Freitag, 30. Mai 2014

WM-Straßengestaltung


In Brasilien ist es üblich die Straßen für die WM-Party zu gestalten. In Rio hat die Tageszeitung Globo sogar bei den letzten WMs immer wieder Wettbewerbe ausgerufen, um die schönste Straße zu küren. Es handelt sich um Initiativen der Anwohner, die Asphalt und Wände bemalen, Fahnen aufhängen und sogar Puppen aufstellen. Bei Spielen der Seleção wird dann in diesem Ambiente gemeinsam das Geschehen verfolgt und eine Grillparty veranstaltet.
 
 
Dieser Wettbewerb ist heuer ausgefallen. Oft wird geklagt, dass die Straßen 2014 nicht so schön seien, wie in vergangenen Jahren. Im Moment hängen einige Wirte Fähnchen auf den Straßen vor ihren Kneipen auf, aber das ist bei weitem nicht so ausgefeilt, wie es 2010 war.
 
 
Warum ist das so? Es scheint so, als ob niemand sich in der Öffentlichkeit zur WM äußern will. So sind zum Beispiel die Stimmen der Politiker, sei es der Situation oder der Opposition verstummt, man sieht aber auch keine FIFA-WM-Fahnen und eben auch keine Straßengestaltung. Man hat wohl Angst, dass man zum Objekt von Demonstrationen werden könnte oder es ist einfach gerade nicht angebracht. Straßengestaltung kostet schließlich Geld.
 
 
Die hier gezeigten Fotos stammen von einer Straße im Stadtteil Engenho de Dentro während der WM 2010.
 
 
 
 
 
 
Ich habe auch einen Film dieser Vorbereitungen aus dem Jahr 2010 gefunden.
 
 
Die Brasilianer werden sicherlich die WM verfolgen und im familiären Kreis Grillpartys machen. Sie werden auch die Seleção unterstützen. Dafür decken sie sich gerade mit Trikots, Fähnchen und Tröten ein. Das wird aber zur Zeit nur schleppend öffentlich gezeigt.

Montag, 26. Mai 2014

Der Stand der Dinge

 
Die letzte Woche war ziemlich anstrengend, denn die letzten Wochen vor der WM werden von verschiedenen Berufsgruppen genutzt, um für Lohnerhöhungen zu streiken. Polizisten, Busfahrer, Lehrer und Sicherheitspersonal hat zum Streik aufgerufen. Besonders betroffen bin ich vom Streik der Busfahrer, denn dann fallen meine Stunden aus, da auch meine Studenten nicht in die Uni kommen.

Demonstrationen gibt es auch ein paar, die sind aber ziemlich klein: bis zu 2.000 Leute. Ich denke, das wird auch die Größenordnung sein, die wir bei der WM erwarten können. Die Demonstranten stammen aus dem politisch linken Milieu: Gewerkschaften, soziale Bewegungen und linke Parteien. Die Polizei begegnet den Demos mit einem kompromisslosen Großaufgebot und provoziert Zusammenstöße. Man kann dem deutschen Fan nur raten bei der WM den Demos fernzubleiben.

Auf der anderen Seite stellt sich gerade das WM-Fieber ein. Dieses Wochenende habe ich die ersten Autos mit Brasilienfahne gesehen. Die Schaufenster der Geschäfte werden immer mehr auf gelb-grün umgerüstet und das selbst wenn Matratzen, Parfum oder Schuhe verkauft werden. Kneipenwirte stellen sich sowieso schon auf die WM ein. Sie übernehmen im Moment auch die Initiative, um die Straßengestaltung zu organisieren.

In Brasilien ist es die Tradition, dass die Straßen bemalt und geschmückt werden. Normalerweise machen das die Anwohner. Aber wegen der Demos hat sich wohl keiner getraut und bisher hat auch niemand die Initiative übernommen. Aber wie gesagt, man kann immer mehr Fahnen auf den Straßen sehen.

Politiker oder die FIFA verhalten sich hingegen sehr ruhig. Seit Wochen hört man kennen Politiker mehr zum Thema. Selbst Romário, der eigentlich immer für eine Schlagzeile gut ist, hält sich bedeckt. Scheinbar will niemand auf das falsche Pferd setzen. Schließlich sind im Oktober Wahlen. Die FIFA hat ihre WM-Fahnen auch noch nicht aufgehängt. Ich glaube ja, dass sie das auch nicht machen werden. Ich finde das ja ganz angenehm, so scheint es, als ob die WM vom Volk und nicht von der FIFA gemacht wird. Die Leute freuen sich schon ganz eindeutig. Die Mädels vom Copy-Shop an der Uni haben auf jeden Fall schon kräftig Pläne geschmiedet.

Letzte Woche wurden die WM-Stadien in die Verwaltung der FIFA übergeben. Somit hat das letzte Spiel im Maracanã vor der WM am vergangenen Mittwoch stattgefunden. Fluminense konnte São Paulo mit 5:2 besiegen. Es sind aber noch drei Spieltag zu absolvieren und so müssen die Teams aus Rio in anderen Städten Spielen. Ich habe es gar nicht mehr geschafft ein Ligaspiel zu besuchen und werde es auch nicht mehr schaffen. Fluminense spielt zum Beispiel in Macaé, das sind 3-4 Fahrstunden. Das mache ich nicht.

