Montag, 24. Februar 2014

Nova Iguaçu – Boavista, 3:0


„Rio – 40 Grad“ heißt ein brasilianischer Kinofilm aus den 1950ern, der sich mit typischen Alltagszenen der Stadt beschäftigt. Unter anderem besuchen die Hauptdarsteller auch ein Spiel von „Pengo“ im Maracanã. Der Film wurde in der Militärdiktatur zensiert, da es in Rio nie heißer als 39 Grad sei. Gut, gestern hatten wir auf jeden Fall 40 Grad. Statt ins Maracanã, fuhren wir, diesmal mit Verstärkung des Bayerischen Rundfunks, nach Nova Iguaçu, um dort die Hausherren gegen Boavista aus Saquarema zu bewundern.


Apropos typische Szenen Rios: Der Zug war knallvoll mit Narren, die nach Osvaldo Cruz wollten, um dort Karneval zu feiern. Normalerweise will am Sonntag niemand in die Vororte, aber die närrische Zeit stellt eben alles auf den Kopf. Gott sei Dank erwischten wir einen Zug mit Klimaanlage. Aber in Nova Iguaçu schlug uns die Hitze dann erbarmungslos ins Gesicht. Das Zentrum war wie ausgestorben, aber wir fanden einen Kleinbus, der uns (mit einem kleinen Missverständnis) zum Stadion brachte.


Nova Iguaçu ist einer der Vereine oder besser Unternemen, die Spieler am Fließband produzieren. Ihnen sind Fans ziemlich egal. Die paar wenigen, die sich trotzdem ins Stadion verirren sind aber sehr nett und offen für Besucher. Ein paar Gringos mit Fotokameras in der Hand fallen natürlich auf, wie bunte Hunde. So kommen wir schon am Eingang mit den Auswärtsfans aus Saquarema ins Gespräch. Sie haben einen Kleinbus organisiert und sind mit etwa 15 Mann angereist. In Nova Iguaçu angekommen wurden sie erst mal informiert, dass es keine Tickets für Auswärtsfans gibt. Aber die Fanklubgründerin Naniara findet die Vereinsvertreter und organisiert Eintrittskarten.


Wir drehen eine kurze Runde über das Vereinsgelände: Fitnessstudio, Physiotherapeut, Spielerinternat – Es gibt alles was man braucht, um Spieler zu produzieren. Die Gebäude und Trainingsplätze sind in hervorragendem Zustand. Beste Bedingungen, also, um zukünftige Fußballstars zu formen.


Im Gegensatz dazu macht das Stadion einen eher unvollkommenen Eindruck. Nur in der Gegengerade gibt es eine durchgezogene Tribüne. Aus ihrem Ende ragen Eisenstangen, die darauf schließen lassen, dass der Bau irgendwann unterbrochen wurde. Hinterm Tor verdeckt ein Bauzaun die Leere. Der Höhepunkt ist die „Pressetribüne“, die eher nach einem Behelfswassertank aussieht. Sie steht direkt in der Sonne und hat keine Klimaanlage. Durch die tiefstehende Sonne sehen die Journalisten das Spiel kaum und werden unter dem Wellblechdach gebraten.


Das Spiel war mal wieder fürchterlich schlecht. Ich kann es ja auch verstehen, dass die Beine bei so einer Hitze schwer werden. Insgesamt hat Boavista mehr Fehler (besonders der Torwart) gemacht und so gewann Nova Iguaçu 3:0. Somit waren die 662 Zuschauer bester Laune. Es gab sogar einen kleinen Fanblock, der sich mächtig ins Zeug legte. Ansonsten lauschten viele Fans der Radioübertragung des parallel stattfindenden Stadtderbys Botafogo – Fluminense (3:0). 



Auf unserem Rückweg zum Bahnhof verabschiedeten sich mehrere Fans von uns. Wir sind zu kleinen Berühmtheiten geworden. 

Keine Kommentare: