Dienstag, 30. April 2013

Ab sofort im Buchhandel!


Martin Curi: Brasilien - Land des Fußballs


Fünf WM-Titel, als einziges Land der Welt bei allen WM-Turnieren seit 1930 dabei, Stars wie Pelé, Ronaldo und Neymar hervorgebracht – Brasilien ist das Land des Fußballs.
Martin Curi, geboren und aufgewachsen in Bayern, lebt seit über zehn Jahren in Brasilien und hat sich im Vorfeld der 2014 in Brasilien stattfindenden Fußballweltmeisterschaft auf die Suche nach diesem „Land des Fußballs“ begeben. Seine Reise wurde zur Tour de surprise durch ein Land, das so groß und so vielschichtig wie kaum ein anderes auf der Welt ist.
Er begegnet alten Fußballidolen wie Romário und Roberto Dinamite, die ihre Fußballpopularität für spätere politische Laufbahnen nutzten, er spürt zwei im brandenburgischen Neuruppin gestrandete „Sambafußballer“ auf, die die Kehrseite des erfolgreichsten brasilianischen Exportgutes repräsentieren und er trifft im Hinterland von Amazonas auf indianische Fußballer, die aufgrund ihrer ethnischen Herkunft kaum eine Chance haben, im Profifußball Fuß zu fassen.
Aber Curi begibt sich auch mitten in die gefürchteten Fanblöcke der großen Stadien des Landes und beobachtet die dortigen Veränderungen im Hinblick auf die WM 2014 und die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Er spricht mit Betroffenen, beleuchtet die unterschiedlichen Interessenlagen. Korruption und Vetternwirtschaft, kultischer Glaube und bedingungslose Hingabe zum eigenen Klub - Fußball steht in Brasilien mitten im Alltag und beeinflusst die Geschicke der Menschen auf vielerlei Art.
Nebenbei vergisst Curi natürlich die historischen Dimensionen nicht. In Porto Alegre findet er die deutschen Fußballwurzeln Brasiliens und kommt zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass „die Deutschen den Brasilianern das Fußballspielen beigebracht haben“. Und eine kenntnisreiche Zeitreise durch die WM-Geschichte der Nationalelf Selecao verdeutlicht die bemerkenswerte Nähe von Fußball und Politik im Land. Beim Thema Frauenfußball hingegen sind es die Folgen der auf „Schönheit“ geeichten männlichen Bevölkerung Brasiliens, die es weniger attraktiven Spielerinnen schwer macht, mit dem Fußball Geld zu verdienen.
Mit seinen lebendigen und nahen Reportagen vermittelt Curi ein umfassendes und anschauliches Bild von den unzähligen Ausprägungen, die der Fußball in Brasilien aufweist und zeichnet ein reales Bild, wie der Fußball in Brasilien gespielt, gesehen, konsumiert und gelebt wird. Besser vorbereitet kann man gar nicht in die heiße Phase der WM 2014 gehen!

Hier:

oder hier:



Sonntag, 28. April 2013

Botafogo – Resende, 5:0



Wie schon öfter in diesem Blog erwähnt sind die zwei wichtigsten Stadien Rios -das Maracanã und das Engenhão – im Moment geschlossen. Das São Januário-Stadion von Vasco wurde für Stadtderbys als nicht geeignet erklärt. Deshalb finden die Play-Offs der Riomeisterschaft in dem knapp zwei Stunden entfernten Ort Volta Redonda statt. Dort befindet sich ein 20.000 Zuschauer fassendes Stadion, das 2004 modernisiert wurde.


Und so machte sich unsere Fußballkarawane auf den Weg in  die Stadt der Stahlindustrie. Gleich nach den Serpentinen des Araras-Gebirges gelangt man in den Ort Piraí, wo Ricardo Teixeira stolzer Besitzer einer Farm ist. Wir beschlossen hier im Fischrestaurant „Bar do Peixe“ zu Mittag zu essen. Uns erwartete eine überraschend ausgefeilte Küche. Als Vorspeise bestellten wir klasse Bällchen aus Tucunaré-Fisch, der aus dem Amazonas kommt. Unsere Hauptspeise war ein frittierter Traira-Fisch mit einer Sauce aus der Macadâmia-Nuss, dazu gab es Reis, Kartoffelbrei und Pirão, ein Brei, der aus Maniok und Fischsud gemacht wird. Der Fisch war sehr gut, nur leider die Sauce etwas zu schwer. Bei der Gelegenheit erfuhren wir auch, dass der Ort Piraí ein Zentrum der Macadâmiaproduktion ist.


