Das WM-Stadion Recifes liegt eigentlich schon in
einer anderen Stadt: São Lourenço da Mata. Um dort hin zu kommen muss man die
U-bahn im Zentrum der Stadt in Richtung Camaragibe nehmen und nach etwa einer
halben Stunde Fahrt in Cosme Damião aussteigen. Recife hat eine etwas
bedrückende Atmosphäre. Der Zug fährt durch schaurige Armenviertel bis vor die
Tore der Stadt. In Cosme Damião wurde ein neuer Busbahnhof gebaut und es warten
schon Busse, die die Zuschauer zum Stadion bringen.
Der Bus schlängelt sich klappernd durch kleine Dörfer
und den atlantischen Regenwald. Die Straße, die Bahnhof mit Stadion verbinden
soll, muss erst noch gebaut werden. Dann hält der Bus mitten im Grünen und man
muss noch etwa einen Kilometer in der heißen Sonne Pernambucos laufen. Immerhin
regnet es nicht, denn in Recife ist im Juni eigentlich Regenzeit. Insgesamt
läuft der Transport ganz gut, wohl auch, weil heute nur etwa 20.000 Zuschauer
gekommen sind, um Uruguay – Tahiti zu sehen.
Das nagelneue WM-Stadion ist ein weiteres architektonisches Schmuckstück Brasiliens. Aber hinter der geschliffenen
Oberfläche kann man noch mehrere Baustellen erkennen. Viele Bereiche werden mit
Tüchern versteckt und Backstage gibt es noch keine Toiletten, nur Dixie-Klos. Aber
bis zur WM sollte es kein Problem sein, das noch fertigzustellen. Die
Organisatoren haben jetzt sowieso andere Sorgen. In Recife blieb es übrigens
ziemlich ruhig. Ein Grund könnte sein, dass es schwierig ist, einen Protest so
weit vor den Toren der Stadt aufzuziehen.
Die Fans waren gut gelaunt und haben wieder ein Mal
entschieden den Außenseiter Tahiti zu unterstützen. In Recife gibt es die
Mannschaft Ibis, die von sich selbst sagt, sie sei das schlechteste Team der
Welt. Wahlspruch ist: „Nichts könnte schlechter sein.“ (Nada pode ser pior): http://www.ibismania.com.br/. Klar
das Ibis, unter dem Namen Taitibis, Tahiti unterstützte. Berühmtester Spieler
von Ibis ist der Frisör Mauro Shampoo, der in Recife seinen Salon hat.
All die guten Wünsche haben nichts genutzt und
Tahiti verlor auch sein letztes Spiel mit 8:0. Die Fans begannen irgendwann zu
rufen: „Hey, Schiri, hilf Tahiti!“ (Hey Juiz, ajuda o Taiti). Trotz der
haushohen Überlegenheit fing sich Uruguay in der zweiten Halbzeit eine ziemlich
dämliche Rote Karte ein und so keimte etwas Hoffnung auf. Aber schon kurz
darauf wurde ein Tahitianer, ähnlich dämlich, vom Platz verwiesen.
Nach dem Spiel nahm ich den Bus zurück zur U-Bahn.
Diesmal gab es längere Schlangen. Bei ausverkauften Spielen wird das
problematisch. Bekannte aus Recife waren beim Spanienspiel und hatten mir schon
erzählt, dass für sie der Transport ein Horror war. In den Dörfern rund um das
Stadien wurden unzählige Johannis-Feuer gezündet. Der Johannistag ist in
Pernambuco einer der wichtigsten Feiertage des Jahres und wird schon am 23.06.
gefeiert.
Deshalb beschloss ich auch nach meiner Rückkehr ins
Zentrum, in die Altstadt zum Marco Zero zu gehen und dort die Feierlichkeiten
anzuschauen. Es wurden auf mehreren Plätzen Bühnen errichtet, auf denen
verschiedene Bands spielten. Die Buden verkauften Maniok mit Fleisch und
Grillspieße. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Party auf den Dörfern
besser gewesen wäre.
1 Kommentar:
Obrigado por visitar Pernambuco. Volte mais vezes. Abraço.
Kommentar veröffentlichen