Ich bin in meiner letzten Station, Recife, angekommen. Mein Flug von Salvador nach Recife war genau wöhrend des Spiels Brasilien - Italien 4:2. Der Pilot hat immer wieder die Zwischenstände vermeldet. Nach dem Schlußpfiff sagte er: "Glückwunsch an uns alle". Jetzt aber zur Städtbeschreibung Recifes.
Die Stadt
1535 gründeten die Portugiesen die Stadt Olinda, von wo aus sie das Land
Pernambuco verwalteten. 1630 wurde die Region als Holländisch-Brasilien von den
Holländern besetzt, die ihre Hauptstadt in den benachbarten Mangroven
errichteten und ihr den Namen Mauritsstad gaben. 1654 wurde Pernambuco von den
Portugiesen zurückerobert und Mauritsstad in Recife („Riff“) umbenannt.
Seitdem ist Recife das bei weitem bedeutendere Zentrum der beiden – vor
allem wegen seines Hafens. Im Stadtzentrum kann man historische Gebäude wie das
Zollhaus, den Markt oder die Docks besuchen, die Recifes Wandel dokumentieren.
Die 1,5 Millionen-Einwohner-Metropole ist ein brodelndes Zentrum mit
abwechslungsreichem Kulturleben, das sich vor allem auf den Halbinseln zwischen
dem Capibaribe- und dem Beberibe-Flüssen abspielt. Außer Theater, Kirchen und
Museen locken dort Musikveranstaltungen mit den lokalen Rhythmen Frevo und
Maracatu, die besonders den Karneval begleiten.
Recifes Zentrum platzt allerdings aus allen Nähten und versinkt täglich im
Verkehrschaos. Dazu kommt, dass die Stadt bei Regen schnell mal unter Wasser
steht, weil das Wasser bei Flut nicht ins Meer ablaufen kann – eine Folge der
meeresnahen Bauweise der Holländer. Die Regenzeit fällt im Übrigen exakt in die
WM-Monate Juni und Juli.
Erst in den 1950er Jahren wurde der Bereich entlang des Boa-Viagem-Strandes
erschlossen und zum Oberschichtviertel. Leider ist der Strand seit dem Bau des
Großhafens Suape mit Haien verseucht. Fast monatlich gibt es Attacken auf
Surfer, und so sollte das Wasser lieber gemieden werden. Stattdessen lohnt sich
ein Besuch der Museen Instituto Brennand und Oficina Brennand oder des Museums
des Nordostens.
Die leicht zu erreichende historische Altstadt von Olinda gehört zum
UNESCO-Weltkulturerbe. Im Gegensatz zu Recife ist das Leben in Olinda
beschaulich und ruhig. Man kann gemütlich zwischen der portugiesischen
Kolonialarchitektur flanieren, eine der unzähligen barocken Kirchen besuchen
oder die lokalen Ateliers durchstöbern. Olinda ist außerdem eine interessante
Alternative wenn die Hotels in Recife ausgebucht sind.
Die Küche Pernambucos ähnelt der in anderen Gegenden des Nordostens. Im
Küstenbereich werden viele Meeresfrüchtegerichte gereicht, in erster Linie
Garnelen und Krebse (Caranguejo). Spektakulär ist Camarão na Moranga – das ist
ein mit Garnelen gefüllter ganzer Kürbis. Im Landesinneren sind getrocknetes
Fleisch (Carne Seca oder Carne de Sol), Maniok und Coalhokäse beliebt. Bohnen
werden hier mit dem Maxixe-Gemüse zubereitet. Typisch für Pernambuco ist
Arrumadinho aus getrocknetem Fleisch, Maniokmehl und Bohnen. Dazu wird Butter
in Flaschen gereicht. Außerdem gibt es viele Gerichte aus Innereien, wie
Sarapatel, Ziegenmagen (Buchada de Bode) oder Huhn in Blutsauce (Frango
Cabidela).