Mit neuem Wissen und frisch gestärkt legten wir die letzten Kilometer bis Volta Redonda zurück. Die Industriestadt mit ihren 250.000 Einwohnern ist nicht gerade eine touristische Sehenswürdigkeit. An ihrer Hauptstraße befindet sich alle wichtigen Gebäude der Stadt: die Stadtverwaltung, das Stadion und der Hochofen.
Leda und Carol mussten ihre im Internet gekauften Eintrittskarten erst noch an einem Schalter abholen. Als wir dort 40 min vor dem Spiel ankamen, war dieser jedoch geschlossen. Einer der Stewarts informierte uns, dass dieser Schalter nur bis zu einer bestimmten Uhrzeit geöffnet wäre. Nach unseren Protesten bemühte er sich jedoch um eine Lösung des Problems und tatsächlich wurde der Schalter wieder geöffnet. Insgesamt fand ich das Prozedere viel zu kompliziert. Leda benötigte etwa fünf Minuten, um an ihre Karten zu kommen. Wenn eine größere Anzahl Fans im Internet gekauft hätten, wäre der Schalter völlig überlastet gewesen.  



Dann konnten wir endlich ins Stadion gehen, das in einer kitschigen Billigversion moderner Architektur erbaut wurde. Die Haupttribüne wird unter der Woche von Arztpraxen genutzt. Im Stadion sind die Tribünen, trotz fehlender Leichtathletikbahn, unglaublich weit vom Spielfeld entfernt, da eine Straße für Rettungsfahrzeuge gebaut wurde. Und trotz dieses Abstandes wurde ein Käfiggitter um den Platz errichtet, das die Sicht beeinträchtigt. Es handelt sich, um eines dieser widersprüchlichen Resultate des aktuellen Sicherheitswahns. Die Angst vor einem Platzsturm zwingt zum Zaun, der Zaun zwingt zur Straße für Rettungsfahrzeuge, die Straße und der Zaun beeinträchtigen die Sicht in einem angeblich modernen Stadion.


Etwa 6.000 Zuschauer wollten das Halbfinale der zweiten Phase der Riomeisterschaft sehen. Überraschend konnte sich der kleine Verein aus Resende qualifizieren und brachte ein paar hundert Fans mit, die guter Dinge waren. Das legte sich aber bald, denn der Favorit Botafogo führte schon zur Halbzeit mit 3:0. Resende hatte dem nichts entgegen zu setzen und verschoss sogar einen Elfmeter. Man muss sich fragen, wie es Flamengo geschafft hat schlechter als Resende zu sein?


Nach dem 4:0 verließen wir das Stadion, um dem Stau zu entfliehen und zügig nach Rio zurückfahren zu können. Es war klar, dass nichts mehr passieren würde. Im anderen Halbfinale setzte sich ebenso der Favorit Fluminense mit 4:1 gegen Volta Redonda durch. Auch hier muss man sich fragen, wie es Vasco geschafft hat schlechter als Volta Redonda zu sein? Somit stehen sich am nächsten Wochenende Botafogo und Fluminense im Finale gegenüber. Letztere müssen das Spiel gewinnen, um zwei Entscheidungsspiele zu erzwingen. Sollte Botafogo das Finale gewinnen, dann ist die Riomeisterschaft entschieden.

Freitag, 26. April 2013

Maracanã – endlich fertig !?!?



Morgen wird das Maracanã in einem festlichen Akt dem Bauherren übergeben. Dazu werden die Freunde Ronaldos gegen die Freunde Bebetos einen kleinen Freundschaftskick auf dem nagelneuen Rasen vorführen, der von einigen Ehrengästen, darunter Präsidentin Dilma, Vertretern der Presse und den 27.000 Bauarbeitern des Stadions gesehen werden wird. Damit erklärt die Baufirma die Arbeiten für abgeschlossen.
Von meinem Fenster aus sehe ich, dass tatsächlich das Dach fertig ist und die ganze Woche wurden Ton- und Lichttests durchgeführt. Das Maracanã erstrahlte in funkelndem Grün, Gelb und Blau. Im Fernsehen wurden der Rasen und die neuen Sitzschalen gezeigt. Das Stadion ist also fertig, aber das ganze Rundherum und die Anfahrtswege sind noch lange nicht fertig. Alle Vorplätze sind im Moment aufgerissen und an Parkplätze kann noch nicht gedacht werden.
Deswegen werden schon heute Abend die Straßen rund um das Maracanã geschlossen und erst am Sonntag wieder geöffnet. So hofft man das größte Chaos zu vermeiden. Das Spiel morgen gilt als erster Test, der mit 30% der Kapazität durchgeführt wird. Die offizielle Einweihung wird am 02.06.13 mit dem Klassiker Brasilien – England stattfinden. Dann werden Eintrittskarten verkauft und 100% der Kapazität getestet. Danach folgt der Confed Cup ab 15.06.13. Bis dahin muss man sich irgendwas in Sachen Parkplätzen einfallen lassen. Bis zur WM wird sicher alles fertig sein. 