Ich denke mal, dass jetzt das WM-Fieber steigt. Die brasilianische Nationalmannschaft ist heute in ihrem Trainingslager in Teresópolis, bei Rio, eingetroffen. Das wird jetzt zum Tagesthema Nr1. Da werden auch die Ligaspieltage in den Hintergrund treten.

Wie, um mich Lügen zu strafen, sehe ich gerade, dass ausgerechnet Ronaldo verlauten lies, dass er sich für die WM-Organisation schämt. Ronaldo ist Teil des WM-OKs! Aber es scheint, dass er politische Ambitionen hat und sich auf die Seite des Oppositionskandidaten Aécio Neves (PSDB) schlagen möchte. Damit möchte er der Präsidentin Dilma die Schuld in die Schuhe schieben. Das hat auch Romário wieder auf den Plan gerufen. Er hat Ronaldo Wankelmütigkeit vorgeworfen. Der Wahlkampf wird noch lustig!

Samstag, 24. Mai 2014

Atletico – Real, 1:4


In Brasilien wird das Champions League Finale im Kino gezeigt: Schöne Neue Fußballwelt. Heuer habe ich mir gedacht, dass ich mir das mit ein paar Freunden antue. Der Spass hat R$50, also €16, pro Person und somit mehr als das Doppelte einer normale Kinokarte gekostet. Wir liesen uns den Spass nicht nehmen und trafen uns bei einem Freund beim Kino, um vorzuglühen. Bier und Jilo mit Blick zum Corcovado war exzellent.


Dann ging es um 15.30h zum Kino. Der Saal war ausverkauft und viele trugen ein Trikot von Real. Ich sah aber auch zwei Trikots von Bayern. Plötzlich erspähe ich ein Trikot von Bangu: na klar , Leda war auch da! Juhuu!


Das Spiel habt ihr alle gesehen. Ich fand es ja nicht so toll. Wenigstens hat Real anfänglich verloren, aber dann ging alles daneben. Ich war beeindruckt wie viele richtig Real unterstützten. Bei den Toren in der Verlängerung brach richtig Jubel aus. Was bringt jemanden 10.000km von Madrid entfernt dazu Fan von Real zu sein? Noch dazu in einer Stadt, in der es eine eigene Fußballkultur gibt! Ich weiß es nicht.
 
 
Deutsche Welle hatte letztes Jahr einen sehr schönen Dokuentarfilm im Programm, bei dem gezeigt wurde, wie die Welt das Champions League Finale verfolgte. Jetzt war es halt ein spanisches Finale. Nächstes Jahr haben wir eine neue Chance und ins Kino gehe ich nicht mehr. Das ist sicher.

Kleines Wörterbuch zum deutschen und brasilianischen Fußball


Der Fußball selbst scheint in diesem Jahr durch die vielen Nebenerscheinungen seiner globalen Kommerzialisierung in den Schatten gestellt zu werden: Gepfefferte Eintrittspreise, Ticketvergabe per Losverfahren, Show-Events mit tief-dekolletierten Damen zur Auslosung der Vorrundenspiele... Angesichts dessen konzentriert sich das vorliegende Buch auf das Wesentliche – auf die 111 wichtigsten Stichworte zum Fußball in beiden Ländern. Anhand von Fachausdrücken, großen Spielern, berühmten Vereinen und historischen Ereignissen soll ein informatives und auch heiter-ironisches Bild zu Gegenwart und jüngerer Geschichte des Fußballs in Deutschland und Brasilien gezeichnet werden.


Balljunge, der [Gandula, o/a]. Schon seit Jahrzehnten ist der Balljunge ein fester Bestandteil der brasilianischen Fußballszene. Die Balljungen – und in letzter Zeit auch Ballmädchen –, die am Spielfeldrand an der Seiten- oder Außenlinie stehen, um den ins Aus geschossenen Ball wieder zurück ins Spiel zu bringen, sind Teil einer langen Tradition, die auf einen Spieler des Clubs >Vasco da Gama zurück geht. Der Club mit dem Malteserkreuz nahm im Jahr 1939 einen argentinischen Spieler namens Bernardo Gandulla unter Vertrag. Da dieser Schwierigkeiten hatte, sich der Spielweise des Clubs anzupassen, konnte er sich nicht sinnvoll in die Mannschaft einbringen. Um zu zeigen, dass er dennoch nützlich für den Club sein konnte, entschied sich Gandulla schließlich, immer hinter dem Ball herzulaufen, wenn dieser ins Aus geschossen worden war, um ihn dann schnellstmöglich wieder ins Spiel zu befördern. Er beschränkte sich dabei nicht nur auf das eigene Team, sondern übergab den Ball – aus einer natürlichen Haltung des Fair Play heraus – auch immer so schnell wie möglich der jeweils gegnerischen Mannschaft. Nach einiger Zeit kehrte Gandulla nach Buenos Aires zurück, wo er von Boca Juniors engagiert wurde, aber sein besonderer Einsatz in Brasilien war nicht umsonst gewesen. Denn seither tragen alle diejenigen seinen Namen, die an den Außen- und Seitenlinien des Fußballrasens dafür sorgen, dass der Ball schnellstmöglich wieder ins Spiel gebracht wird. Es hat schon so manchen kuriosen Vorfall gegeben, an dem Balljungen beteiligt waren: So kam es beispielsweise zur Stürmung des Fußballfeldes, um ein Tor zu verhindern oder zur bewussten Verzögerung der Ballrückgabe, um der gegnerischen Mannschaft zu schaden. Einige besonders attraktive Ballmädchen sind sogar Fotomodelle geworden. (COR)

