Heute ist viel passiert. Und ich fand es sehr
enttäuschend, wie sich die Brasilianer im Stadion verhalten, bzw, weiß ich
nicht ganz wer welche Regeln aufstellt und durchsetzt. Ich vermute, dass es
FIFA Regeln sind und die Brasilianer setzen sie leider durch. Damit ist die
Protestbewegung gestorben. Es ist traurig.
Aber beginnen wir am Anfang. Wir haben unsere
Fanbotschaft am Strand aufgeschlagen und dort viele fröhliche und nette Leute
getroffen, dann haben wir um 14.15h den Bus zum Stadion genommen, der in einer
halben Stunde am Stadion war und um 15.15h war ich an meinem Platz. Das ging
schnell, wenn man bedenkt, dass das Stadion in der Peripherie liegt. Überraschend
ist, dass, man tatsächlich erst direkt am Stadion das Ticket zeigen muss und es
keine frühzeitige Absperrung gibt. So wird es den Chilenen leicht gemacht, die
in Rio ins Stadion eingedrungen sind.
Am Platz habe ich dann begonnen die deutschen
Zaunfahnen zu fotografieren. Doch zu Beginn der ersten Halbzeit kamen Ordner
und Polizei und begannen die Zaunfahnen abzureißen. Ja, abzureißen! Es wurde
nicht ein Mal darum gebeten. Ich dachte, wenn die an den deutschen Block
kommen, dann krachts. Aber, sie sind nicht hineingekommen! Die Fans haben mit „FIFA
raus“ geantwortet und nach einigen Minuten die Banner wieder aufgehängt. So
ging das Spiel mehrfach.
Die Stimmung war vergiftet. Mehrfach habe ich
Pöbeleien und Handgreiflichkeiten beobachtet. Einige Fans wurden aus dem Stadion
geschmissen. Überraschend ist, dass brasilianische Fans, die gar nichts
verstanden haben, genau das gefordert haben. Sie schrien: „Expulsa“ – „Schmeiß
ihn raus“.
Die Brasilianer, auch die Fans, die letztes Jahr
noch auf der Straße gegen die FIFA demonstriert haben, haben jetzt die FIFA
Regeln verinnerlicht und wollen sie mit voller Härte durchsetzen. Wahnsinn! Die
Protestbewegung ist heute gestorben!
Und was will die FIFA? Gute Stimmung und lokale
Identitäten können es ja nicht sein. Es ist so absurd, dass ein Unternehmen bei
seinem besten Business die Stimmung verdirbt. Und das nach den Protesten, die
es in den letzten Monaten erfährt.
Nach dem Schlusspfiff gingen wir zur Bushaltestelle.
Am Ende des Weges stauten sich die Menschen in einem Trichter aus Gittern. Die
Situation war unübersichtlich und gefährlich. Was wäre, wenn hier Panik
ausbricht? Neben den Gittern boten Jungs eine Taxifahrt mit dem Fahrrad oder
der Rikscha an. Das hätte uns stutzig machen sollen. Auf der Straße kam ein
Militärfahrzeug mit vermummten Soldaten mit gezogenen Waffen vorbei. Ich kam
mir vor wie in Distrikt 9.
Wir übersprangen die Absperrung und gingen auf der
Straße. Vorne sahen wir, dass einfach zu wenig Busse da waren. Wir beschlossen
weiter zu laufen. An einer Kreuzung trafen wir eine Gruppe VFB-Fans, denen es
gelang einen Kleinbus mit 15 Plätzen anzuhalten. Wir waren genau 15 und kamen
für €100 zurück ins Zentrum.
Das Ende vom Lied: Während die Ordner sich um Banner
kümmern, wird das Transportsystem vergessen! Dadurch wird erst eine gefährliche
Situation im Stadion und danach vor dem Stadion provoziert. Danach regen sich
die Brasilianer über ihre Politiker auf. Es tut mir leid, da könnte jeder
einzelne mehr Zivilcourage zeigen.
Inzwischen kam folgende Pressemitteilung. Die FIFA
organisiert zum ersten Mal eine WM, richtig? Da sind Fehler ja verständlich.
Die FIFA hat einen Fehler der lokalen Organisatoren beim WM-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen
Ghana eingeräumt. Mehrere Plakate deutscher
Fans mussten auf Anordnung der Sicherheitskräfte vorder Partie in Fortaleza abgehängt werden. Dabei habe es sich um eine„Fehlinterpretation“ der Ordner gehandelt. Man sei davon ausgegangen,
dass die Transparente die zulässige Größe überschritten hätten. Dies sei aber nicht der Fall gewesen. Im nächsten Spiel gegen die
Vereinigten Staaten dürften die Plakate wieder aufgehängt werden, versicherte der
Weltverband. Nach der Aktion war es im deutschen Fanblock zu Unmutsäußerungen
gegen die FIFA gekommen. (dpa)
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