Mittwoch, 24. April 2013

Que Marravilha! (ohne Fußball)

Ich habe an einer brasilianischen Koch-TV-Show teilgenommen. Sie nennt sich "Que Marravilha" und wird von dem französischen Starkoch Claude Troisgros bei dem Sender GNT moderiert. Das erklärt die Schreibweise "Marravilha", da das Doppel-R die französische (und auch deutsche) Aussprache des Portugiesischen ausdrückt. Die Idee war, dass ich Claude beibringe, wie man eine Martinsgans mit Blaukraut und Serviettenkloß zubereitet. Da es in Brasilien wenig Gänse gibt, haben wir auf eine Ente zurückgegriffen. Claude musste das dann nachkochen und ich und meine Familie seine Version benoten. Wer GNT empfängt, kann diese Woche, ab morgen, die Sendung sehen:

Donnerstag, 25.04. - 21.00h, Erstausstrahlung.
Freitag, 26.04. - 11.30h.
Freitag, 26.04. - 18.00h.
Samstag, 27.04. - 12.00h.
Sonntag, 28.04. - 10.30h.
Donnerstag, 02.05. - 19.00h

GNT - Brasilianische Zeit.
http://gnt.globo.com/quemarravilha/

Hier ein paar Fotos:





Dienstag, 23. April 2013

Halbfinale Rio-Pokal

Am vergangenen Wochenende wurde der letzte Spieltag der zweiten Phase der Riomeisterschaft ausgetragen. Vasco und Flamengo waren schon ausgeschieden. Die letzten zwei wichtigen Spiele waren:
Boavista - Resende, 3:2
Fluminense - Bangu 2:0.
Mit diesem Sieg eroberte Fluminense noch auf der Zielgerade den ersten Platz in seiner Gruppe und wird im Halbfinale gegen den Zweiten der Gruppe A spielen. Damit stehen die Halbinals nächstes Wochenende fest:

Botafogo - Resende, Samstag
Fluminense . Volta Redonda, Sonntag

Die Spiele werden in Volta Redonda, einer kleineren Stadt außerhalb Rios, stattfinden, das das Engenhão und das Maracanã geschlossen sind.

Freitag, 19. April 2013

Fluminense – Caracas, 1:0



Das Maracanã ist noch nicht eröffnet und das Engenhão ist nach den technischen Problemen wieder geschlossen. Eine der Konsequenzen dieser Probleme ist, dass Fluminense nun seine Heimspiele im Libertadores-Pokal im São Januário-Stadion von Vasco austragen muss. Ich finde das gar nicht so schlecht, denn aus meiner Sicht ist es das schönste (benutzbare) Stadion Rios, das noch Fußball atmet.


Die Tricolores hat das scheinbar inspiriert. Sie besetzten ohne große Umschweife die Bars in den Gässchen rund um das Stadion und begannen sich auf einen weiteren Abend mit internationalem Fußball einzustellen. Fluminense brauchte ein Unentschieden, um sich für das Achtelfinale zu qualifizieren. Bei einem Heimspiel gegen das Team aus der venezolanischen Hauptstadt sollte das möglich sein.



Aus Caracas waren sogar etwa 100 Fans angereist, deren Bussen die Polizei fieberhaft den Weg durch die Fluminensemasse ebnete. Im Stadion spannten sie ihre Spruchbänder so auf, dass es den Anschein hatte, sie würden den gesamten Auswärtsblock besetzen. Einige von ihnen formten mit den Buchstaben auf ihren T-shirts die Worte „Los Demonios“. Es war lustig anzusehen, wie sie sich so diszipliniert aufstellten.


Sie standen 12.000 Fans von Fluminense gegenüber die Alles gaben. Ich habe den Eindruck, dass der Fanklub „Legião Tricolor“, der die argentinische Art die Mannschaft zu unterstützen, kopiert, im Engenhão etwas untergetaucht ist. Gestern im São Januário waren sie wieder mit voller Kraft präsent, schwangen ihre Fähnchen, sangen 90 Minuten und schmissen Reispulver zum Einlaufen der Mannschaften.  


Das Spiel wurde dem festlichen Rahmen nicht gerecht. Fluminenses Mittelstürmer Fred ist verletzt und dann gibt es zwar schnelle Offensivleute, aber niemand mit diesem unwiderstehlichen Drang zum Tor. Natürlich wussten die Spieler auch, dass Caracas gewinnen musste und man den Gegner erst mal kommen lassen konnte. Das Ergebnis war ein fürchterliches Gebolze, in dem man das Gefühl hatte, dass Caracas nicht mehr konnte und Fluminense nicht mehr wollte. In der 54. Minute gelang Rafael Sobis das 1:0 und dabei blieb es dann auch.


Das war erst der dritte Sieg einer Heimmannschaft in der Gruppe 8. Insgesamt sechs von zwölf Spielen konnten die Gäste in der Gruppe der Auswärtsmannschaften gewinnen. Im Parallelspiel trennten sich Huachipato und Grêmio 1:1. Das Spiel endete in einer Schlägerei zwischen Spielern und Trainern beider Mannschaften. Das ist jetzt nun schon die dritte Schlägerei in fünf Montaten in internationalen Spielen brasilianischer Mannschaften: São Paulo – Tigre, Atlético/MG – Arsenal und Huachipato – Grêmio. Ich glaube es ist langsam an der Zeit, dass sich die Brasilianer überlegen, warum das passiert und ob tatsächlich immer die angeblich ungehobelten Anderen daran schuld sind.