Ein weiteres Kennzeichen der Küche Pernambucos ist der Bolo de Rolo, ein
gerollter Kuchen mit Guavenmarmelade. Unbedingt probieren sollte man auch die
Queijadinha - ein Nachtisch aus Käse und Guaven – sowie die getrockneten
Cajúfrüchte. Auch die Tapioca-Pfannkuchen aus Maniokstärke dürfen natürlich
nicht fehlen.
Der Fußball
Die drei großen Vereine Recifes Santa Cruz, Sport und Náutico
haben jeweils eigene Stadien inmitten von zentrumsnahen Wohnvierteln, weshalb
das Verkehrschaos an Spieltagen noch vergrößert wird. Das neue WM-Stadion wird
jedoch rund 30 Kilometer außerhalb der Stadt gebaut, womit das Stauproblem
minimiert wird.
Das WM-Stadion wird nach dem Turnier von Náutico gemietet, einem der
ältesten Fußballvereine Pernambucos, der 1901 von deutschen und englischen
Migranten gegründet wurde. Bis heute gilt der Verein als Klub der Mittel- und
Oberschicht. In den 1970er Jahren verpflichtete man bei einem Jamaica-Ausflug
mit Alan Cole einen Freund von Bob Marley. Cole schoss aber zu wenig Tore und
rauchte zu viel Marijuana, weshalb man sich nach kurzer Zeit wieder von ihm trennte.
Die Heimspiele des Vereins werden bis zur Eröffnung des WM-Stadions im
Aflitosstadion ausgetragen.
Da sich Náutico zu seiner Gründerzeit ausschließlich
Wassersportarten wie Rudern widmete, stand man dem Fußball eher skeptisch
gegenüber. Als Guilherme Fonseca eine Fußballausrüstung von seinem
Studienaufenthalt in Cambridge mitbrachte, fand er daher kein Gehör bei Náutico
und gründete den Klub Sport, der sich zum erfolgreichsten Klub
Pernambucos mauserte. Das Stadion von Sport, die Ilha do Retiro, war 1950
Schauplatz des WM-Spiels zwischen Chile und den USA (5:2).
Heute ist Santa Cruz der populärste Verein der Stadt. Obwohl man die
letzten Jahre nur in der dritten oder vierten Liga verbrachte, verbucht Santa
Cruz in seinem Stadion Arruda den höchsten Zuschauerschnitt Brasiliens!
1943 unternahm der Klub Santa Cruz eine berühmte Rundreise durch Brasiliens
Norden, die heute „Selbstmordausflug“ genannt wird. Sie wurde während des
Zweiten Weltkriegs durchgeführt, als das Passagierschiff ständig von U-Booten
bedroht war. In der Amazonasregion wurden zudem mehrere Spieler von
Tropenkrankheiten befallen, denen der Torwart zum Opfer fiel. Daraufhin wollte
die Mannschaft umgehend nach Recife zurück, musste sich aber durch bezahlte
Freundschaftsspiele an verschiedenen Stationen über rund vier Monaten quälen,
ehe sie endlich wieder in Recife ankam.
Santa Cruz Futebol Clube
Gegründet: 3. Februar 1914
Trikots: schwarz-weiß-rote Hemden, weiße Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 26 Mal
Wichtige Spieler: Rivaldo, Ricardo Rocha,
Zequinha
Internet: www.santacruzfc-pe.com.br
Sport Club do Recife
Gegründet: 13. Mai 1905
Trikots: rot-schwarze Hemden, schwarze Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 39 Mal
Brasilianischer Meister: 1987
Brasilianischer Pokal: 2008
Wichtige Spieler: Traçaia, Djalma Freitas,
Juninho Pernambucano
Internet: www.sportrecife.com.br
Clube Náutico Capibaribe
Gegründet: 7. April 1901
Trikots: rot-weiße Hemden, weiße Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 21 Mal
Wichtige Spieler: Bita, Lúcio Surubim, Bizu
Internet: www.nauticonews.com.br
2 Kommentare:
Muito boa as análises, parabéns e bem vindo ao Brasil!!
Obrigado por mostrar nossas cidades, costumes e lugares aos alemães e ao mundo. Volte sempre e seja bem vindo. Abraço
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