 
 
Batalha dos Aflitos, o  (BA) [Schlacht von Aflitos, die]. Aflitos ist ein Stadtteil im nordöstlichen Recife, in dem der Verein Náutico sein Stadion hat. Dort fand am 26. November 2005 ein Spiel des letzten Spieltages der zweiten Liga statt. Dabei benötigte der Gast >Grêmio aus Porto Alegre ein Unentschieden, während die Heimmannschaft siegen musste, um aufzusteigen. Das Spiel nahm dramatische Züge an, als der Schiedsrichter in der 80. Minute beim Stand von 0:0 zum zweiten Mal auf Elfmeter für Náutico entschied. Es kam zu diversen Tätlichkeiten; insgesamt vier Spieler wurden vom Platz gestellt und das Spiel wurde für 35 Minuten unterbrochen. Nach Wiederanpfiff verschoss Náutico nicht nur einen Elfmeter, sondern den Gästen gelang der völlig überraschende Siegtreffer. BA ist Stoff eines humoristischen Dokumentarfilms und verschiedener Bücher. (MAC)


Tragödie von Sarrià, die [Tragédia de Sarrià, a]. Bei der WM 1982 in Spanien nahm Brasilien mit einer hochgelobten Mannschaft um Spieler wie >Sócrates, Júnior, Zico und Falcão teil. Die Fans daheim waren sich sicher, dass ihre Mannschaft den Titel holen würde, aber in der Zwischenrunde verlor Brasilien unglücklich mit 2:3 gegen Italien. Dieses Spiel ging nach dem Namen des (inzwischen abgerissenen) Stadions in Barcelona, in dem das Spiel am 5. Juli 1982 stattfand, als Tragödie von Sarriá in die Geschichte ein. Es ist nach der WM-Niederlage von 1950 (>Maracaná) die zweite große Fußballtragödie Brasiliens. Das Land befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem politischen Aufbruch, da sich das Ende der >Militärdiktatur abzeichnete. Der frische Stil der >Seleção verkörperte diese Öffnung und einige Spieler wie >Sócrates und Casagrande waren sogar in der Redemokratisierungsbewegung engagiert. Vor diesem Hintergrund erklärt sich ein Großteil der kollektiven Trauer über die Niederlage. (MAC)


Scolari, Luis Felipe „Felipão“ (*1948). Geboren in Passo Fundo, im Bundesstaat Rio Grande do Sul, spielte er als Verteidiger bei diversen Vereinen im Süden sowie bei CSA im Nordost-Bundesstaat Alagoas. Allerdings wurde „Felipão“ erst als Trainer weltbekannt. 1982 begann er bei CSA, später trainierte er Vereine in Südbrasilien sowie Kuwait und Saudi-Arabien. In den 1990er Jahren erlangte er schließlich Ruhm: Mit Criciuma gewann er 1991 die Copa do Brasil, mit >Grêmio 1995 die >Copa Libertadores und 1996 die brasilianische Meisterschaft, mit >Palmeiras 1999 die >Copa Libertadores. Auf Grund dieser Titel und seines Rufes, Mannschaften erfolgreich zu disziplinieren, wurde er im Juni 2001 Trainer der brasilianischen Nationalmannschaft. Schon im folgenden Jahr kam der Triumph – der Gewinn des fünften Weltmeistertitels. Anschließend betreute er die portugiesische Nationalelf, mit der er 2004 Vize-Europameister wurde und bei der WM 2006 den achtbaren 4. Platz erreichte. Im Januar 2013 kehrte er zur >Seleção zurück und gewann auf Anhieb den Confederations-Cup. Obwohl er den von ihm zuletzt trainierten Club >Palmeiras auf Abstiegsrängen abgab, gilt „Felipão“ für das WM-Jahr als „Heilsbringer der Nation“. (COR)

Montag, 19. Mai 2014

Tod und Spiele

Letzte Woche wurde ich ständig von deutschen, aber auch brasilianischen, Freunden gefragt: „Hast du schon die Spiegel-Titelstory gelesen?“ Meist schließt sich dem dann die ängstliche Frage „Wie wird diese WM: Gewalt oder Party?“ an. Deswegen habe ich mich dazu entschlossen auf diese Frage zu antworten: ja, ich habe die Reportagen gelesen, es wird wohl mehr Party, als Gewalt geben, aber es gibt auch Probleme.
Zunächst zu der Spiegel-Titelstory: Das Titelblatt mit dem brennenden Ball über Rio ist natürlich schon sensationalistisch. Aber was sollte das Magazin auch anderes machen? So funktioniert halt Journalismus. Im Heft finden sich dann drei Artikel: einer über die politische Lage Brasiliens, einer über die Vorbereitungen auf Demos und ein Interview mit dem Schriftsteller Luiz Ruffato.
Das Interview mit Ruffato mit dem Titel „Wir waren immer gewalttätig“ hat mir am besten gefallen. Er zeigt sich sehr auto-reflexiv und verfällt nicht in den Stammtisch-Allgemeinplatz „Alle Politiker sind korrupt“, sondern bezieht Brasiliens Bürger in seine Überlegungen mit ein. Das zentrale Zitat dazu ist:

Wir Brasilianer sind alle korrupt. Ich selbst bin es, jeder hier ist es. Die soziale Struktur führt dazu, und es macht keinen Unterschied, ob es um einen Real geht oder 100 Millionen. Wir betrügen bei der Steuererklärung oder wenn wir einen Strafzettel bekommen. Korruption ist akzeptiert, viele Menschen glauben sogar, es sei gar keine Korruption, wenn man den Staat beklaut. Weil uns der Staat ja auch beklaut. Gibt es in der Regierung von Dilma Rousseff Korruption? Sicher gibt es die, wie es sie auch unter Präsident Lula gab oder während der Militärdiktatur. Unser gesamtes politisches System ist faul. Und das Schlimmste ist: Wir Bürger leisten keinen Beitrag, um das zu ändern. 

