedene Kandidaten in Fankreisen auf Stimmenfang gehen. Hier einige Fotos, die ich in den letzten Wochen rund um die Stadien gemacht habe.



Die Ergebnisse werden schon für heute Abend erwartet.

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