Das war der letzte Spieltag der Gruppenfase. Alle sechs Brasilianer und vier Argentinier konnten sich qualifizieren.  Dazu gesellen sich sechs Mannschaften aus sechs verschiedenen Ländern. Beim Libertadores-Pokal gibt es keine Auslosung für das Achtelfinale. Es wird eine Gesamttabelle geführt, nach der der Beste Erstplazierte gegen den schlechtesten Zweitplazierten, usw, spielt. Auch der Spielplan bis ins Finale ist so schon vorgegeben. Aus meiner Sicht eine interessante Lösung.

Das Achtelfinale:
São Paulo (Bra) – Atlético/MG (Bra)
Tijuana (Mex) – Palmeiras (Bra)
Boca Juniors (Arg) – Corinthians (Bra)
Newell´s Old Boys (Arg) – Vélez Sarsfield (Arg)
Grêmio (Bra) – Independiente Santa Fé (Kol)
Real Atlético Garcilaso (Per) – Nacional (Uru)
Tigre (Arg) – Olimpia (Par)
Emelec (Ecu) – Fluminense (Bra)

Dienstag, 16. April 2013

José Maria Marin, Brasilien und die Diktatur



In den letzten Wochen erschienen in brasilianischen Zeitungen mehrfach Berichte über die Rolle des aktuellen Präsidenten des Fußballverbandes CBF José Maria Marin während der Militärdiktatur. Ich halte das Thema Diktatur für sehr sensibel und sperrig in einem Blog über Fußball. Aber das Ausmaß der Anschuldigungen und die Diskussionen, die sie erzeugten, führen dazu, dass ich beschlossen habe über das Thema zu schreiben.
Mir erscheint es oft so, dass das Thema Militärdiktatur (1964 – 1985) in der brasilianischen Öffentlichkeit totgeschwiegen wird. Während Nachbarländer, wie Argentinien, Uruguay oder Chile, begonnen haben nach Verantwortlichen zu suchen und ihre Diktatoren vor Gericht zu bringen, gilt in Brasilien ein Amnestiegesetzt, dass es verbietet sowohl Mitglieder der Militärregierung, als auch Mitglieder von paramilitärischen Oppositionsgruppen, anzuklagen. Ich habe oft den Eindruck, dass das dazu führt, dass oberflächlich der öffentliche Frieden hergestellt ist, aber unter der Oberfläche brodelt es gewaltig, denn die Wunden schmerzen noch.
 Mit Fernando Henrique Cardoso, Luiz Inácio Lula da Silva und Dilma Rousseff stammen die drei letzten Präsidenten aus der Oppositionsbewegung der Diktaturzeit, wobei sie ganz verschiedene Schicksale und Rollen ausfüllten. Die aktuelle Präsidentin war 1969 – 70 in der Guerilla-Gruppe VAR-Palmares aktiv und wurde 1970 festgenommen. Sie selbst schweigt öffentlich über das was mit ihr im Gefängnis geschehen ist, aber andere Zelleninsassen sagten aus, dass sie brutal gefoltert wurde, unter anderem mit Elektroschocks an den Genitalien.

                                                http://pt.wikipedia.org/wiki/Dilma_Rousseff

Am Tag ihrer Vereidigung als Präsidentin lud sie demonstrativ ehemalige Zellenkolleginnen zum Tee ein. Dilma redet nicht über die Diktatur, aber still und leise handelt sie konkret. Die bekannteste Maßnahme ist die „Kommission der Wahrheit“, die die Zeit der Diktatur dokumentieren und aufarbeiten soll. Sie nötigte Vertreter der Militärdiktatur zu öffentlichen Protesten, in denen das Amnestiegesetzt verteidigt wurde. In einem sehr schockierenden Interview bei TV Globo bezweifelte ein ehemaliger General sogar öffentlich, dass Dilma tatsächlich gefoltert wurde.

                                                       Dilmas Gefängnisfoto.
                                                                         http://pt.wikipedia.org/wiki/Dilma_Rousseff

In diesem Kontext muss man die Vorkommnisse um José Maria Marin beobachten. Als er 2012 zum Nachfolger von Ricardo Teixeira an der CBF-Spitze ernannt wurde, kannte ihn niemand. Marin hat es geschafft in den letzten 30 Jahren immer ganz nah am Zentrum der Macht des Fußballverbandes zu sein, aber nie öffentlich aufzufallen. Aber Dilma erinnerte sich an ihn aus der Zeit der Militärdiktatur und hat ihn noch nie offiziell empfangen.
Teile der brasilianischen Presse versuchen nun Marins Vergangenheit in Erfahrung zu bringen. Marin war für die Einheitspartei der Diktatur ARENA Stadtrat (1964 – 70), Abgeordneter (1971 – 79) und (Vize-) Gouverneur (1979 – 83) von São Paulo. Damit war er immer nah am Machtzentrum und somit an den Entscheidungsfindungen. Die Zeitung „Folha de São Paulo“ berichtet nun, dass sie Zugang zu den Archiven den Militärdiktatur gehabt habe und diese ausgewertet hat. Der Geheimdienst hat nämlich nicht nur seine Gegner, sondern auch Parteimitglieder überwacht, um sie auf Linientreue zu prüfen. Marin bestand diesen Test mit Bravour.
Natürlich kann man keine Dokumente finden, in denen Marin tatsächlich eine Hinrichtung befohlen hätte oder gar Anzeichen auf eine direkte persönliche Beteiligung bei einem Mord. Schon damals gelang es ihm nah an der Macht, aber unverdächtig und dezent in der zweiten Reihe zu stehen.