Korruption ist das allgegenwärtige Thema in politischen Alltagsgesprächen. Brasilianer lieben es über Korruption zu sprechen. Selten hört man dabei ein „Ich habe es verpasst etwas dagegen zu tun“. Viel öfter hört man: „Ich werde doch denen da in Brasilia nichts geben“. Somit sind angeblich die Politiker nicht nur an der allgemeinen Situation des Landes, sondern auch im Speziellen an der fehlenden Organsation der WM, schuld. Diese Annahme rechtfertigt zu den Massendemos des letzten Jahres und sogar zu dem Wunsch, dass Brasilien verlieren sollte, denn ein Sieg würde die aktuelle Regierung stützen.
Und damit sind wir bei dem ersten Artikel mit dem Titel „Eigentor Brasilien“, der sich mit der politischen Situation des Landes beschäftigt. Insgesamt zeichnet der Artikel ein ganz gutes Bild der aktuellen politischen Situation Brasiliens, die als krisenhaft bezeichnet werden kann. Das größte Problem ist dabei sicherlich, dass das Wirtschaftswachstum ins Stocken geraten ist. Zu Zeiten der WM-Vergabe, also 2007, befand sich das Land in einem Euphoriezustand: WM-Zuschlag, Wirtschaftswachstum und mit Lula eine ganz außergewöhnliche Figur im Präsidentenamt.
FIFA, CBF, WM-OK und Regierung haben damals die Erwartungen geschürt und das Bild eines reichen, modernen Brasiliens mit sinkender sozialer Ungleichheit gezeichnet. Das war übertrieben und jeder hat es gewusst, aber man wollte es nur all zu gerne glauben. Eine WM verändert kein Land. Das war noch nie so. Heute zeigt sich, dass FIFA, CBF, WM-OK und Regierung mit dem Aufbau dieser Erwartungshaltung einen strategischen Fehler begangen haben.
Denn diese überzogene Erwartungshaltung lenkt von den Fortschritten, die in den letzten Jahren gelungen sind ab: Sozialhilfe „Bolsa Familia“, Unterstützung beim sozialen Wohnungsbau „Minha Casa minha Vida“ und ein Anstieg des Mindestlohnes von $100 auf $350 in 10 Jahren. Diese positiven Entwicklungen kommen in dem Artikel zu kurz.
Und hier wird Korruption zum großen Thema, denn in der Regierung Lula wurde ein großer Skandal aufgedeckt, der in den letzten Jahren im sogenannten „Mensalão Prozess“ behandelt wurde. Die Sitzungen wurden live im Fernsehen gezeigt und viele Angeklagte (aus Lulas Regierung) zu hohen Geld- und Haftstrafen verurteilt. Ist das nicht eine entscheidende Änderung?
In Dilmas erstem Regierungsjahr wurden sechs Minister wegen Korruptionsverdacht entlassen. Dilma hat mit eiserner Hand durchgegriffen. Mir scheint es, dass sie getan hat, was sie konnte. Schließlich zitiert der Artikel die aktuelle Affäre im staatlichen Ölkonzern Petrobras. Ganz ehrlich: ein Präsident kann nicht alle Mitarbeiter in Regierung, Parlament und staatlichen Betrieben überwachen. Ich finde hier wird zu viel verlangt.
Fakt ist, dass im Moment eine komische Stimmung im Land herrscht. Die Brasilianer würden gerne ihre Nationalmannschaft anfeuern, fühlen aber, dass sie damit die politische Elite stärken würden, was sie verhindern wollen. Präsidentin Dilma hat einen Fünf-Punkte-Plan, als Reaktion auf die Demos 2013, vorgelegt. Bei vier Punkten wurden konkrete Maßnahmen ergriffen, nur der fünfte Punkt im Bezug auf die Reform des politischen System, scheint im Sand zu verlaufen. Und das ist nicht die Schuld Dilmas, denn in diesem Punkt kann sie vom Parlament überstimmt werden. Aber die Maßnahmen sind im Alltag nicht sichtbar und so fühlen sich die Brasilianer, als ob die Demos zu nichts geführt hätten.
Ich finde, dass der Artikel insgesamt zu negativ ist, aber er gibt die aktuelle Stimmung in Brasilien wieder. Die Leute sind sehr skeptisch in Bezug auf WM-Organisation, Politik, Korruptionsbekämpfung und dem Traum eines modernen Landes. Diese Stimmung hat natürlich durchaus Konfliktpotential und dem widmet sich der letzte Artikel mit dem Titel „Jagd auf die weißen Elefanten“.
