Sonntag, 30. September 2012

Flamengo – Fluminense, 0:1



Fluminense ist der älteste Verein Rio de Janeiros. Er wurde am 21. Juli 1902 von aristokratischen Bürgern, viele englischer Abstammung, in Rios feiner Südzone gegründet. Bis heute behält der Verein die englische Schreibweise „Football Club“ bei. Noch im selben Jahr gelang es Fluminense einen Fußballplatz im Stadtteil Laranjeiras anzumieten, wo der Verein bis heute seinen Sitz hat. Das wunderschöne Stadion Laranjeiras wurde 1918 zu seiner heutigen Größe im neokolonialen Stil ausgebaut. Prunkstück ist der Ballsaal mit seinen Prachtfenstern im Gebäude der Haupttribüne. Die Vereinsfarben sind grün-weiß-rot, deshalb werden seine Anhänger Tricolores genannt.
1911 trat eine komplette Mannschaft im Streit bei Fluminense aus und gründete die Fußballabteilung bei Flamengo. Damit wurde das berühmte Stadtderby Fla-Flu, quasi als Vater-Sohn Duell geschaffen. Das Spiel bannt die Massen und hat einige denkwürdige Partien erlebt. Eines der berühmtesten ist das Fla-Flu der Lagune, bei dem die Spieler von Fluminense so lange die Bälle aus dem Stadion Flamengos in die Lagune droschen, bis sie den Sieg über die Zeit gerettet hatten. 1995 wurde die Riomeisterschaft durch das Bauchtor von Renato Gaúcho im strömenden Regen vor 112.000 Zuschauern zu Gunsten Fluminenses entschieden. Das kuriose Tor fiel in der 86. Minute, nachdem Fluminense schon drei rote Karten bekommen hatte.
Heute, 30. Oktober 2012, ereignete sich dieses Derby zum 390. Mal. Es symbolisiert in der Stadt Rio de Janeiro das Aufeinandertreffen von Arm (Flamengo) gegen Reich (Fluminense). Aber es ist auch das Duell der mächtigen breiten Masse (Flamengo), gegen eine numerisch unterlegene Elite (Fluminense). Während Fluminense in diesem Duell in der ersten Hälfte des XX. Jahrhunderts dominierte, spricht die Statistik in der zweiten Hälfte eindeutig für Flamengo. Im XXI. Jahrhundert beschloss der Besitzer einer großen brasilianischen Krankenkasse sein Geld, nicht immer ganz rational, in Fluminense zu investieren. Seitdem dreht sich das Pendel wieder leicht zu Gunsten Fluminenses.
Dies zeigt sich auch in der aktuellen Tabelle, denn während Fluminense Spitzenreiter ist, hat sich Flamengo erst diese Woche Luft im Abstiegskampf verschafft. Beide Vereine haben im Moment in Europa bekannte Spieler im Kader, bei Fluminense: Deco (Barcelona), Thiago Neves (HSV), Rafael Sobis (Betis) und Fred (Lyon), bei Flamengo: Vagner Love (ZSKA Moskau), Liedson (Sporting). Diese Situation führte auch zu einem guten Publikum: etwa 30.000 Fans waren gekommen, um das ewig junge Derby zu sehen. Als ich am Engenhão ankomme ist schon viel los in den engen Gassen.  
Als noch etwa 15 Minuten bis zum Anpfiff fehlten, bahnte sich eine tanzende und laut singende Gruppe den Weg durch die Massen: die Young Flu, wichtigste Ultra-Gruppierung von Fluminense. Diesen Moment habe ich gefilmt:


Ich dachte, dass die Situation schon vorbei wäre und beendete die Aufnahme. Doch es dauerte nur etwa drei Sekunden, bis ein Polizist mitten im Getümmel einen Warnschuss in die Luft abgab. Die Menge stob auseinander und der Polizist schrie laut herum. Die Szene ist hier zu sehen:


Was war geschehen? Die Polizei wollte den Fans nur das Tanzen verbieten. Sie sollten doch bitteschön ruhig und gesittet zum Spiel gehen. Ich dachte mir nur, dass das eine seltsame Vorstellung von Fußball ist. Aber leider werden in Brasilien im Moment viele Maßnahmen ergriffen, die angeblich dazu beitragen die Fans zu erziehen.
Aber nun zum Spiel: das 390. Derby war voller Aufregung und Brisanz. ES fehlte eigentlich nichts, außer eventuell ein oder zwei Tore mehr. Die erste Halbzeit wurde von Fluminense dominiert. Flamengo mühte sich sein Angriffsspiel aufzubauen, aber der Spitzenreiter stürmte blitzschnell dazwischen und hätte mit seiner wirbelnden Angriffsraute aus Fred, Wellington Nem, Deco und Thiago Neves schon früh in Führung gehen müssen. In der 18. Minute war es dann endlich so weit: Fred netzt mit einem wunderschönen Fallrückzieher, nach einer Flanke von Deco in den Rücken der Abwehr, ein.
Die zweite Halbzeit hätte kaum unterschiedlicher sein können. Ich hatte das Gefühlt, dass besonders der Sturm von Fluminense der Atem ausging und einbrach. Flamengo kam zu unglaublichen Chancen, die klarste ein Elfmeter in der 85. Minute, der aber von Diego Cavalieri abgewehrt wurde. Kurz zuvor wurde schon ein Schuss aus fünf Metern über Latte gedroschen. Fluminense war nur noch auf Spielzerstörung und Zeitspiel aus, als in der 95. Minute endlich der rettende Schlusspfiff kam. Gestern hatte der Verfolger Atlético – MG schon gegen die Portuguesa in São Paulo unentschieden gespielt und so hat Fluminense jetzt einen Vorsprung von sechs Punkten. Wäre da nicht dieser mysteriöse Leistungseinbruch der zweiten Halbzeit, würde ich sagen, dass Fluminense mit Meilenstiefeln auf die vierte Meisterschaft zuläuft. 