                                      Marin (Vizegouverneur) rechts.

Die klarsten Beweise für seine Verstrickungen in die Diktatur und ihre Menschenrechtsverletzungen existieren im Zusammenhang mit dem Fall „Vladimir Herzog“. Herzog war bis 1975 Direktor für Journalismus bei TV Cultura in São Paulo. Marin beklagte damals in einer Brandrede im Landtag von São Paulo, dass TV Cultura nicht über Ereignisse der Partei ARENA berichten würde und dass dies die öffentliche Ordnung bedrohen würde. Damit liegt nahe, dass er die darauf folgenden Repressionsmaßnahmen gegen TV Cultura zumindest unterstütze, wenn nicht sogar initiierte.

                                             http://pt.wikipedia.org/wiki/Vladimir_Herzog

Eine der Maßnahmen war die Festnahme des Direktors für Journalismus Vladimir Herzog, Mitglied der verbotenen Kommunistischen Partei, und seine Folterung bis zum Tod in den Gebäuden des Geheimdienstes DOI-CODI. Die Geheimpolizei gab damals an, Herzog hätte Selbstmord begangen. Das Foto des angeblich Erhängten rief aber erhebliche Zweifel hervor, da seine Füße den Boden berührten.


Herzog wurde zu einem Symbol der Redemokratisierungsbewegung, besonders weil er eben nicht Teil der Guerilla, sondern ein Vertreter der Presse war. Die Frage ist nun, wie man mit diesen Informationen umgeht, denn es kann keine direkte Verbindung zwischen Marin und dem Tod von Herzog nachgewiesen werden.
Der Bundestagabgeordnete Romario hat gemeinsam mit Herzogs Sohn Ivo insgesamt 50.000 Unterschriften gesammelt, die den Rücktritt Marins sowohl als Präsident des CBF und besonders als Chef des OK der WM fordern. Die Problematik wurde auch an die FIFA in der Schweiz weitergeleitet - bisher ohne Antwort. Der Pressesprecher der FIFA in Brasilien antwortete, dass sich die FIFA nicht in innerbrasilianische Angelegenheiten einmischen kann und die Zusammenarbeit im Bezug auf die WM-Organisation gut verläuft.


Für mich wurde klar, dass die Mitglieder der Militärdiktatur weiterhin in vielen wichtigen Positionen vertreten sind und so eine aktive Aufarbeitung der Geschehnisse verhindern können. Vielen Brasilianern wäre es lieber, wenn man die Diktaturzeit vergessen könnte. Aber unter der Oberfläche brodelt es und das führt immer wieder zu Eruptionen, wie der von mir beschriebenen.

Sonntag, 14. April 2013

America – Tigres, 2:1



Die erste Liga der Riomeisterschaft befindet sich in der entscheidenden Phase. Am vorletzten Spieltag waren mit Vasco und Flamengo schon zwei der Großen ausgeschieden. Somit ist ein Finale zwischen Botafogo und Fluminense sehr wahrscheinlich. Aber Leda, Carol und ich beschlossen wieder einmal der Glitzerwelt der ersten Liga den Rücken zu kehren und stattdessen den Spitzenreiter der zweiten Liga - America - zu sehen.


Dazu mussten wir uns in den Ort Mesquita in der Peripherie der Metropolregion Rio de Janeiro begeben. Mit dem Auto nimmt man die Autobahn in Richtung São Paulo und nimmt die Ausfahrt Belfort Roxo. Dann schlängelt man sich mühselig durch eine unglaublich schlechte Straße voller Löcher bis zum Stadion im Stadtteil Edson Passos. Man muss sich fragen: warum ist America hier raus gezogen?


Zu Erklärung: America ist für Rio ein wichtiger Verein, denn er gehört zu den vier Großen der Gründerjahre: Fluminense, Botafogo, Flamengo und eben America teilten sich die Gunst der Fans bis in die 1920er Jahre. Vasco da Gama erschien erst Ende der 20er Jahre auf der Landkarte und konnte dann Stück für Stück America überholen. Aus meiner Sicht ist der wichtigste Grund für diese Entwicklung eine Frage der Marktanteile: Fluminense, Botafogo und America sind Vereine der Mittel- und Oberschicht, während Flamengo und Vasco Klubs der Unterschicht sind. Die Oberschicht braucht einfach keine drei Klubs.


