Donnerstag, 11. April 2013

Grêmio – Fluminense, 0:0


Gestern konnte ich nach längerer Pause endlich mal wieder ein Spiel des Libertadores-Pokal genießen. Der Vertreter Rio de Janeiros Fluminense hatte ein schweres Auswärtsspiel gegen Grêmio in Porto Alegre. Ich akkreditierte mich bei Fluminense und konnte so das Spiel auf Großbildleinwand im Vereinsheim in Laranjeiras anschauen, das sich in dem Gebäude der Haupttribüne aus dem Jahr 1920 befindet.
Eine große brasilianische Brauerei hatte erst vor kurzem das Restaurant und das Vereinsmuseum renoviert und diese Räume stehen den Besuchern der Live-Übertragung offen. Ich kam also früh an, um einen Blick in das Vereinsmuseum zu werfen. Mir wurde sogar eine kurze Privatführung mit meinem Guide João Pedro angeboten. Das Museum ist schön gemacht und mit allen technischen Spielereien ausgestattet, die heute von einem Museum verlangt werden.


Fluminense ist der älteste Fußballklub Rio de Janeiros und so widmet sich der erste Raum der Vereinsgründung und zeigt verschiedene Memorabilien, wie Fotos und ein Sakko in den Vereinsfarben. Der Klub lebt auch sehr von kuriosen Ankedoten, wie dem „Superathleten“ Preguinho, Sohn des Vereinspräsidenten, der in 10 Sportarten trainierte, dem Schriftsteller Nelson Rodrigues und den Videoaufnahmen der Rolling Stones im Vereinsheim. Mehrere Videoaufnahmen zeigen berühmte Fans von Fluminense. Mein Favorit ist Careca, der immer einen Sack Talg mit ins Stadion nahm und um sich warf. Der erste Saal endet mit einer platzsparenden Videoinstalation, die der Besucher selbst bedienen kann, um sich über die Klubgeschichte zu informieren.


Im zweiten Raum befindet sich im Moment eine Fotoausstellung zur letztjährigen Meisterschaft. Herzstück des Museums ist der letzte Raum, in dem die Trophäen gezeigt werden. Hier findet man die Pokale der vier Meisterschaften, des Pokalgewinns und des Weltpokals von 1952. Fluminense ist besonders stolz auf den „Olympischen Pokal“ des IOC, der wegen besonderer olympischer Verdienste verliehen wird und Fluminense weltweit der einzige Fußballverein ist, der diese Trophäe je erhielt. Zum Schluß gibt’s noch was zum Spielen: Man kann sich für eine Fluminenseansichtskarte fotografieren lassen und diese als Andenken an eine Emailadresse verschicken. Das habe ich natürlich gemacht.


Direkt gegenüber des Museums befindet sich das Restaurant, ganz in den drei Farben rot-weiß-grün gehalten. Als ich dort ankam waren schon alle Sitzplätze besetzt und auf den zahlreichen Bildschirmen lief das Spiel Real Atlético (Per) – Cerro Porteño (Par). Nicht Mitglieder mussten stolze R$120 (fast €50) berappen, um Zugang zu bekommen, dafür gab es Freibier. Ich zwängte mich auf eine Bank im Hinterzimmer und begann die Speisekarte zu studieren, die mir gefiel. Angeboten wurde ein Querschnitt durch die typisches Kneipenküche Rios: Bohnensuppe, Grillwürste, Kabeljaubällchen, panierte Hähnchen, Rippchen oder einfach Pommes. Der Preis war ok.


Um 22.00h begann dann endlich das Spiel. Die Anwesenden waren aufgrund des Freibiers schon gut angetrunken. Fluminense musste ohne seine verletzten Stammkräfte Fred, Thiago Neves, Wellington Nem und Deco antreten. Deswegen sah ich eigentlich schwarz, aber siehe da: Fluminense dominierte das Spiel. Gegen Ende der ersten Halbzeit wurde Cris von Grêmio vom Platz gestellt und in der zweiten Halbzeit hätte Fluminense eigentlich das Spiel gewinnen müssen.


In der 64. Minute schoß dann sogar Rhayner (!) ein Tor, aber der Schiedsrichter sah – ungerechtfertigter Weise – Abseits. In Rios Stadien ist im Moment der Alkoholausschank verboten. Ich bin komplett gegen diese Maßnahme und die gestrige Partie hat mich mal wieder bestätigt. Die Fluminensefans um mich waren in der zweiten Halbzeit einfach so gut drauf mit ihrem Freibier. Bei der Szene des nichtgegeben Tors kniete einer sogar neben mir nieder. Insgesamt war es doch wieder ein sehr vergnüglicher Abend.


Für Fluminense ist das Ergebnis nicht schlecht, denn jetzt genügt beim letzten Heimspiel nächste Woche gegen Caracas ein Unentschieden. Gleiches gilt für Grêmio bei seinem Auswärtsspiel in Huachipato. Von den anderen Brasilianern sind Atlético -MG und Corinthians schon durch, Palmeiras gut plaziert und nur São Paulo muss noch kämpfen. 

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