Donnerstag, 27. September 2012

Flamengo : Atlético – MG, 2:1



Noch vom 14. Spieltag stand die Begegnung Flamengo : Atlético – MG aus, die damals wegen Unbespielbarkeit des Platzes verschoben wurde. Das Aufeinandertreffen gewann in der Zwischenzeit sehr an Brisanz, denn während jetzt nach 26 Spieltagen Atlético – MG um die Tabellenspitze kämpft, versucht Flamengo den Abstieg abzuwenden.
Doch ein weiterer Faktor der Dramatik ist eine seltsame Verbindung von zwielichtigen Geschehnissen zwischen den beiden Klubs. Da ist zunächst der Superstar Ronaldinho Gaúcho, der 2011 als großer Hoffnungsträger und spektakuläre Neuverpflichtung von Milan zu Flamengo wechselte. Doch er konnte die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen und produzierte stattdessen negative Schlagzeilen.
Da ist zum einen sein Bruder und Manager Assis, der dabei erwischt wurde, wie er Trikots im Fanshop von Flamengo stahl. Zum anderen kamen Gerüchte auf, dass Ronaldinho im Trainingslager unerlaubten Damenbesuch bekam, was er und die Vereinsführung durchgehend leugneten. Doch dann wurden die Videobänder der hotelinternen Überwachungskameras der Presse zugespielt und überführten Ronaldinho. Nachdem sich der erhoffte Erfolg nicht einstellte wechselte Ronaldinho Gaúcho Anfang 2012 zu seinem jetzigen Verein und heutigen Gegner Atlético – MG, mit dem er um den brasilianischen Meistertitel spielt.
Schon länger her ist der Fall des Torwarts Bruno, der in der Jugend von Atlético – MG ausgebildet wurde, aber bei Flamengo zum Star wurde. Er wurde 2010, als Spieler von Flamengo, Vater des Kindes der Pornodarstellerin Eliza Samudio, die im selben Jahr, nachdem sie Alimente einforderte, auf der Fazenda von Bruno in Minas Gerais verschwand (Atlético – MG ist aus Belo Horizonte, der Hauptstadt des Bundesstaates Minas Gerais). Heute geht die Polizei davon aus, dass sie ermordet wurde und Bruno der Auftraggeber war. Er sitzt seitdem im Gefängnis und wartet auf den Prozess.  
In den letzten Wochen kamen Gerüchte auf, dass die Präsidentin von Flamengo und Stadträtin von Rio, Patrícia Amorim, in ihrem Stadtratsbüro Kollegen von Flamengo beschäftigt. Wenn sich die Anschuldigungen bestätigen, dann heißt das, dass sie mit öffentlichen Geldern Personen, die im Verein ehrenamtliche Ämter übernahmen, bezahlt. Man muss dazu wissen, dass Flamengo in Brasilien die Meinung spaltet: entweder man ist Fan und liebt den Klub, oder man hasst ihn. Es gibt keinen Mittelweg. Unter den Flamengohassern hat der Verein das Image ein Gangsterklub zu sein, der zum Beispiel Schiedsrichter korrumpiert. Die aktuellen Anschuldigungen gehen jedoch weit darüber hinaus. Irgendwie scheinen sich die Vorurteile zu bestätigen. (Da reit sich der von Andrew Downie beschriebene Vorgang nahtlos ein: http://andrewdownie.wordpress.com/2012/09/03/two-weeks-into-yet-another-new-fresh-start-adriano-misses-training-at-flamengo/)
Für Flamengo wäre es besonders bitter sollte Atlético – MG mit Ronaldinho heute gewinnen, der so den ehemaligen Klub definitiv in Abstiegskampf stürzen würde. Die Vereinsführung reagierte und legte den Eintrittspreis auf €2, statt sonst €20 fest, um das Stadion selbst an einem Mittwochabend voll zu bekommen. Die Mischung aus Sonderangebot und, durch die Medien, aufgeheizter Stimmung hatte Erfolg. Alle 38.000 in Rio erhältlichen Eintrittskarten wurden verkauft. Nur im Gästeblock sah man Lücken. Ein Freund sagte zu mir vor dem Spiel: „Schau an, was man mit Hass nicht alles erreichen kann.“
Das Spiel wurde dementsprechend giftig geführt. Ronaldinho wurde bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen und bekam nichts auf die Reihe. Flamengo war in der ersten Halbzeit haushoch überlegen und kam in der 21. Minute durch Vagner Love mit einem sehenswerten Fallrückzieher verdient zur Führung.
Vor dem Spiel wurden tausende Trillerpfeifen verteilt, um Ronaldinho auszupfeifen. Das rächte sich gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit, denn die Spieler von Flamengo dachten, dass Jô im Abseits war und blieben stehen. So kam Atlético – MG zum unverdienten Ausgleich. Doch nur fünf Minuten später erzielte Liédson den 2:1 Siegtreffer für Flamengo. Die aufgeheizte Stimmung führte noch zu zwei Rudelschubsereien in deren Folge der Schiedsrichter den Neunationalspieler Réver von Atlético – MG vom Platz stellte. Die Fans schrien genüsslich „Ronaldinho – Flamengo braucht dich nicht!“.
Nach dem Spiel, also etwa um Mitternacht, drängten sich die knapp 40.000 Zuschauer durch die engen Straßen von Engenho de Dentro und offenbarten die strukturellen Probleme des Stadions an diesem Ort. Der Zugang zur Bahnstation war hoffnungslos verstopft, was zu einigen kritischen Momenten führte. Kurz hörte ich Elektroschocks des Sicherheitspersonals.
Mit dem Ergebnis verschafft sich Flamengo Luft im Abstiegskampf. Innerhalb zwei Wochen muss das Team gegen die drei Erstplatzierten spielen und hat in diesen Duellen schon vier Punkte gewonnen. Am Sonntag kommt es zum Derby gegen Fluminense. Atlético – MG muss die Meisterschaftshoffnungen vorerst etwas dämpfen.
                                    Ronaldinho Gaúcho wird ausgepfiffen.