America stammt aus dem zentrumsnahen Stadtteil Tijuca, gleich beim Maracanã. Dort hatte man ein eigenes Stadion, aber als der Verein nach seinem sportlichen Abstieg in den 70er Jahren das Gelände, in einer doch relativ ertragreichen Gegend, verkaufen musste, blieb nur noch das Vereinsheim. Deshalb machte sich America in den 90er Jahren auf eine kostengünstige Alternative zu finden, um nicht ständig einen Platz für seine Spiele mieten zu müssen. Diese Alternative wurde dann in Mesquita gefunden, wo der Grundstückspreis in einer sehr entwerteten Gegend niedrig war.


So wurde am 23.01.2000 das Stadion Edson Passos mit 15.000 Plätzen, weit entfernt vom Wohnort de Fans von America, eingeweiht. Das Stadion galt damals als Vorzeigeobjekt. Heute ist es nur noch ein Schatten seiner selbst, da der Verein nicht wirklich davon profitieren konnte. Ein Sturm nahm das Dach der Gegengerade mit, die seitdem geschlossen ist. Der Putz bröckelt an allen Ecken.


Aber die Fans lassen sich davon nicht abschrecken. Fast 1.000 Zuschauer, und damit wahrscheinlich die Höchste Zuschauerzahl in unserer Tour durch die Riomeisterschaft, wollten das Spiel des Spitzenreiters der zweiten Liga sehen. Da merkt man dann, dass America ein Traditionsteam ist, das noch auf eine fanatische und treue Fanmenge zurückgreifen kann.


Die Fans hatten sich auch was einfallen lassen: zum Einlaufen der Mannschaften gab es Konfetti, Klopapier, Blockfahnen, Gesänge und Blutroten Rauch. Eine tolle Show! Während des ganzen Spiels wurde gesungen. Die Mannschaft bedankte sich bei den Fans mit erfrischendem Angriffsfussball, der aber in der ersten Halbzeit ausgekontert wurde und so Tigres 0:1 in Führung ging. Aber America war so überlegen, dass das Spiel noch gedreht wurde. 


In der Halbzeit führten die etwas unkoordinierten Cheerleaders von America ein Tänzchen auf.


Mir sind auch noch die Fahnen für Romario, Jorginho und Escobar aufgefallen. Romarios Vater war Fan von America und deshalb hat der Sohn zu Ehren des Vaters seine Karriere bei America abgeschlossen. Jorginho (Ex-Leverkusen und Bayern) hat seine Trainerkarriere bei America begonnen und wollte aufgrund seiner religiösen Einstellung das Maskottchen, ein Teufel, abschaffen. Ist ihm aber nicht gelungen. Escobar ist ein berühmter Fußballjournalist, der sich öffentlich dazu bekennt Fan von America zu sein.


Nach dem Spiel fuhren wir zurück ins Zentrum Rios. Das ging ziemlich schnell bis zum Eingang des Rebouças-Tunnels. Dort standen wir über zwei Stunden im Stau wegen eines üblen Unfalls, bei dem zwei Motoradfahrer starben. Mit Heißhunger kamen wir in Botafogo im Restaurant Joaquina an und bestellten Rippchen. Sehr lecker, wenn ich auch sagen muss, dass ich sogar schon bessere, zum Beispiel im Escondidinho oder im Cachambeer, gegessen habe.

Donnerstag, 11. April 2013

Grêmio – Fluminense, 0:0


Gestern konnte ich nach längerer Pause endlich mal wieder ein Spiel des Libertadores-Pokal genießen. Der Vertreter Rio de Janeiros Fluminense hatte ein schweres Auswärtsspiel gegen Grêmio in Porto Alegre. Ich akkreditierte mich bei Fluminense und konnte so das Spiel auf Großbildleinwand im Vereinsheim in Laranjeiras anschauen, das sich in dem Gebäude der Haupttribüne aus dem Jahr 1920 befindet.
Eine große brasilianische Brauerei hatte erst vor kurzem das Restaurant und das Vereinsmuseum renoviert und diese Räume stehen den Besuchern der Live-Übertragung offen. Ich kam also früh an, um einen Blick in das Vereinsmuseum zu werfen. Mir wurde sogar eine kurze Privatführung mit meinem Guide João Pedro angeboten. Das Museum ist schön gemacht und mit allen technischen Spielereien ausgestattet, die heute von einem Museum verlangt werden.


Fluminense ist der älteste Fußballklub Rio de Janeiros und so widmet sich der erste Raum der Vereinsgründung und zeigt verschiedene Memorabilien, wie Fotos und ein Sakko in den Vereinsfarben. Der Klub lebt auch sehr von kuriosen Ankedoten, wie dem „Superathleten“ Preguinho, Sohn des Vereinspräsidenten, der in 10 Sportarten trainierte, dem Schriftsteller Nelson Rodrigues und den Videoaufnahmen der Rolling Stones im Vereinsheim. Mehrere Videoaufnahmen zeigen berühmte Fans von Fluminense. Mein Favorit ist Careca, der immer einen Sack Talg mit ins Stadion nahm und um sich warf. Der erste Saal endet mit einer platzsparenden Videoinstalation, die der Besucher selbst bedienen kann, um sich über die Klubgeschichte zu informieren.


