Montag, 31. März 2014

Fluminense – Vasco, 0:1


Cabo Frio – Flamengo 0:3, 5.128 Zuschauer

Vasco – Fluminense 1:1, 12.715 Zuschauer

Flamengo – Cabo Frio 3:1, 9.327 Zuschauer

Fluminense – Vasco 0:1, 19.586 Zuschauer

Das macht einen Zuschauerschnitt von 11.689 und ein Finale aus Flamengo und Vasco. Der Publikumszuspruch in den Halbfinals der Riomeisterschaft ist eine Bankrotterklärung des brasilianischen Fußballs. Nicht einmal die Derbys haben wirklich interessiert. Trotz WM ist der brasilianische Fußball eigentlich in einer Krise.


Letztes Jahr haben sich einige Profispieler zu einer Spielervertretung mit Namen Bom Senso FC (FC Gesunder Menschenverstand) zusammengeschlossen. Sie kritisieren besonders die Regionalmeisterschaften und sind deshalb den Funktionären regionaler Verbände ein Dorn im Auge. Diese Woche gab es einen Schlagabtausch zwischen Bom Senso FC und dem Präsidenten des Verbands von Rio de Janeiro. Ich übersetze einfach mal die Antwort von Bom Senso FC. Daraus kann man auch die Aussagen des Präsidenten schließen.
Es ist schade, dass der Herr Präsident Rubens Lopes unsere Vorschläge nicht kennt. Zu den Tatsachen:
· Eine Meisterschaft, in der Flamengo vor 375 Zahlenden spielt und die Hinspiele des Halbfinales einmal etwas mehr als 3.000 Zahlende und das andere Mal etwas mehr als 9.000 Zahlende haben, ist seltsam. Eine Meisterschaft, in der 15 wertlose Spieltage ausgetragen werden, um dann den immer verzichtbareren Titel in vier Spieltagen zu entscheiden.  
· Die Idee die Regionalmeisterschaften in nur acht Spieltagen auszutragen stammt nicht Von einer einzelnen Person, sondern Von einer Gruppe, die im Konsens entschieden hat. In der Vorstellung dieser Personen ist es besser die Regionalmeisterschaften in wenigen Spieltagen auszutragen, dafür immer spannende und entscheidende Spiele zu haben, statt lange und langweilige Meisterschaften ohne Attraktivität zu organisiere, wie es im Moment passiert.
· Es scheint so, als ob der Herr Präsident nicht wüsste, dass unser Vorschlag den etwa 700 brasilianischen Profiklubs Spiele über etwa 10 Monate im Jahr garantieren. Dies soll in den Serien A, B, C, D und E geschehen. Also haben wir nie vorgeschlagen, dass die Klubs nur knapp zwei Monate spielen. (Unsere Vorschläge können hier eingesehen werden: http://www.bomsensofc.org/#propostas ).
· Im Gegensatz zu dem was sie sagen, ist es das aktuelle System, das die Spieler arbeitslos macht. Von den etwa 700 Profiklubs spielen etwa 500 nur etwa drei Monate und sind den Rest des Jahres inaktiv.
· In der aktuelle Riomeisterschaft sind keine 10.000 Athleten aktiv. Letztes Jahr nahmen 73 Klubs an den 3 Ligen teil. Wenn jeder Verein 30 Spieler hat, dann kommt man auf höchstens 2.200 Athleten.

Es geht den Spielern also darum zum einen die Attraktivität der Spiele und Meisterschaften zu garantieren und zum anderen aber auch die Arbeitsverhältnisse zu sichern. Was sie dabei vergessen, ist, dass die kleinen Vereine, die im Moment wenigstens noch ein paar Monate gegen große spielen dürfen, in ihrem Vorschlag in die Serie E abgeschoben werden würden. Diese Vereine leben aber davon, dass sie ihre Spieler in einer gut sichtbaren Vitrine anpreisen und dann verkaufen können. Für Fans, Spieler und Vereinsfunktionäre der großen Klubs wären die Vorschläge des Bom Senso FC sicherlich gut.  
Die Halbfinalspiele waren auf jeden Fall ziemlich schlecht und uninteressant. Da haben sich zumindest die Fluminensefans die Zeit mit Schlägereien und Rennereien vertrieben. Es war nicht ganz klar, was passiert ist, aber ich habe eine Vermutung. Die großen traditionellen Torcidas im Falle von Vasco und Fluminense sind: Torcida Jovem do Vasco und Young Flu. Beide sind nicht mehr sichtbar, d h es gibt von ihnen keine Transparente oder Fahnen. Ich gehe also davon aus, dass sie Stadionverbot haben. Aber einzelne Mitglieder von ihnen sind natürlich im Stadion.


Gut sichtbar sind hingegen die neuen Torcidas mit ihren argentinischen Gesängen: Gueirreiros do Almirante (Vasco) und Legião Tricolor (Fluminense). Ich vermute nun, dass es hier einen Verdrängungsprozess gibt und die Mitglieder der traditionellen Torcidas damit gar nicht zufrieden sind. Irgendwer ist dann wahrscheinlich am Kiosk in der Halbzeitpause aneinander geraten und in einem Dominoeffekt hat sich das dann auf die Tribünen verbreitet.


Ich schließe diesen Vorgang daraus, da zu beobachten war, wie die Polizei begann Gruppen von Fluminensefans zu trennen. Es ist schon auch lustig, dass man die neuen Stadien mit dem Versprechen baut, dass so etwas nicht mehr passieren kann und es passiert dann doch. Leider konnte ich nicht zum Ort des Geschehens vordringen, denn die Polizei sperrte die Wege ab.



Übrigens kam es am Samstag leider mal wieder zu einer größeren Schießerei in der Nähe meiner Wohnung. Grund dafür war wohl eine großangelegte Polizeiaktion an diesem Wochenende, bei der die Favela der Mare besetzt wurde, um auch hier eine UPP einzurichten. Jeder Riotourist, der am internationalen Flughafen ankommt kennt die Mare, denn sie liegt auf dem Weg ins Zentrum auf der rechten Seite der Stadtautobahn. Sie ist die letzte größere Favela, die noch vor der WM besetzt werden musste.


Schließlich gedenkt Brasilien heute dem Militärputsch  von vor 50 Jahren. Am 31.03.1964 rollten die ersten Panzer auf Rio de Janeiro zu und besetzten Regierungsstellen. Am 01.04.1964 wurde Präsident João Goulart des Amtes enthoben. Es folgten 21 Jahre Militärdiktatur. 

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