Dienstag, 11. September 2012

Brasilien – China 8 : 0, Stadion Arruda, Recife


                                                     Das 4:0 durch Hulk.

Brasilien ist als Gastgeber automatisch für die WM 2014 qualifiziert und so muss sich die Seleção mit Freundschaftsspielen vorbereiten. Dabei steht sie und besonders ihr Trainer Mano Menezes unter Druck. Nach dem Sieg 2002 dachten die Brasilianer sie würden auf Jahre hinweg den Weltfußball mit Leichtigkeit beherrschen und bereiteten sich kaum auf 2006 vor. Die WM in Deutschland wurde zu einer Enttäuschung. Deshalb wurde der Hardliner Dunga für die WM 2010 verpflichtet, der den Auftrag hatte die Nationalmannschaft umzubauen. Aber er ist schon seit seiner Zeit als Spieler in Brasilien sehr unbeliebt, da man ihm eine „unbrasilianische“ Spielweise nachsagt. Die Spannungen zwischen Presse und Trainer waren wohl einer der Gründe für das schlechte Abschneiden 2010.
Sein Nachfolger Mano Menezes hat nun nicht nur die Aufgabe, sondern die Pflicht, nach 12 Jahren wieder den Weltmeistertitel zu gewinnen. Dafür setzt er auf ein Projekt des totalen Umbruchs. Die Generation von 2002 wurde komplett durch junge Spieler ersetzt. Die Mannschaft für 2014 wurde bei den olympischen Spielen 2012 in London zum ersten Mal getestet und versagte. Zum Schrecken der Brasilianer verlor ihre Seleção das Finale gegen Mexiko. Damit bleibt das Olympiagold weiterhin der einzige offizielle Titel, den Brasilien bis heute nicht gewinnen konnte.
Für Mano Menezes war das ein fürchterlicher Rückschlag, denn er musste sich fragen lassen, wie er 2014 gegen Argentinien, Spanien und Italien gewinnen will, wenn Mexiko schon zu viel ist. Immerhin zeigte der CBF Geduld und entließ ihn noch nicht. Noch nicht, denn ihm wurde eindeutig die gelbe Karte gezeigt. Beim nächsten Ausrutscher wird es wohl ernst. So überrascht es nicht, dass für die FIFA-Daten im September 2012 mit Südafrika und China zwei leichtere Gegner für Testspiele eingeladen wurden, um Selbstvertrauen zu tanken.
Im Übrigen sind das die ersten Freundschaftsspiele seit Langem in Brasilien. Normalerweise verkauft der CBF die Spiele meistbietend nach Europa oder Asien und der brasilianische Fan muss mit der Fernsehübertragung vorlieb nehmen. Das wurde wahrscheinlich wegen der anstehenden WM geändert.
Trotzdem war das Spiel gegen Südafrika am vergangenen Freitag sehr dürftig und endete mit einem mageren 1:0 Sieg der Hausherren. Neymar stand neben sich und wurde ausgebuht. Somit stand Mano Menezes heute gegen China in Recife unter absolutem Erfolgszwang. Alles andere als ein Kantersieg wäre eine Enttäuschung. Inklusive gibt es viele Kritiker in der brasilianischen Presse, die der Meinung sind, dass China kein Gegner für eine gute WM-Vorbereitung ist. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass das Spiel nicht ausverkauft war. Ein anderer ist sicherlich, dass das Spiel erst um 22.00h Ortszeit angepfiffen wurde.
Die erste Halbzeit wurde zu einer zähen Angelegenheit, bei der die Chinesen manchmal skurril anmutende Abwehreinlagen vorführten. Brasilien war zwar drückend überlegen, konnte aber nicht wirklich geordnete Spielzüge aufbauen. Das lag unter anderem daran, dass auch die brasilianische Nationalmannschaft keinen Spielmacher hat. David Luiz und Marcelo sind sehr bemüht in der Defensive und haben viele Ballkontakte, aber es gelingt ihnen nicht einen geordneten Spielaufbau zu organisieren. Im Sturm vergaben Oscar und Neymar auch größte Chancen, bis Ramires in der 23. Minure im Doppelpass mit Oscar über links allein vors Tor kommt und das 1:0 mit einem Heber erzielt. Nur wenig später, in der 26. Minute, tankt sich Hulk über rechts durch spielt zu Oscar, der nach innen zu Neymar auflegt: 2:0. Das war auch der Pausenstand.
In der zweiten Halbzeit platzte dann der Knoten. Lucas, Hulk und zweimal Neymar erhöhen in 15 Minuten auf 6:0. In der 70. Minute hat noch der brasilianische Torwart Diego Alves die Chance sich auszuzeichnen. Aber gleich im Gegenzug krönt ein Eigentor die ungelenke chinesische Abwehr. Dann wechselt Mano Menezes die halbe Mannschaft aus und bringt seine Elf aus dem Rythmus. In der 75. Minute trifft Oscar per Elfmeter zum 8:0 Endstand.
Der sportliche Wert der Partie muss tatsächlich hinterfragt werden. Die nächsten Spiele der Seleção sind gegen den Lieblingsgegner Argentinien am 19. September in Goiania (Brasilien) und am 03. Oktober in Resistencia (Argentinien).

Aufstellung Brasilien:
Diego Alves, Daniel Alves, Dedé, David Luiz, Marcelo,
Rômulo, Ramires, Lucas, Oscar, Neymar, Hulk

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