Sonntag, 23. September 2012

Friburguense – CRAC, 3:1



Die vierte brasilianische Liga, Serie D, ist, mit etwa einem Monat Verspätung, in ihre entscheidende Phase getreten. Die vier Aufsteiger in die dritte Liga werden in Play-Offs ermittelt, das heißt, dass alle Halbfinalisten aufsteigen. Dieses Jahr hat es auch eine Mannschaft aus dem Bundesstaat Rio de Janeiro bis ins Viertelfinale geschafft: Friburguense. Ich denke mir, dass Play-Offs der vierten Liga der Ort sind, an dem Fußball noch richtig gelebt wird. Und so fasse ich den Entschluss die etwa drei Stündige Fahrt in das Städtchen Nova Friburgo in die Berge hinter Rio de Janeiro anzutreten.
Friburgo war Anfang 2011 in die Schlagzeilen geraten, da sich dort aufgrund massiver Niederschläge Schlammlawinen entwickelten, die etwa 1.000 Menschen unter sich begruben. Man sieht bis heute die Wunden, die diese Tragödie in den Hängen hinterlassen hat.
Doch plötzlich kann der lokale Fußballklub etwas Freude in die 180.000-Einwohner-Stadt bringen. Dummerweise hat Friburguense das Hinspiel gegen CRAC in Catalão mit 0:2 verloren, so dass im Rückspiel ein Sieg mit drei Toren Unterschied nötig wurde. Als ich am Stadion Eduardo Guinle ankomme ist es schon ziemlich kühl geworden, immerhin liegt die Stadt auf über 1.000m Höhe. Auf der Straße sehe ich nur etwa 20 Fans. Ich gehe zum Presseeingang, eine schwere Eisentür, und klopfe. Tatsächlich öffnet mir ein älterer Herr und bittet mich herein. Er stellt sich als Darli Bomba vor und erklärt mir freundlich die Wege im Stadion: „Du hast Zugang zu allen Tribünen. Fühl dich wie zu Hause.“ 
Das Stadion besteht aus einer Haupttribüne und einer halben Betonschale in der Gegengerade, auf der sich die Radiokabinen befinden. Dafür, dass Friburgo Fußballperipherie ist, ist das Stadion ziemlich groß. Aber man sieht ihm die fehlende Instandhaltung an. Hinter einem Tor hat sich schon die örtliche Torcida Organizada, also der Fanklub, breit gemacht und versucht ein paar Lieder anzustimmen. Es handelt sich um etwa zwei Dutzend 15-jährige, die sich nicht wirklich über den Rhythmus einig sind.
Ich gehe hinauf in die Radiokabinen und treffe Carlos, den Sportreporter der lokalen Zeitung.
„Ich war schon beim Hinspiel in Catalão“, erzählt er mir. „Die Stadt hat keinen Flughafen. Man muss bis Goiânia fliegen und nimmt dann den Bus, um die restlichen 200km zurückzulegen.“
„Das muss ja dann eine ganz schöne Einöde sein.“, antworte ich.
„Nein, überhaupt nicht. Die Stadt ist reich. Dort gibt es mehrere Hochöfen der Schwerindustrie, außerdem haben John Deere und Mitsubishi ihre Werke in Catalão. Man lebt also nicht von der Landwirtschaft, wie das sonst in Goiás üblich ist. Der Präsident des Vereins CRAC ist auch der Bürgermeister und steckt pro Monat etwa €250.000 in die Mannschaft.“
„€250.000? Dann ist Friburgo heute Außenseiter.“
„Ja, sicherlich, aber wir schaffen das noch.“
Carlos ist optimistisch. Ich habe so meine Zweifel. Es sind etwa 1.000 Zuschauer gekommen, was für Friburgo eine große Kulisse ist. Aber schon nach drei Minuten fällt das 1:0 Billardtor. Die Zuschauer sind aus dem Häuschen und schreien den Spitznamen ihres Teams: „Frizão, Frizão!“ Danach geht es Knall auf Fall mit zwei fast identischen Toren nach Ecken und in der 20. Minute steht es schon 3:0. Ich kann es kaum glauben, damit wäre Friburgo in der dritten Liga. Doch etwa in der 30. Minute gelingt CRAC ein schneller Konter, den sie zum 3:1 Pausenstand nutzen. Was für ein Spiel!
Die beiden Mannschaften kommen zur zweiten Halbzeit zurück und Friburgo veranstaltet Einbahnstraßenfußball auf das Tor von CRAC um das erlösende vierte Tor zu erzielen. CRAC kommt überhaupt nicht mehr aus der eigenen Halbzeit und verlegt sich auf Zeitspiel. Immer lauter werden die wüsten Beschimpfungen der Zuschauer: „CRAC – ihr steht unter Drogen!“. Erst Mitte der zweiten Halbzeit erhält der Torwart die gelbe Karte für Zeitspiel. Inzwischen ist jegliche Linie aus dem Spiel verschwunden und Friburgo weiß sich nur noch mit hohen langen Bällen in den Strafraum zu helfen. In der 92. Minute knallt dann noch ein Verzweiflungsschuss an den Pfosten. Das war die große Chance, doch dann pfeift der Schiedsrichter ab. Es hat nicht sollen sein.
Das ist auch Schade für mich, denn im Stadion gibt es eigentlich eine sehr schöne Kneipe mit verschiedenen Biersorten, denen aber niemand einen Blick würdigt. „Hier hätte eine schöne Party stattfinden können.“, denke ich mir. Aber so streben alle nur zum Ausgang und fahren heim. Die Temperatur ist inzwischen auf ungemütliche 14 Grad gesunken. 


