Sonntag, 22. Juni 2014

WM Tag 10: Brasilien blamiert sich


Heute ist viel passiert. Und ich fand es sehr enttäuschend, wie sich die Brasilianer im Stadion verhalten, bzw, weiß ich nicht ganz wer welche Regeln aufstellt und durchsetzt. Ich vermute, dass es FIFA Regeln sind und die Brasilianer setzen sie leider durch. Damit ist die Protestbewegung gestorben. Es ist traurig.
Aber beginnen wir am Anfang. Wir haben unsere Fanbotschaft am Strand aufgeschlagen und dort viele fröhliche und nette Leute getroffen, dann haben wir um 14.15h den Bus zum Stadion genommen, der in einer halben Stunde am Stadion war und um 15.15h war ich an meinem Platz. Das ging schnell, wenn man bedenkt, dass das Stadion in der Peripherie liegt. Überraschend ist, dass, man tatsächlich erst direkt am Stadion das Ticket zeigen muss und es keine frühzeitige Absperrung gibt. So wird es den Chilenen leicht gemacht, die in Rio ins Stadion eingedrungen sind.
Am Platz habe ich dann begonnen die deutschen Zaunfahnen zu fotografieren. Doch zu Beginn der ersten Halbzeit kamen Ordner und Polizei und begannen die Zaunfahnen abzureißen. Ja, abzureißen! Es wurde nicht ein Mal darum gebeten. Ich dachte, wenn die an den deutschen Block kommen, dann krachts. Aber, sie sind nicht hineingekommen! Die Fans haben mit „FIFA raus“ geantwortet und nach einigen Minuten die Banner wieder aufgehängt. So ging das Spiel mehrfach.


Die Stimmung war vergiftet. Mehrfach habe ich Pöbeleien und Handgreiflichkeiten beobachtet. Einige Fans wurden aus dem Stadion geschmissen. Überraschend ist, dass brasilianische Fans, die gar nichts verstanden haben, genau das gefordert haben. Sie schrien: „Expulsa“ – „Schmeiß ihn raus“.
Die Brasilianer, auch die Fans, die letztes Jahr noch auf der Straße gegen die FIFA demonstriert haben, haben jetzt die FIFA Regeln verinnerlicht und wollen sie mit voller Härte durchsetzen. Wahnsinn! Die Protestbewegung ist heute gestorben!


Und was will die FIFA? Gute Stimmung und lokale Identitäten können es ja nicht sein. Es ist so absurd, dass ein Unternehmen bei seinem besten Business die Stimmung verdirbt. Und das nach den Protesten, die es in den letzten Monaten erfährt.
Nach dem Schlusspfiff gingen wir zur Bushaltestelle. Am Ende des Weges stauten sich die Menschen in einem Trichter aus Gittern. Die Situation war unübersichtlich und gefährlich. Was wäre, wenn hier Panik ausbricht? Neben den Gittern boten Jungs eine Taxifahrt mit dem Fahrrad oder der Rikscha an. Das hätte uns stutzig machen sollen. Auf der Straße kam ein Militärfahrzeug mit vermummten Soldaten mit gezogenen Waffen vorbei. Ich kam mir vor wie in Distrikt 9.


Wir übersprangen die Absperrung und gingen auf der Straße. Vorne sahen wir, dass einfach zu wenig Busse da waren. Wir beschlossen weiter zu laufen. An einer Kreuzung trafen wir eine Gruppe VFB-Fans, denen es gelang einen Kleinbus mit 15 Plätzen anzuhalten. Wir waren genau 15 und kamen für €100 zurück ins Zentrum.


Das Ende vom Lied: Während die Ordner sich um Banner kümmern, wird das Transportsystem vergessen! Dadurch wird erst eine gefährliche Situation im Stadion und danach vor dem Stadion provoziert. Danach regen sich die Brasilianer über ihre Politiker auf. Es tut mir leid, da könnte jeder einzelne mehr Zivilcourage zeigen.


Inzwischen kam folgende Pressemitteilung. Die FIFA organisiert zum ersten Mal eine WM, richtig? Da sind Fehler ja verständlich.


Die FIFA hat einen Fehler der lokalen Organisatoren beim WM-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Ghana eingeräumt. Mehrere Plakate deutscher Fans mussten auf Anordnung der Sicherheitskräfte vorder Partie in Fortaleza abgehängt werden. Dabei habe es sich um eine„Fehlinterpretation“ der Ordner gehandelt. Man sei davon ausgegangen, dass die Transparente die zulässige Größe überschritten hätten. Dies sei aber nicht der Fall gewesen. Im nächsten Spiel gegen die Vereinigten Staaten dürften die Plakate wieder aufgehängt werden, versicherte der Weltverband. Nach der Aktion war es im deutschen Fanblock zu Unmutsäußerungen gegen die FIFA gekommen. (dpa)

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