Der Artikel stellt zwei (oder drei) Akteure der Demonstrationen 2013 gegenüber: zum einen Vertreter der Black Blocs und der sozialen Bürgerbewegung und zum anderen die Spezialeinheit der Polizei BOPE. Damit werden hier zwei radikale Gruppen gegenübergestellt, die keineswegs den Großteil der brasilianischen Gesellschaft repräsentieren, sondern meist ablehnend wahrgenommen werden. Somit übertreibt der Artikel.
Die BOPE ist eine Spezialeinheit in der Militärpolizei, die für den Einsatz bei Protesten zuständig ist. Sie sind bekannt für ihre brutale Vorgehensweise, was schon in dem Film „Tropa de Elite“ dargestellt wurde. Die Black Blocs sind ein kleiner vermummter Teil der Demonstrationen, deren Mitglieder in intellektuellen Ansprachen im Internet Gewalt verherrlichen. Hier ist den Autoren, meines Erachtens, ein Recherchefehler unterlaufen, denn die Black Blocs stammen nicht mehrheitlich aus der Unterschicht, sondern aus der Mittelschicht in Rios Südzone.  
Schließlich werden die Anliegen der sozialen Bewegungen, der Comitees Populares, dargestellt. Deren Anliegen sind absolut unterstützenswert, denn sie verteidigen, zum Beispiel Personen, die von Zwangsumsiedlungen betroffen sind. Leider erfahren sie viel zu wenig Unterstützung in der breiten Gesellschaft. Somit sind auch sie keineswegs repräsentativ.
Somit muss man sich fragen, was der Artikel genau aussagen will? Während der WM wird es Mord und Totschlag geben und wir müssen um die Sicherheit unserer deutschen Fans und Spieler fürchten? Das sind doch genau die Ängste, die im Moment in der Presse geschürt werden und die einfach übertrieben sind.
Gibt es Konfliktpotential? Ja, das gibt es. Wenn es denn Demonstranten, wie im Text angekündigt, gelingen würde, den Tunnel nach São Conrado, zu sperren, würde das zu großer Aufmerksamkeit und brutalen Auseinandersetzungen führen? Ja, das würde es. So, wie, im Übrigen, in jedem anderen Land der Welt auch.
Aber: wir sprechen hier von kleinen, radikalen Gruppen, die inzwischen von der Polizei kontrolliert werden. Strategisch ist es dumm, solche Pläne zu veröffentlichen, denn auch die brasilianische Polizei liest den Spiegel. Der Großteil der Bevölkerung hat vor der Gewalt Angst und wird den Demos fernbleiben. Die Brasilianer sind sehr auf Gastfreundschaft bedacht und werden (außer bei Überfällen, wie es sie immer gab) Touristen gut behandeln. Brasilianer sind sehr kritisch, aber auch sehr stolz auf ihr Land und werden es nicht schlecht darstellen wollen.
Schließlich werden die Brasilianer natürlich ihre Nationalmannschaft frenetisch unterstützen. Es wird zwischen dem Sport- und dem Organisationsereignis getrennt, wie hier beschrieben: http://www.imlanddesfussballs.blogspot.com.br/2014/05/stimmungsbarometer-noch-40-tage.html . Die Fanartikel der WM verkaufen sich sehr gut und werden inzwischen an jeder Ecke angeboten. Von der Seleção wird nichts anderes als der Titel erwartet. Man kann also getrost nach Brasilien kommen und, unter Beachtung der üblichen Sicherheitsregeln, eine WM feiern.
Ich denke, man muss die drei Artikel untereinander in Bezug setzen: natürlich gibt es radikale Gruppen und Konfliktpotenzial, aber es gibt auch andere Seiten und inklusive sehr reflektierte Sichtweisen. Somit fand ich die Grundstimmung zu pessimistisch. Die Demonstrationsbewegung von 2013 kann, und muss, positiv gesehen werden. Sie ist ein absolutes Novum in der WM-Geschichte und hat sehr positive Reflektionsprozesse in Brasilien und, ich denke auch, in anderen Ländern angestoßen.
„Welche Rolle hat die FIFA?“, „Was für eine Polizei wollen wir?“, „Wie kann man erfolgreich Korruption bekämpfen?“, „Was für ein Land wollen wir?“. All diese Fragen wurden mit Vehemenz in die Öffentlichkeit getragen und werden weiterhin diskutiert. Brasilien hat sich als sichere und selbstbewusste Demokratie gezeigt und kann so auch für andere Länder als Vorbild dienen.