Donnerstag, 20. September 2012

Brasilien – Argentinien, 2:1, Stadion Serra Dourada, Goiânia



Der argentinische Präsident Julio Roca lobte im Jahr 1913 einen Pokal aus, um den die Nationalmannschaften von Argentinien und Brasilien jährlich spielen sollten. Das erste Aufeinandertreffen fand aber erst am 27. September 1914 statt und wurde von Brasilien 0:1 gewonnen. Damit war der Superclassico Amerikas geboren. Für Brasilien war es eines der ersten offiziellen Länderspiele, denn der nationale Verband war erst im Juli desselben Jahres gegründet worden.
Die Copa Roca wurde von da an in unregelmäßigen Abständen elf Mal bis 1976 ausgetragen und dann für 35 Jahre ignoriert. Erst 2011 erinnerten sich die Fußballverbände beider Länder des Pokals und nahmen die Tradition wieder auf. Letztes Jahr sicherte sich Brasilien die Trophäe mit 0:0 im Hin- und 2:0 im Rückspiel. Somit sannen die Argentinier in der diesjährigen Ausgabe, die heute im brasilianischen  Goiânia ihren Auftakt fand, auf Revanche.
Normalerweise wird die brasilianische Meisterschaft nicht wegen Länderspielen unterbrochen, aber heute war das anders. Interessant ist auch, dass die Verbände vereinbart haben, dass nur Spieler, die im eigenen Land aktiv sind, berufen werden können. Das gab den Trainern Mano Menezes und Alejandro Sabella die Möglichkeit neue junge Talente unter Wettkampfbedingungen zu testen. Im argentinischen Team erkannten die Brasilianer jedoch einen alten Bekannten: Desábato.
Er errang eine zweifelhafte Berühmtheit, da er 2005 bei einem Libertadores-Spiel seines argentinischen Vereins Quilmes gegen den São Paulo FC den brasilianischen Stürmer Grafiti (später Wolfsburg) mit „Affe“ und „Scheiß Neger“ beschimpft haben soll. Desábato wurde direkt nach Spielende am Spielfeldrand festgenommen und konnte nicht einmal duschen. Nach zwei Nächten in einem brasilianischen Gefängnis wurde er gegen eine Kaution von etwa €4.000 freigelassen. Einige Monate später zog Grafiti die Anklage zurück und der Fall verlief im nichts. Desábato bestritt immer die Anschuldigungen des Rassismus und sagte er habe lediglich im Fußball übliche Schimpfwörter benutzt.
In Brasilien wurde die Vorbildfunktion der brasilianischen Rechtsgebung gegenüber der argentinischen und europäischen hervorgehoben. Das Verhalten der Polizei wurde als löblich dargestellt und man bedauerte sehr, dass Grafiti die Vorwürfe fallen ließ. In Argentinien hingegen interpretierte man das brasilianische Verhalten als eine aufgesetzte und verlogene Moralpredigt, die fremdenfeindliche Elemente gegenüber den Argentiniern beinhaltete.  In Brasilien ist Rassismus durchaus üblich, ohne dass er verbal ausgedrückt werden müsse. Wie würde nun das Wiedersehen zwischen Desábato und Brasilien aussehen?
Zunächst wurden die Hymnen gespielt. Dabei gibt es eine Tradition in Goiânia nach der die brasilianische Hymne von der Blaskapelle nur angespielt wird, aber dann unterbrochen wird. Die Fans singen dann A Capela weiter.
Die Argentinier traten erst mal sehr defensiv mit einer Fünfer-Abwehrkette und drei Vorstoppern auf. Somit war Brasilien dazu gezwungen die Initiative im Spiel zu übernehmen. Überraschend kam dann Argentinien durch Martinez in der 20. Minute zum 1:0. Aber die Seleção glich verdient durch Paulinho per Kopf nach Freistoß von Neymar in der 26. Minute aus.
In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel zu einem offenen Schlagabtausch mit größerem Ballbesitz für Brasilien. Die Fans wurden langsam unruhig und forderten Mano Menezes Rücktritt in Sprechchören. Als es schon nach einem Unentschieden aussah, kam Desábato im Strafraum mit dem Arm an den Ball und der Schiedsrichter gab Elfmeter. Neymar verwandelte zum 2:1 Siegtreffer. Kein Wort wurde jedoch über Desábato oder Rassismus verloren.
Das Rückspiel wird am 03. Oktober in Resistencia stattfinden. Schon vor dem Spiel sprach ich mit Henrik Brandão Jönsson über FIFA, WM und die Seleção. Hier das Interview (bitte den Namen der Bar im Hintergrund beachten: WM 74):


Aufstellung Brasilien:
Jefferson, Lucas Marques, Dedé, Réver, Fábio Santos, Ralf,
Paulinho, Jadson, Lucas, Neymar, Luis Fabiano

Sonntag, 16. September 2012

Jetzt wird auch getwittert auf: @landdesfussball !

