Die Stadt
Dritte wichtige Metropole im Südosten Brasiliens ist mit Belo Horizonte die
Hauptstadt des Bundesstaates Minas Gerais. Ihre starke wirtschaftliche Bedeutung
stützt sich auf Bodenschätze und Viehhaltung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts
war Minas Gerais derart bedeutend, dass die Präsidenten Brasiliens nach dem
sogenannten Kaffee- (São Paulo) und Milch-Prinzip (Minas Gerais) ausgewählt
wurden.
Bis 1897 war die malerische Goldgräberstadt Ouro Preto Hauptstadt von Minas
Gerais. Sie ist heute eine touristische Attraktion. Dann beschlossen führende
Politiker, dass Ouro Preto aufgrund geographischer Gegebenheiten kaum würde
wachsen können und bauten Belo Horizonte als geplante Stadt im
Schachbrettmuster auf. Heute ist Belo Horizonte eine der größten Städte
Brasiliens und hat eine lebendige Kultur. Neben Theatern und Museen lockt der
Stadtteil Savassi mit einem anregenden Nachtleben. Unmittelbar neben dem
Fußballstadion Minerão findet man die künstliche Pampulha-Lagune, die von
einigen der herausragendsten brasilianischen Künstlern geschaffen wurde: Oscar
Niemeyer, Burle Marx und Cândido Portinari. Namentlich die São-Francisco-Kirche
ist ein Meisterwerk.
Es lohnt sich aber auch, das Hinterland des Bundesstaates Minas Gerais zu
erkunden. Da gibt es zum einen die barocken Städte Mariana, Diamantina,
Congonhas, Tiradentes und das schon erwähnte Ouro Preto. Das Goldfieber im 18.
und 19. Jahrhundert hat hier unbeschreibliche Reichtümer und malerische
Stadtkerne hinterlassen. Zum anderen findet man in Inhotim das wichtigste Museum für zeitgenössische Kunst
Brasiliens. Der Unternehmer Bernardo Paz hat 2004 einen Park bauen lassen, um
seine private Sammlung dort unterzubringen. Es kombiniert Landschaftsgestaltung
mit bildenden Künsten.
In Minas Gerais gibt es vier Nationalparks. Serra da Canastra und Serra do
Cipó sind von Belo Horizonte aus relativ leicht zu erreichen. Man kann hier ein Bad in den
Wasserfällen nehmen, die lokalen Käsesorten probieren oder nachts den seltenen
Mähnenwolf beobachten. Weiter im Norden liegen die Parks Grande Sertão Veredas
und Cavernas do Peruaçu mit ihren Steppenlandschaften. Letzterer bietet ein
Höhlensystem mit Malerei aus der Steinzeit als Attraktion.
In Brasilien gilt die Küche von Minas Gerais als die beste des Landes. In
vielen Restaurants kann man
sich direkt aus in Holzöfen gegarten Eintöpfen aus Kürbis oder Bohnen mit
Fleisch und Hähnchen sowie Okragemüse bedienen. Alljährlich findet in Belo
Horizonte der kulinarische Wettbewerb „Comida di Boteco“ statt, bei dem das
beste Gericht prämiert wird. Maniok, getrocknetes Fleisch, Innereien,
Pastetchen, Bällchen, das bittere Gemüse Jiló sowie arabische Gerichte sind
fester Bestandteil der regionalen Speisekarten. Neben den verschiedenen
Fleischsorten werden auch die Süßwasserfische Forelle und Surubim gereicht.
Bei den Nachspeisen besteht die Qual der Wahl zwischen Hunderten von
Kompotten, Karamelsaucen und eingemachtem Kokos. Zudem ist Minas Gerais der
größte Käseproduzent Brasiliens. Und auch wenn der Zuckerrohrschnaps Cachaça in
ganz Brasilien angeboten wird scheint es, als würde in Minas Gerais jeder
Haushalt seinen eigenen brennen - und einer ist besser als der andere.
Der Fußball
Auch Belo Horizonte bietet mit Atlético und Cruzeiro zwei
Traditionsvereine und Gründungsmitglieder des „Clube dos 13“. Bis zur
Einweihung des Mineirão-Stadions 1965 galt der Fußball in Minas Gerais
allerdings als provinziell. Seitdem tragen beide Mannschaften ihre Heimspiele
in dem Stadion aus, das für die WM 2014 komplett renoviert wird.
Atlético ist der ältere der
beiden Klubs und gilt als der Verein der Massen. Zwar konnte man die
Staatsmeisterschaft von Minas Gerais häufiger gewinnen als der Stadtrivale, auf
nationalem Niveau haftete dem Verein aber das Pech an den Fußballstiefeln.
Ausgerechnet als Atlético Anfang der 1980er die wohl beste Mannschaft
seiner Geschichte aufbieten konnte, stand dem Team im Meisterschaftsfinale
Flamengos Jahrhundertelf um Zico und Júnior gegenüber.
Mehr Glück hatte der von Italienern gegründete Klub Cruzeiro, der im
Blau der Squadra Azzurra spielt. Der Verein nannte sich zunächst Palestra
Italia, musste diesen Namen aber während des Zweiten Weltkriegs ändern. Cruzeiro
konnte sogar zweimal die Copa Libertadores gewinnen und traf im Weltpokalfinale
jedes Mal auf deutsche Teams. 1976, als der Wettbewerb noch in Hin- und
Rückspiel ausgetragen wurde, verfolgten 113.000 Menschen ein 0:0 gegen Bayern München (Hinspiel 0:2) und 1997
unterlag Cruzeiro Borussia Dortmund
mit 0:2.
In Belo Horizonte befindet sich außerdem das Independência-Stadion, in dem
der Oberschichtverein América spielt und das zur WM 1950 eingeweiht
wurde. Damals fanden drei Spiele in Belo Horizonte statt: Jugoslawien gegen
Schweiz (3:0), USA gegen England (1:0) und Uruguay gegen Bolivien (8:0). Der
1:0-Sieg der USA gilt als eine der größten Sensationen der Fußballgeschichte
und wurde inzwischen sogar verfilmt.
Clube Atlético Mineiro
Gegründet: 25. März 1908
Trikots: schwarz-weiße Hemden, schwarze Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 41 Mal
Brasilianischer Meister: 1971
Wichtige Spieler: Reinaldo, Dadá Maravilha
Internet: www.atletico.com.br
Cruzeiro Esporte Clube
Gegründet: 2. Januar 1921
Trikots: blaue Hemden, weiße Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 36 Mal
Brasilianischer Meister: 1966, 2003
Brasilianischer Pokal: 1993, 1996, 2000, 2003
Copa Libertadores: 1976, 1997
Weltpokal: Die Finalspiele wurden gegen Bayern München (0:2, 0:0) und
Borussia Dortmund (0:2) jeweils verloren.
Wichtige Spieler: Ronaldo Fenômeno, Tostão
Internet: www.cruzeiro.com.br
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