Sonntag, 18. Mai 2014

Kleines Wörterbuch zum deutschen und brasilianischen Fußball. Buchvorstellung in São Paulo


Die 20. Fußball-Weltmeisterschaft findet Mitte 2014 in Brasilien statt und beherrscht seit Monaten die deutsche und brasilianische Öffentlichkeit. Auch akademische Communities, vor allem in den Sport- und Sozial-Wissenschaften, beschäftigen sich in beiden Ländern mit dem Ereignis. Zugleich scheint der Fußball selbst in diesem Jahr durch die vielen Nebenerscheinungen seiner globalen Kommerzialisierung in den Schatten gestellt zu werden: Gepfefferte Eintrittspreise, Ticketvergabe per Losverfahren, Show-Events mit tief-dekolletierten Damen zur Auslosung der Vorrundenspiele... Angesichts dessen konzentriert sich das vorliegende Büchlein auf das Wesentliche – auf die 111 wichtigsten Stichworte zum Fußball in beiden Ländern. 


Anhand von Fachausdrücken, großen Spielern, berühmten Vereinen und historischen Ereignissen soll ein informatives und auch heiter-ironisches Bild zu Gegenwart und jüngerer Geschichte des Fußballs in Deutschland und Brasilien gezeichnet werden.
Dieses Buch ist eine grundlegende Erweiterung und Aktualisierung des “Kleinen Wörterbuchs zum Deutschen Fuβball”, das im März 2006 an der Auβenstelle Rio de Janeiro des Deutschen Akademischen Austauschdiensts erschien. Die Vorgängerpublikation wurde – gemäß des veränderten Autorenteams – um die Einträge zum brasilianischen Fußball ergänzt, während die Einträge zum deutschen Fußball überarbeitet oder in einigen Fällen neu geschrieben wurden. Zugleich sind für diese Neuauflage viele Anmerkungen zur Erstauflage weiter gültig. Bei einer Beschränkung auf die insgesamt 111 “schönsten” Einträge aus beiden Fußballwelten konnten viele wichtige Spieler, Trainer oder Vereine nicht mit eigenen Texten gewürdigt werden. Wir glauben dennoch, mit unserer zugleich objektiven wie subjektiven Auswahl ein zwischen dem Heute und jungen Gestern vermittelndes, umfassendes Bild zu entwerfen.


Wichtige Etappen im Entstehungsprozess dieses Buches waren regelmäßige Treffen der Autoren, in denen nicht nur die Wahl der Einträge, sondern auch Bedeutungen und Übersetzungen diskutiert wurden. Dabei wurde klar, dass die Fußballbegriffe, aufgrund ihrer kulturellen Bedeutung typisch für die jeweiligen Kulturen sind und so oft weit über den Fußball in die jeweilige Gesellschaft hineinreichen.
Als Beispiel sei die ganz grundsätzliche Bedeutung des Begriffs Spielmacher im Deutschen genannt, dessen Übersetzung ins Portugiesische schwierig war. Auf der anderen Seite gibt es in Brasilien viele geradezu liebevolle „Fachausdrücke“ für verschiedene Dribblings, wie bicicleta, dribble da vaca oder chaleira. Dagegen klingt der deutsche Begriff „Fallrückzieher“ geradezu technokratisch. Schließlich empfand der deutsche Teil des Autorenteams Neid für das Wort „torcer“. Im Deutschen muss man hier immer umschreiben: „Fan sein“, „einen Klub unterstützen“, „für ein Team sein“. Auf der anderen Seite verschwinden auf brasilianischen Fußballplätzen „kurze und lange Ecken“, die soeben in Deutschland noch gut sichtbar waren. Scheinbar kann man in Brasilien auch nicht „Linie spielen“. Wir laden nun die Leser ein, anhand der verschiedenen Aspekte der Fußballkulturen beide Länder zu vergleichen.


Die Eintrage des Wörterbuch-Teils wurden zusammen ausgewählt und besprochen, aber überwiegend einzeln – je nach Autorenangabe COR für Elcio Cornelsen, MAC für Martin Curi, HOL für Stephan Hollensteiner verfasst. Göz Kaufmann (GÖK), der für diese Neuauflage aufgrund anderer Verpflichtungen nicht zur Verfügung stand, hat die von ihm verfassten Texte der Erstauflage dankenswerterweise zur Verfügung gestellt; diese wurden (meist von Stephan Hollensteiner) überarbeitet und aktualisiert.


Die Autoren danken dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD Auβenstelle Rio de Janeiro), dem Deutschen Generalkonsulat Rio de Janeiro, dem Goethe-Institut Rio de Janeiro und der Universitätsallianz Ruhr (UA Ruhr) für die Finanzierung der Drucklegung. Daneben sei allen Freunden und Kollegen herzlich gedankt, die primär aus Begeisterung an der Sache – durch Übersetzung und Revision von Texten oder Bearbeitung des Glossars – einen Beitrag zu  diesem Buch geleistet haben. Für etwaige Unzulänglichkeiten sind jedoch allein die Autoren verantwortlich.

Unsere Widmung schließlich geht an unsere „Maria-Chuteiras“ Meriane, Ivana und Biancka. 

Samstag, 17. Mai 2014

Palmeiras – Sampaio Corrêa, 3:0


In São Paulo hatte ich die Gelegenheit das Pokalspiel von Palmeiras gegen Sampaio Corrêa aus São Luiz, der Hauptstadt von Maranhão, im Pacaembu zu sehen. Das Hinspiel in São Luiz endete 2:1 für  den Zweitligisten Sampaio Corrêa. Somit würde dem Favouriten em simples 1:0 genügen, um in die nächste Runde zu ziehen.


Andre, Renato, Leda und ich verließen den Fußballkongress etwas früher, um uns bei 11Grad Kälte das Spiel zu gönnen. An den Zufahrtsstraßen kauften wir uns zunächst ein leckeres Schweinshaxensandwich bei Alex und Ju, direkt aus dem Kofferraum. Es werden im Auto heiße Platten angebracht, mit denen die Haxen erhitzt werden. Das sieht sehr selbstgebastelt und improvisiert aus, aber man kann tatsächlich mit Karte zahlen.