Flamengo – Grêmio, 1:1



Während Vasco da Gama ganz gut in der Tabelle steht, sieht es beim Stadtrivalen Flamengo richtig schlecht aus. Der beliebteste Verein Brasiliens befindet sich nur auf dem fünftletzten Platz und somit vier Punkte vor einem Abstiegsplatz. Ein Sieg wäre da erfreulich, aber der heutige Gegner war das drittplatzierte Grêmio.
Flamengo wurde im gleichnamigen Stadtteil in der Südzone von bürgerlichen Athleten als Ruderklub gegründet. Erst 1911 verließen mehrere Spieler im Streit den aristokratischen Stadtrivalen Fluminense und gründeten die Fußballabteilung bei Flamengo. Seitdem tragen beide das ödipale Derby Fla-Flu aus. Flamengo wurde im Verlauf seiner Geschichte zum Klub der Massen und wird heute als Verein der kleinen Leute gesehen. Laut Umfragen sind etwa 35 Millionen Anhänger von Flamengo.
Da sollte man meinen, dass die Spiele der schwarz-roten immer ausverkauft sind. Aber nur etwa 15.000 Hartgesottene fanden den Weg ins Engenhão Stadion in Rios Norden. Das Stadion wurde mit kompletter Leichtathletik Ausrüstung für die Pan-Amerikanischen Spiele 2007 errichtet. Es folgt europäischen Vorbildern und ist so etwas wie ein Prototyp für die WM-Stadien.
Unterhält man sich mit Flamengofans, dann werden sie immer darauf zurückkommen, dass ihr Team das größte der Welt sei, da es auf die größte Fanmasse zurückgreifen kann. Flamengofans seien die leidenschaftlichsten von allen. Wenn Flamengo die Meisterschaft gewinnt, wie das 2009 der Fall war, dann füllt das durchaus das Maracanã. Aber wenn das Team in Krise ist, dann bleiben die ganzen Erfolgsfans daheim.
Da beschließe ich doch lieber das Spiel mit den Gästefans in der Nordkurve anzuschauen. Grêmio aus Porto Alegre in Südbrasilien hat einen legendären Fanklub mit Namen „Geral“. Er kennzeichnet sich dadurch aus, dass er Lieder aus dem benachbarten Argentinien ins Portugiesische übersetzt und diese ununterbrochen bei Sieg oder Niederlage 90 Minuten durchsingt. Porto Alegre ist etwa 1.500km von Rio entfernt, aber etwa 500 in Rio wohnende Portoalegrenser halten die blau-weiß-schwarzen Farben ihres Vereins hoch.
Schon als die Mannschaften einlaufen stimmen sie ihre mantra-artigen Lieder an und verstummen nicht mehr bis zum Schlußpfiff. Bei Grêmio spielt im Moment ein bekanntes Gesicht: Zé Roberto (ex-Leverkusen, -Bayern, -HSV), der meines Erachtens der beste Mann auf dem Platz war. Mitte der ersten Halbzeit konnte Grêmio zum Jubel der "Geral" 1:0 in Führung gehen. Aber in der zweiten Halbzeit bestimmte Flamengo das Spiel und kam zum verdienten Ausgleich durch einen perfekt geschossenen Freistoss von Adryan. Zum Schluss war das Unentschieden sogar schmeichelhaft für die Gaúchos aus dem Süden.
Das Engenhão ist zwar ein etwas kalt wirkendes Stadion, indem kaum Stimmung aufkommt. Aber es ist gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Direkt neben dem Ausgang befindet sich der Bahnhof, indem schon ein Zug in Richtung Zentrum wartet. Von dort führen Busse oder U-Bahnen weiter in die Südzone oder andere zentrale Stadtteile. Der Heimweg ist also meist, wie auch heute, unproblematisch.