Im zweiten Raum befindet sich im Moment eine Fotoausstellung zur letztjährigen Meisterschaft. Herzstück des Museums ist der letzte Raum, in dem die Trophäen gezeigt werden. Hier findet man die Pokale der vier Meisterschaften, des Pokalgewinns und des Weltpokals von 1952. Fluminense ist besonders stolz auf den „Olympischen Pokal“ des IOC, der wegen besonderer olympischer Verdienste verliehen wird und Fluminense weltweit der einzige Fußballverein ist, der diese Trophäe je erhielt. Zum Schluß gibt’s noch was zum Spielen: Man kann sich für eine Fluminenseansichtskarte fotografieren lassen und diese als Andenken an eine Emailadresse verschicken. Das habe ich natürlich gemacht.


Direkt gegenüber des Museums befindet sich das Restaurant, ganz in den drei Farben rot-weiß-grün gehalten. Als ich dort ankam waren schon alle Sitzplätze besetzt und auf den zahlreichen Bildschirmen lief das Spiel Real Atlético (Per) – Cerro Porteño (Par). Nicht Mitglieder mussten stolze R$120 (fast €50) berappen, um Zugang zu bekommen, dafür gab es Freibier. Ich zwängte mich auf eine Bank im Hinterzimmer und begann die Speisekarte zu studieren, die mir gefiel. Angeboten wurde ein Querschnitt durch die typisches Kneipenküche Rios: Bohnensuppe, Grillwürste, Kabeljaubällchen, panierte Hähnchen, Rippchen oder einfach Pommes. Der Preis war ok.


Um 22.00h begann dann endlich das Spiel. Die Anwesenden waren aufgrund des Freibiers schon gut angetrunken. Fluminense musste ohne seine verletzten Stammkräfte Fred, Thiago Neves, Wellington Nem und Deco antreten. Deswegen sah ich eigentlich schwarz, aber siehe da: Fluminense dominierte das Spiel. Gegen Ende der ersten Halbzeit wurde Cris von Grêmio vom Platz gestellt und in der zweiten Halbzeit hätte Fluminense eigentlich das Spiel gewinnen müssen.


In der 64. Minute schoß dann sogar Rhayner (!) ein Tor, aber der Schiedsrichter sah – ungerechtfertigter Weise – Abseits. In Rios Stadien ist im Moment der Alkoholausschank verboten. Ich bin komplett gegen diese Maßnahme und die gestrige Partie hat mich mal wieder bestätigt. Die Fluminensefans um mich waren in der zweiten Halbzeit einfach so gut drauf mit ihrem Freibier. Bei der Szene des nichtgegeben Tors kniete einer sogar neben mir nieder. Insgesamt war es doch wieder ein sehr vergnüglicher Abend.


Für Fluminense ist das Ergebnis nicht schlecht, denn jetzt genügt beim letzten Heimspiel nächste Woche gegen Caracas ein Unentschieden. Gleiches gilt für Grêmio bei seinem Auswärtsspiel in Huachipato. Von den anderen Brasilianern sind Atlético -MG und Corinthians schon durch, Palmeiras gut plaziert und nur São Paulo muss noch kämpfen. 

Sonntag, 7. April 2013

Portuguesa – Americano, 1:0



An dem Tag, an dem der FC Bayern München seine 23. Meisterschaft gewinnt, fahre ich mit dem Bus auf die Gouverneursinsel, um das Spiel der dort beheimateten Portuguesa zu verfolgen. Somit begebe ich mich in die Niederungen der zweiten Liga Rio de Janeiros. Die Portuguesa ist, wie der Name andeutet, der Verein der portugiesischen Gemeinde und wurde schon 1927 gegründet. Damit handelt es sich um einen der ältesten Klubs in Rio, der auf eine reiche Geschichte und viele Jahre in der ersten Liga zurückblicken kann, wie seine Fans immer wieder betonen. Hier die Doku von ESPN zu Portuguesa:


Mir war klar, dass wohl kaum mehr als 100 Zuschauer zu einem Zweitligaspiel zu erwarten wären, aber eine gewisse Präsenz der Fanklubs vor dem Stadion hatte ich schon erwartet. Als ich jedoch die Straße zum Stadion hinunterlaufe kommt mir diese verdächtig leer und ausgestorben vor. Da meine Begleiterinnen Leda und Carol noch nicht eingetroffen waren, beschließe ich allein ins Stadion zu gehen.
Doch ich stoße auf verschlossene Tore. Nach kurzem Rütteln an den Toren erscheint eine freundliche junge Dame und erklärt mir:
„Das Spiel wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, da die Feuerwehr aus Brandschutzgründen das Stadion nicht für Publikum freigegeben hat. Es ist schon das vierte Spiel hinter verschlossenen Türen.“


Mit meinem Presseausweiß bekomme ich dann doch Zutritt, aber Leda und Carol werden wohl draußen bleiben müssen. 
Solange die Mädels nicht eintreffen schaue ich mir das Stadion an. Es handelt sich um einen kuriosen Betonbau mit langen klaren Linien, im Niemeyer-Stil der 60er Jahre. Das Stadion Luso-Brasileiro wurde 1965 eingeweiht. Zuvor war der Klub im Stadtzentrum beheimatet, musste aber der Erweiterung der Presidente-Vargas-Allee weichen und fand auf der Insel eine neue Heimat. Man betritt das Stadion über eine Sporthalle, in der mehrere Basketballfelder eingezeichnet sind. Hier befindet sich auch eine Kantine mit einem Abbild der Maria von Fatima und Logen für Musikveranstaltungen. Insgesamt erinnert die Halle an die Infrastruktur von Sambaschulen.