Frisch gestärkt holten wir unsere €13 Tickets und betraten das etwas leere Stadion. Ein Spiel gegen einen Zweitligisten, um 22.00h ist halt kein Publikumsmagnet. Die erste Halbzeit war auch sehr schlecht und Sampaio Corrêa hätte ein Tor verdient gehabt. Mitte der zweiten Halbzeit stand es immer noch 0:0 und wir beschlossen das Stadion zu verlassen, um die letzte U-Bahn zu erwischen. Als wir gerade auf der Straße waren fiel das erlösende 1:0 für Palmeiras. In der Nachspielzeit konnten sie sogar noch auf 3:0 erhöhen. Zu hoch.  



São Paulo ist schon jetzt nachts ziemlich kalt. Gott sei Dank hat es nicht geregnet. Sollte Deutschland ein Halbfinale austragen, so sollte der deutsche Fan eine Jacke mitnehmen. 

São Paulo


Ich war diese Woche in São Paulo auf dem Fußballkongress des Fußballmuseums und der Sportforschungsgruppe Ludens der Universität USP. Es ist viel passiert und ich möchte das jetzt ein wenig zusammenfassen.


Eigentlich wollte ich noch vor Abfahrt einen Post schreiben, da ich das Gefühl habe, dass die Nervosität ansteigt. Es ist etwas wie die Vorweihnachtszeit. Man versucht noch schnell einige wichtige Dinge vor den Ferien zu lösen. Nur, dass statt Geschenken Fanartikel gekauft werden. Teil dieser Nervosität ist, dass immer mehr Streiks stattfinden und gleichzeitig die Leute immer weniger Verständnis dafür haben. Die Polizei in Salvador, das Sicherheitspersonal in Rio und die Busfahrer in Rio und São Paulo streiken.


Am Donnerstag haben dann in mehreren Städten, unter anderem auch in São Paulo, Demos stattgefunden. In São Paulo waren es etwa 1.000 Personen, denen mindestens 1.000 Polizisten gegenüberstanden. Ich konnte den ganzen Abend in verschiedenen Teilen der Stadt die Polizeibewegungen beobachten. Die Demo selber habe ich nur kurz gesehen. Sie war viel kleiner und unaufgeregter, als viele Fernsehkanäle berichteten. 


Auf dem Campus der Universität wurde zur Teilnahme an der Demo aufgerufen. Es ist schon erstaunlich, wie in einem Atemzug WM, Ukraine und Uni-Politik genannt werden. Das Gebäude der Geschichtsfakultät war voller Transparente. Am besten hat mir folgendes gefallen: "Hast du es satt von der Polizei verprügelt zu werden? Komm zur Leichtathletikgruppe unserer Fakultät!"


Ansonsten war São Paulo, wie immer, ein Erlebnis. Wir waren gleich am ersten Abend in unserer Stammkneipe Tiro Liro im Stadtteil Perdizes. In São Paulo gibt es auch den kulinarischen Wettbewerb www.comidadibuteco.com.br und das Tiro Liro hat mit einem Garnelensnack daran teilgenommen. Aber die Kneipe lebt von ihrem portugiesischen Tapas-Büfett, dem Fußballbezug, den Karikaturen von Caruso, dem Stadtteil-Flair und seinen Whiskeyflaschen. Mein Freund und Kollege Enrico hat auch seine Flasche dort gebunkert.  




Von dort ging es weiter in die Fußballkneipe São Cristóvão in Vila Madalena. Natürlich haben wir dort etwa 30 Kongressteilnehmer getroffen. Die Wände des São Cristóvão sind voller Fußball-Devotionalien.


Der Kongress selber wurde von Dr Gunter Gebauer von der FU Berlin, mit einem Vortrag zum Thema „Die Ästhetik des Fußballs“ im Fußballmuseum eröffnet. In den folgenden Tagen fanden dann Vorträge zu diversen Fußballthemen in der USP statt. Meine eigene Forschungsgruppe hat Panels zu den Themen Fans, Sportjournalismus und Vereinspolitik organisiert. Insgesamt ist das Angebot so groß, dass es unmöglich ist, Alles zu verfolgen. Zum Abschluss konnten wir unser Fußballwörterbuch deutsch – portugiesisch in Demonähe vorstellen.


Trotz des reichhaltigen Angebots nutzten wir immer wieder die Zeit, um São Paulo zu erkunden. Die Stadt ist wohl die kosmopilitischste Brasiliens. Das erkennt man auch an den Herkunftsländern der Restaurants. Diesmal haben wir das Biyou´Z mit seinen Spezialitäten aus Kamerun getestet. Fantastisch und günstig. Das Essen erinnert stark an die Küche von Bahia. Es gibt Gerichte, die aus Garnelen, Palmöl und Erdnüssen oder Gemüse gemacht werden, wie Vatapá und Carurú in Salvador. Dazu gab es einen Klos aus Maniok und somit etwas fast Deutsches.



In São Paulos U-Bahnstationen hängen schon die Wegweiser für die WM. Immer mehr Unternehmen machen Werbung mit der WM. 


Am besten fand ich das Busunternehmen, dass mit der Übertragung der Spiele in seinen Bussen lockt. Man kann also verreisen und verpasst trotzdem kein Spiel. Übrigens das Stadion in São Paulo Itaquerão wird morgen, Sonntag, eingeweiht. Die Arena da Baixada in Curitiba wurde am Mittwoch eingeweiht. Damit sind alle Stadien offiziell fertig. Die Sicherheitstests wurden natürlich noch nicht gemacht und die Anfahrtswege sind, Berichten zufolge, eher prekär. 