Donnerstag, 13. September 2012

Vasco da Gama – Palmeiras, 3:1



Der einzige echte Arbeiterverein unter den großen vier Rio de Janeiros ist Vasco da Gama. Der Verein trägt seine Heimspiele seit 1927 im clubeigenen Stadion São Januário aus, das in der ärmeren Nordzone liegt. Malerisch winden sich die engen Gassen durch den Stadtteil São Cristóvão bis zum Vereinssitz. Vasco spielt heute gegen Palmeiras und ich komme etwa zwei Stunden vor dem Spiel am Stadionvorplatz an. Wuchtig ragt die Fassade der Haupttribüne mit ihren portugiesischen Fliesen zwischen den Einfamilienhäusern hervor.
Um das Stadion herum gibt es unzählige Stände und Kneipen, die Bier und Salziges verkaufen. An einem dieser Stände kaufe ich mir Maniokbällchen und sehe das Spiel von Vascos Stadtrivalen Fluminense in São Paulo gegen Portuguesa am TV an. Um mich herum trifft sich eine Gruppe älterer Herren, die eine Tipprunde organisiert hat. Trotz der Rivalität haben die meisten auf einen Sieg von Fluminense gesetzt, denn die „Dreifarbigen“ sind seit vergangener Woche Tabellenführer. Fluminense gewinnt 2:0 und verteidigt so die Spitze.
„Jetzt fehlt nur noch ein Sieg von Vasco!“ sagt Jorge neben mir und wedelt aufgeregt mit seinen Tippzettel. „Wirst du das Spiel sehen?“, frage ich ihn. „Na klar, ich bin auch zuversichtlich, trotz der Krise.“, antwortet er. Mit Krise meint er, dass diese Woche der Trainer Cristóvão Borges aufgrund schlechter Resultate zurückgetreten ist.
Die Karriere von Cristóvão ist kurios, denn er wurde nur Cheftrainer, da im August 2011 der damalige Cheftrainer Ricardo Gomes während eines Spiels einen Schlaganfall erlitten hat und für arbeitsunfähig erklärt wurde. Der damalige Assistenztrainer Cristóvão Borges rückte von einer Sekunde auf die andere vor laufender Kamera ins Rampenlicht. Wahrscheinlich war das aber eine zu große Belastung für ihn, denn nach nur fünf Punkten in den vergangenen neun Spielen kündigte er. Das ist überraschend, denn normalerweise kündigen Trainer nicht, sie werden entlassen.
„Aber ich glaube der Trainerwechsel kommt zum richtigen Zeitpunkt. Cristóvão hat die Mannschaft nicht mehr erreicht. Ich glaube sogar, dass er sie nicht mehr selber aufgestellt hat.“, fährt Jorge fort. Dann wird er von einem Bekannten begrüßt, mit dem er in eine weitläufige Debatte über den Tippzettel beginnt. Ich trinke mein Bier aus und begebe mich ins Stadion.  
Als die Mannschaften einlaufen organisieren die Fans einen Protest, indem sie mehrere Spruchbänder hochhalten. Auf ihnen machen sie ihrem Ärger über den Ausverkauf der Mannschaft Luft. Nach ihrer Meinung ist die Kündigung des Trainers ein weiterer Teil des Zerfalls der Mannschaft. Wenn man auf die Tabelle schaut, erscheint einem das Alles etwas übertrieben, denn Vasco befindet sich auf dem vierten Platz, der zur Teilnahme an der Copa Libertadores (Champions League Südamerikas) berechtigt. Damit befindet man sich weiterhin im Kampf um die Meisterschaft.
Das heutige Spiel wird zu einem Sinnbild vieler Probleme des brasilianischen Fußballs. Da ist erstens die niedrige Zuschauerzahl. Ich schätze, dass etwa 2.000 Fans anwesend sind, bei einem Spiel zweier Traditionsmannschaften. Ein Grund dafür kann die vermeintliche Krise von Vasco sein, aber viel wahrscheinlicher ist, dass das Spiel um 22.00h beginnt und die Anbindung des Stadions an den öffentlichen Nahverkehr äußerst prekär ist. In einer Millionenstadt wie Rio de Janeiro riskiert der Fan, an einem Mittwoch erst gegen 01.00h oder 02.00h heim zu kommen.
Das Spiel ist grottenschlecht. Palmeiras schießt das erste Tor und Vasco gelingt es, ich weiß nicht wie, noch vor der Pause auszugleichen. Ähnlich zufällig erzielt Vasco noch zwei weitere Tore in der zweiten Halbzeit. Der neue Trainer Gaúcho hatte scheinbar ein glückliches Händchen. In dem fast leeren Stadion kommt einfach keine Stimmung auf. Man muss sich wirklich fragen warum man sich das antut. Trotzdem war es wieder gut Menschen schimpfen und jubeln zu hören, ein Bier zu trinken und ein paar Worte mit anderen Fans zu wechseln. Gerade in dem altehrwürdigen São Januário, mit seiner fehlenden Infrastruktur, fühlt man sich schnell daheim.
Auf den Straßen rund um das Stadion befindet sich nach dem Spiel fast kein Mensch und ich muss bis zur nächsten größeren Avenida laufen, um einen Bus zu bekommen. Um 01.00h bin ich daheim. 


Nachtrag: Palmeiras rutscht mit der Niederlage auf den vorletzten Platz. Heute wurde deshalb der Trainer Luiz Felipe Scolari, der 2002 Trainer der brasilianischen Weltmeistermannschaft war, entlassen.

Dienstag, 11. September 2012

Brasilien – China 8 : 0, Stadion Arruda, Recife


                                                     Das 4:0 durch Hulk.