Die Rückseite der Halle öffnet sich dann zur doch beachtlichen Haupttribüne mit seinem geschwungenen Dach. Da das Stadion sich auf einer Insel befindet pfeifen heftige Winde über den Platz hinweg, die in den Bögen des Daches ein heulendes Geräusch erzeugen. Deswegen ist das Luso-Brasileiro auch als „Stadion der heulenden Winde“ bekannt. Im Vereinsgelände befinden sich noch ein Restaurant, ein Schwimmbad und eine Turnhalle. Rund um den Fußballplatz gibt es noch verschiedene Nebenplätze, von denen einer als Parkplatz genutzt wird. Hier wurden 2005 Stahlrohrtribünen errichtet, um einige Spiel der ersten brasilianischen Liga auszutragen.


Als ich die fast leere Tribüne betrete, sehe ich dort mehrere heulende Spieler der Jugendmannschaft des heutigen Gegners Americano aus Campos im nördlichen Bundesstaat Rio de Janeiro. Als die Mannschaften einlaufen gibt es zunächst eine Schweigeminute, bevor das Spiel beginnt. Ich beschließe jemanden von Americano zu fragen, was der Grund dafür sei. Er antwortet mir:
„Hier hat schon das Spiel der Jugendmannschaften stattgefunden. Der Supervisor des Jugendteams ist dabei auf dem Platz wegen eines Herzinfarkts zusammengebrochen. Wir wurden informiert, dass er im Krankenhaus verstorben ist.“


Ich weiß nicht, ob ich nach so einer Nachricht noch spielen könnte, aber der Schiedsrichter bittet zum Spiel. Kurz darauf ruft mich Leda an und bittet um Hilfe am Eingang. Ich hatte erwartet, dass ihr der Zutritt verwehrt würde. Die Dame von Portuguesa erklärt mir, dass nur der Vereinspräsident João den Zutritt gestatten könnte.
Das Spiel ist sowieso grottenschlecht und bis zur Halbzeit fällt kein Tor, also mache ich mich auf die Suche des João. Aber weder auf der Presse- noch auf der Ehrentribüne finde ich ihn. Auf den normalen Plätzen wird mir zumindest ein Präsidiumsmitglied vorgestellt. Da ich nicht mit der Tür ins Haus fallen will, beginne ich zunächst ein Gespräch über das Feuerwehrgutachten:
„Warum findet das Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt?“
„Weil die Feuerwehr uns nicht das Brandschutzgutachten gegeben hat.“
„Aber was wurde beanstandet?“
„Das wir das Brandschutzgutachten nicht haben.“
„Und warum haben sie es nicht bekommen?“
„Weil die Feuerwehr es uns nicht geben wollte. Entschuldigen sie, ich muss jetzt schnell mit jemandem sprechen. In fünf Minuten bin ich zurück.“


Und verschwunden war er. Das kann man nicht gerade gesprächsbereit nennen. Somit bin ich auch gar nicht dazu gekommen, um Einlass für Leda zu bitten. Ich gehe zum Tor zurück und wir beschließen das Stadion zu verlassen, um unser traditionelles gut bürgerliches Essen zu genießen. Ledas Bekannte Simone ist auf der Insel aufgewachsen und kennt hier jeden Winkel. Sie macht mit uns eine Rundfahrt und zeigt uns die Strände. Dann kehren wir in der Kneipe „Pontapé” ein. Hier kann man schön im Freien sitzen und den Ausblick auf die Guanabara-Bucht genießen.
Wir bestellen die lokale Version der Kabeljaubällchen. Statt der traditionellen Kartoffelmasse verwendet der Chef eine Reis-Brokkoli-Masse, dazu gibt es eine warme Knoblauch-Oliven-Sauce. Lecker! Sehr gelungen. Außerdem bestellen wir eine Portion Pommes mit Cream-Cheese, Speck und Knoblauch, ganz schön Trash und gar nicht gesund. 


Insgesamt war die „Pontapé“ eine hervorragende Option, aber leider müssen wir wieder in die Stadt zurück. Im Auto macht Leda das Radio an, um die Übertragung des Fluminensespiels zu hören. Plötzlich ertönt ein schallendes „Halleluja, Halleluja, Halleluja“. Was war passiert? Rhayner, der 83 Spiele ohne Torerfolg war, hatte endlich getroffen und die Radiostation war so wach und gut vorbereitet, dass sie den Halleluja-Jingle einspielten. Später sagte Rhayner, dass er eigentlich flanken wollte und das Tor eher versehentlich geschah. Was für ein ereignisreicher Tag!