Donnerstag, 31. Januar 2013

Grêmio – LDU, 1:0 (5:4, nE) / Fluminense – Friburguense, 2:2


Eigentlich wollte ich mit meinem Freund Lugui das Spiel Fluminense – Friburguense in einer Kneipe im Stadtteil Tijuca anschauen. Aber zeitgleich stürzte die Brüstung des nagelneuen Stadions von Grêmio in Porto Alegre bei der Qualifikation zum Libertadores Pokal ein. 10 Fans verletzten sich dabei. Somit wurde dieser Zwischenfall zum Ereignis des Tages.
Aber der Reihe nach. Der Varnhagen-Platz in der Tijuca ist voller Kneipen, von denen mehrere auf großen Bildschirmen Fußballspiele zeigen, um Publikum anzulocken. Ich treffe mich mit Lugui und wir beschließen uns in der rappelvollen „Bar do Bom“ niederzulassen. In ihr sind insgesamt vier Fernseher angebracht, die jedoch so über den Tischen hängen, dass es schwer ist auf sie zu schauen. Ich sehe mich um und bemerke, dass es sich nicht um ein Fußballpublikum handelt. An der Wand links von mir befinden sich vier Tischgruppen nebeneinander, an denen nur Mädchen sitzen. Sie ignorieren das Geschehen auf den Bildschirmen komplett.  


Während die Kneipen am Varnhagen-Platz bestens besucht sind, sieht man auf den Bildschirmen die leeren Ränge des Engenhão-Stadion. 2.800 Fans wollten das Spiel sehen. Die Diskussion um die Entwertung der Staatsmeisterschaften ist deswegen weiter in vollem Gange. Juca Kfouri schreibt in seiner Kolumne, dass der Regionalpokal der Nordostregion im Schnitt 7.000 Fans anlockt, während die São Paulo-Meisterschaft nur ein Mittel von 5.000 Zuschauern vorweisen kann. In Rio de Janeiro schreibt Sergio du Bocage, dass das Derby Paysandu (3. Liga) – Remo (4. Liga) in der Stadt Belém in der Amazonasregion von 41.000 Fans gesehen wurde, während beim Derby Fluminense (Brasilianischer Meister) – Botafogo (1. Liga) nur 11.000 Zuschauer anwesend waren.


Ich bemerke rechts von mir einen Fluminense-Fan, aber selbst er bittet bei Anpfiff um die Rechnung. Lugui und ich beschließen die lokale Spezialität „Kroketten“ zu probieren. Kroketten werden in Brasilien aus Fleisch gemacht und als deutsche Spezialität angesehen. Die „Bar do Bom“ macht diese Kroketten in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Ich entdecke die Version aus „Wasserschwein“ (Das größte Nagetier der Welt. Sicherlich exotisch.) und Lugui bestellt Rind mit Käse. Die Kroketen sind außen krokant und haben innen eine feingemahlene Fleischpaste. Der Geschmack begeistert mich nicht, besonders weil nicht klar ist, was die da in den Fleischwolf geworfen haben. Die Fleischpaste erinnert eher an Babynahrung.

                                                                         Das Bier gibt’s im Eimer.


Zur Halbzeit steht es 0:0 bei Fluminense und bei Grêmio. Außerdem spielt auch noch São Paulo um den Einzug in den Libertadores Pokal, hat aber das Hinspiel 5:0 gewonnen und konnte sich so eine 3:4 Niederlage in La Paz gegen Bolivar leisten. Hier war die Spannung draußen. Lugui und ich beschließen die Bar zu wechseln. Wir gehen gleich nebenan in die Buxixo Kneipe. Auch sie hat mehrere Fernseher an der Wand befestigt, die heute ignoriert werden. Ich bestelle eine kräftige Bohnensuppe mit Käsehaube und ein Bier.


In der zweiten Halbzeit beginnt Fluminense sich zu blamieren und Friburguense geht 2:0 in Führung. Plötzlich werden Bilder aus Porto Alegre gezeigt. „Lugui, schau mal, da ist was in Porto Alegre passiert.“. Es werden Verletzte gezeigt, die aus dem Stadion getragen werden. Aber man versteht nicht was wirklich passiert ist. Inzwischen weiß ich, dass die Fans von Grêmio beim 1:0 ihres Vereins die berühmte „Lawine“, also ein gemeinsames Herunterrennen zur Brüstung, gemacht haben. Aber die neue Brüstung hat nicht standgehalten und so sind 10 Fans in den dahinterliegenden Graben gestürzt. Hier Aufzeichnungen:


„Mist“, denke ich mir, „Jetzt beginnt wieder diese unsägliche Sicherheitsdebatte.“ Im neuen Stadion von Grêmio wurden, entgegen dem Trend die Stehplätze, sogar ohne Wellenbrecher, erhalten, um die „Lawine“ zu ermöglichen. Aber scheinbar hat man vergessen die Brüstung resistent genug zu machen. Die Schuld wird jetzt sicherlich wieder den Fans und nicht den Ingenieuren in die Schuhe geschoben. Ganz abgesehen davon, dass nichts passiert wäre, wenn da kein Graben gebaut worden wäre. Leider sind Gräben zwischen Publikum und Rasen in Brasilien Pflicht, da man eine panische Angst vor „Pitch Invasions“ hat.
Man kann nur hoffen, dass Grêmio sich von dieser Diskussion nicht in die Irre führen lässt und die Stehplätze beibehält. Die „Lawine“ ist eine Tradition in Porto Alegre und wurde auch im alten Stadion tausendfach durchgeführt. Dort hat die Brüstung gehalten und nie hat sich jemand verletzt. Die Konsequenz muss also sein, dass die Brüstung verbessert und am Besten der Graben zugeschüttet wird.
Grêmio gewinnt schließlich im Elfmeterschießen und trifft im Libertadores Pokal auf Fluminense. Der brasilianische Meister schafft noch glücklich den 2:2 Ausgleich gegen Friburguense. Hier die Spiele:

Grêmio - LDU:

Fluminense - Friburguense:

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