Brasilien ist als Gastgeber automatisch für die WM 2014 qualifiziert und so muss sich die Seleção mit Freundschaftsspielen vorbereiten. Dabei steht sie und besonders ihr Trainer Mano Menezes unter Druck. Nach dem Sieg 2002 dachten die Brasilianer sie würden auf Jahre hinweg den Weltfußball mit Leichtigkeit beherrschen und bereiteten sich kaum auf 2006 vor. Die WM in Deutschland wurde zu einer Enttäuschung. Deshalb wurde der Hardliner Dunga für die WM 2010 verpflichtet, der den Auftrag hatte die Nationalmannschaft umzubauen. Aber er ist schon seit seiner Zeit als Spieler in Brasilien sehr unbeliebt, da man ihm eine „unbrasilianische“ Spielweise nachsagt. Die Spannungen zwischen Presse und Trainer waren wohl einer der Gründe für das schlechte Abschneiden 2010.
Sein Nachfolger Mano Menezes hat nun nicht nur die Aufgabe, sondern die Pflicht, nach 12 Jahren wieder den Weltmeistertitel zu gewinnen. Dafür setzt er auf ein Projekt des totalen Umbruchs. Die Generation von 2002 wurde komplett durch junge Spieler ersetzt. Die Mannschaft für 2014 wurde bei den olympischen Spielen 2012 in London zum ersten Mal getestet und versagte. Zum Schrecken der Brasilianer verlor ihre Seleção das Finale gegen Mexiko. Damit bleibt das Olympiagold weiterhin der einzige offizielle Titel, den Brasilien bis heute nicht gewinnen konnte.
Für Mano Menezes war das ein fürchterlicher Rückschlag, denn er musste sich fragen lassen, wie er 2014 gegen Argentinien, Spanien und Italien gewinnen will, wenn Mexiko schon zu viel ist. Immerhin zeigte der CBF Geduld und entließ ihn noch nicht. Noch nicht, denn ihm wurde eindeutig die gelbe Karte gezeigt. Beim nächsten Ausrutscher wird es wohl ernst. So überrascht es nicht, dass für die FIFA-Daten im September 2012 mit Südafrika und China zwei leichtere Gegner für Testspiele eingeladen wurden, um Selbstvertrauen zu tanken.
Im Übrigen sind das die ersten Freundschaftsspiele seit Langem in Brasilien. Normalerweise verkauft der CBF die Spiele meistbietend nach Europa oder Asien und der brasilianische Fan muss mit der Fernsehübertragung vorlieb nehmen. Das wurde wahrscheinlich wegen der anstehenden WM geändert.
Trotzdem war das Spiel gegen Südafrika am vergangenen Freitag sehr dürftig und endete mit einem mageren 1:0 Sieg der Hausherren. Neymar stand neben sich und wurde ausgebuht. Somit stand Mano Menezes heute gegen China in Recife unter absolutem Erfolgszwang. Alles andere als ein Kantersieg wäre eine Enttäuschung. Inklusive gibt es viele Kritiker in der brasilianischen Presse, die der Meinung sind, dass China kein Gegner für eine gute WM-Vorbereitung ist. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass das Spiel nicht ausverkauft war. Ein anderer ist sicherlich, dass das Spiel erst um 22.00h Ortszeit angepfiffen wurde.
Die erste Halbzeit wurde zu einer zähen Angelegenheit, bei der die Chinesen manchmal skurril anmutende Abwehreinlagen vorführten. Brasilien war zwar drückend überlegen, konnte aber nicht wirklich geordnete Spielzüge aufbauen. Das lag unter anderem daran, dass auch die brasilianische Nationalmannschaft keinen Spielmacher hat. David Luiz und Marcelo sind sehr bemüht in der Defensive und haben viele Ballkontakte, aber es gelingt ihnen nicht einen geordneten Spielaufbau zu organisieren. Im Sturm vergaben Oscar und Neymar auch größte Chancen, bis Ramires in der 23. Minure im Doppelpass mit Oscar über links allein vors Tor kommt und das 1:0 mit einem Heber erzielt. Nur wenig später, in der 26. Minute, tankt sich Hulk über rechts durch spielt zu Oscar, der nach innen zu Neymar auflegt: 2:0. Das war auch der Pausenstand.
In der zweiten Halbzeit platzte dann der Knoten. Lucas, Hulk und zweimal Neymar erhöhen in 15 Minuten auf 6:0. In der 70. Minute hat noch der brasilianische Torwart Diego Alves die Chance sich auszuzeichnen. Aber gleich im Gegenzug krönt ein Eigentor die ungelenke chinesische Abwehr. Dann wechselt Mano Menezes die halbe Mannschaft aus und bringt seine Elf aus dem Rythmus. In der 75. Minute trifft Oscar per Elfmeter zum 8:0 Endstand.
Der sportliche Wert der Partie muss tatsächlich hinterfragt werden. Die nächsten Spiele der Seleção sind gegen den Lieblingsgegner Argentinien am 19. September in Goiania (Brasilien) und am 03. Oktober in Resistencia (Argentinien).

Aufstellung Brasilien:
Diego Alves, Daniel Alves, Dedé, David Luiz, Marcelo,
Rômulo, Ramires, Lucas, Oscar, Neymar, Hulk

Sonntag, 9. September 2012

3. und 4. Liga sind 32 Tage verspätet!


In Deutschland ist man daran gewöhnt, dass der Fußballverband DFB nicht nur für die Nationalmannschaft und die Bundesliga, sondern für den gesamten Fußball, also auch die unteren Amateurklassen zuständig ist. Deshalb ist es im Prinzip möglich, dass ein Verein in der untersten Spielklasse beginnt und bis in die Bundesliga aufsteigt.
In Brasilien ist das nicht so. Der Fußballverband CBF ist nur für den Profifussball zuständig. Für diese Vereine werden von Mai bis Dezember vier nationale Ligen, genannt Serie A, B, C und D, veranstaltet zwischen denen es Auf- und Abstieg gibt. Die Serien A und B werden in einer einzigen Gruppe mit 20 Mannschaften ausgetragen. Die dritte Liga, Serie C, besteht aus einer Nord- und einer Südgruppe mit je 10 Mannschaften. Die Serie D wird schließlich in acht Gruppen mit je 5 Klubs ausgetragen. Die Erstplatzierten entscheiden dann im KO-System die Aufsteiger.