Sonntag, 11. Mai 2014

Vasco – Oeste, 2:0


Was hatte ich wieder für einen herrlichen Fußballsamstag. Ich glaube es war eine der lustigsten Aktionen überhaupt, seit es diesen Blog gibt. Aber der Reihe nach. Leda und ich haben zuerst im Angu do Gomes, im Stadtteil Saúde, zu Mittag gegessen. In Rio läuft zur Zeit ein kulinarischer Wettbewerb, bei dem die traditionellen Kneipen neue Gerichte entwerfen. Die Besucher vergeben dann Noten. Der Gomes nimmt mit einer salzigen Version der Churros teil. Ziemlich interessant und innovativ. Churros ist normalerweise ein süßes Spritzgebäck, das mit Karamel- oder Schokoladensauce auf der Straße verkauft wird. Gomes hat nun einen salzigen Teig mit Kresse gemacht und diesen mit einer Fleischsauce gefüllt. Darüber wurde Parmesan gestreuselt. Genial. Ich habe die Höchstnote gegeben.


Berühmt ist Gomes aber für sein Angu, ein Maisbrei, den er mit Innereien reicht. Auch sehr gut. Inzwischen bietet er auch Versionen mit Meeresfrüchten oder sogar Vegetarisch an.


Vom Gomes sind wir dann nach São Januário, dem Stadion von Vasco, gefahren. Vasco hatte ein Heimspiel gegen Oeste aus São Paulo. Der Haken: Vasco sitzt noch seine Strafe wegen der Krawalle bei dem Spiel in Joinville im letzten Jahr aus und muss hinter verschlossenen Türen spielen. Unglaublich, aber wahr: etwa 100 Vasco-Fans sind trotzdem zum Stadion gepilgert, um das Spiel in den nahegelegenen Kneipen zu verfolgen. Da haben wir uns angeschlossen und noch ein paar Bier getrunken. Es ist schon lustig, wenn man ein Spiel am TV sieht, das gleich nebenan, hinter der Mauer läuft.


Irgendwann kam ein Vasco-Fan und hat begonnen mit uns, unser Bier zu trinken. Sein Name: João. Sehr witzig. Das Spiel war natürlich schlecht, 2-Liga-Niveau. Aber Vasco hat gewonnen und so war die Party am Laufen. Gegen 19.00h sind wir dann zufrieden abgezogen.



Ich war dann noch auf einer Hochzeitsparty von Anja und Wolfgang. Viel Glück ihr zwei! War super. Bussi!

Donnerstag, 8. Mai 2014

Brasiliens WM-Nominierung


Folgende Spieler nominierte Felipão gestern für die WM:

Tor: Júlio César (Toronto FC), Jefferson (Botafogo), Victor (Atlético Mineiro) – 
Abwehr:David Luiz (FC Chelsea), Dante (Bayern München), Henrique (SSC Neapel) Thiago Silva (Paris St. Germain), Dani Alves (FC Barcelona) Marcelo (Real Madrid), Maicon (AS Rom), Maxwell (Paris St. Germain)
Mittelfeld: Luiz Gustavo (VfL Wolfsburg), Paulinho (Tottenham Hotspur), Oscar, Ramires, Willian (alle FC Chelsea), Hernanes (Inter Mailand), Fernandinho (Manchester City) – 
Angriff: Bernard (Schachtar Donezk), Hulk (Zenit St. Petersburg), Neymar (FC Barcelona), Fred (Fluminense), Jô (Atlético Mineiro).

Insgesamt ist diese Nominierung nicht überraschend. In Brasilien wurde nur spekuliert, ob die Altstars Ronaldinho Gaúcho, Kaká und Robinho es doch noch schaffen würden, auf den WM-Zug aufzuspringen. Sie schafften es nicht. Aber auch das war erwartet. Nur Panini rechnete noch mit Robinho. Schon 2002 hat Felipão auf einen großen Namen verzichtet, damals war es Romario.
Dementsprechend versprühen die brasilianischen Zeitungen heute Optimismus. O Dia titelte: „Unser 6. Titel hängt jetzt von ihnen ab.“


Globo und Folha stellen heraus, dass das Durchschnittsalter der Seleção hoch ist, aber trotzdem wenige Spieler schon eine WM gespielt haben. „Hohes Alter und wenig Erfahrung“ (Globo),


 „Grün, aber hungrig“ (Folha).


Von den Bundesligaakteuren sind Dante und Luiz Gustave wie erwartet dabei. Rafinha von Bayern München muss leider zuschauen. Nur vier der nominierten Spieler sind bei brasilianischen Klubs unter Vertrag: Jô und Victos (Atlético-MG), Fred (Fluminense) und Jefferson (Botafogo). Somit sind zwei Spieler aus Rio und zwei aus Belo Horizonte dabei. Für Meia Hora ist die wichtigste Nachricht, dass keine Spieler von Vasco und Flamengo berufen wurden: „Flamengo und Vasco bilden das Team der, die „Nicht zur WM fahren““. Auf kleinen Bildern werden die Spieler Hernane, William Barbio, Paulinho und Bernardo gezeigt, die nicht berufen wurden. Daneben stehen die nominierten Hernanes, Willian, Paulinho und Bernard.



Schließlich bringt Express Fred auf der Titelseite: „Ich will, dass Brasilien schreit “Fred schnappt dich““. Laut Express sind die brasilianischen Frauen deswegen schon ganz wild und würden sich auf die WM vorbereiten.