Dieses System existiert, um große Anfahrtswege zu vermeiden. Das hat bisher ganz gut funktioniert. Aber dieses Jahr begannen die Serien C und D einfach nicht im Mai, wie vorgesehen. Grund war, dass drei Mannschaften, die eigentlich abgestiegen waren, ihr Recht auf einen Startplatz in der Serie C vor Gericht verteidigten. Der CBF entschied daraufhin, die Meisterschaft erst nach der Beendigung dieser Prozesse zu beginnen.
Am 20.06.12 wurde entschieden, dass Brasil de Pelotas und Araguaína rechtskräftig abgestiegen waren. Treze aus Campina Grande hingegen erkämpfte sich das Recht in der Serie C zu verbleiben. Stattdessen musste Rio Branco aus Acre absteigen. Damit konnten die Serien C und am 30.06.2012, mit 32 Tagen Verspätung endlich beginnen. Der CBF hatte schon überlegt diese Meisterschaften komplett ausfallen zu lassen und erst 2013 wieder auszutragen.

Zu den Zwischenständen:
Serie C: 
Serie D: 

Donnerstag, 6. September 2012

Fußball und Politik




In Brasilien ist es üblich, dass ehemalige Fußballspieler nach ihrer Karriere in die Politik einsteigen. So wurden zum Beispiel Romário, Bebeto und Roberto Dinamite schon ins Parlament gewählt. Im Moment hat der Verein Flamengo aus Rio de Janeiro eine Präsidentin: Patrícia Amorim. Sie war Athletin in der Schwimmabteilung des Vereins und wurde dann im Jahr 2000 zur Stadträtin in Rio de Janeiro gewählt. Seit 2009 ist sie Präsidentin von Flamengo. 
Diese Woche hat der Fernsehsender ESPN Brasil eine Reportage veröffentlicht, in der gezeigt wird, wie Patrícia Amorim in ihrem Kabinett nur Kollegen von Flamengo beschäftigt. Es werden somit mit öffentlichen Geldern Vereinsposten bezahlt, die eigentlich ehrenamtlich sein sollten. Die Reportage ist besonders pikant, da im Oktober in Brasilien Komunalwahlen anstehen und natürlich wird der Vorwurf der Vetternwirtschaft laut. Patrícia Amorim kandidiert zur Wiederwahl. Es kann aber auch sein, dass diese Nachricht ihrer Kampagne dienlich ist, denn es gibt genug Flamengo-Fans, die dieses Verhalten positiv finden.  

Interview bei TV A Crítica in Manaus

Im Juli 2012 habe ich die WM-Stadt Manaus im Amazonas besucht. Die Kollegen von TV A Crítica haben mich dann gleich interviewt. Hier das Interview in Portugiesischer Sprache:

http://acritica.uol.com.br/craque/Martin-Curi-escreve-mostrar-Copa-Esporte-Futebol-Noticias-Jornalismo-Papo_de_Craque-Portal_acritica-com-Martin_Curi-Copa_2014-Manaus-Amazonas_3_736156392.html 

Mittwoch, 5. September 2012

Am Freitag geht die WM los!


2007 wurde Brasilien von der FIFA als Gastland für die WM 2014 ausgewählt. Nur zwei Jahre später entschied das IOC auch die Olympischen Spiele 2016 nach Rio de Janeiro zu vergeben. Seitdem ist das südamerikanische Land in den Mittelpunkt der Weltaufmerksamkeit gerückt.
Der Nationalsport Fußball galt schon immer als Aushängeschild Brasiliens. Jeder Fußballfan in Deutschland oder anderswo kann die Namen von zwei bis drei Dutzend brasilianischer Sambakicker aufzählen und ihre europäischen Vereine nennen. Will man jedoch wissen, woher diese Spieler genau stammen, in welchem Verein sie ausgebildet wurden und wie dort Fußball gelebt wird, dann bekommt man in Europa meist keine Antwort. Die Unwissenheit über die brasilianische Fußballszene und seine Fans ist weiterhin immens.
Deshalb habe ich in den letzten zwei Jahren etwa 30.000km innerhalb Brasiliens zurückgelegt um alle 12 WM-Städte zu besuchen. Ich möchte meine Eindrücke von dieser Reise ständig erneuern und in diesem Blog darüber berichten Auf diese Weise will ich hinter die Kulissen schauen und den Fußball zeigen wie er in Brasilien wirklich gelebt wird – Fernab von der Glitzerwelt der Fußballweltmeisterschaft und den europäischen Profiligen.
Ich beginne diesen Blog in der Woche, in der die europäischen Nationalmannschaften ihre WM-Qualifikation beginnen. Am Freitag spielt zum Beispiel Deutschland gegen Faröer, die Schweiz in Slowenien und am Dienstag beginnt Österreich seine Qualifikation gegen Deutschland. Die Südamerikaner spielen schon seit Juni und jede Mannschaft hat bereits mindestens fünf Begegnungen absolviert. Beim momentanen Stand wären Chile, Argentinien, Uruguay und Ecuador direkt qualifiziert. Brasilien ist als Gastgeber schon qualifiziert.
Dieser Blog will die Geschehnisse rund um die Vorbereitungen zur WM beobachten und beschreiben, so sollen die sonst oft unbeachteten Geschichten erzählt werden. Es soll dem deutschsprachigen Fußballfan eine alternative WM-Vorbereitung ermöglichen. 
Viel Spaß dabei.