Das Finale steht. Am Sonntag werden sich Brasilien und Spanien im Maracanã in Rio de Janeiro gegenüberstehen. Hier einige Infos zu Brasiliens ehemaliger Hauptstadt.
Die Stadt
Die Einwohner von Rio de Janeiro nennen
sich selbst „Cariocas“ und sind der Überzeugung, dass sie am Nabel der Welt
wohnen. Ihre Stadt gilt als Aushängeschild und kulturelles Zentrum Brasiliens,
obwohl Rio schon seit 1960 nicht mehr Hauptstadt von Brasilien ist. Die
kreative Energie spürt man an allen Ecken und Enden der Stadt. In Rio wurden
weltberühmte Rhythmen wie Samba, Bossa Nova und Baile Funk ins Leben gerufen.
Das Nachtleben ist legendär, und vor allem im Ausgehviertel Lapa tummeln sich
nachts tausende von Menschen auf den Straßen. Alljährlich zum Karneval strömen
unzählige Touristen in die Stadt, um sich gemeinsam mit den Einheimischen den
heißen Rhythmen hinzugeben.
Im geografischen Zentrum der Stadt liegt
der Tijuca-Regenwald, der zum Nationalpark erklärt wurde und auf dessen Spitze
die berühmte Christusstatue steht. Um diesen größten Stadtpark der Welt
formiert sich Rio de Janeiro zwischen Stränden und Gebirge. Von der
Christusstatue aus gesehen nordöstlich befindet sich das historische Zentrum
der Stadt, das für die Olympischen Spiele komplett renoviert wird. Neben der
portugiesischen Kolonialarchitektur können dort auch Kirchen, Büchereien,
Museen und das ehemalige Regierungsviertel bewundert werden. Lohnenswert ist
ein Ausflug mit der Oldtimer-Straßenbahn durch das malerische Künstlerviertel
Santa Teresa. Das Stadtzentrum liegt direkt an der Guanabara-Bucht, von wo aus
Fähren in die Nachbarstadt Niterói mit ihrem Niemeyer-Museum, das wie ein
gelandetes Ufo aussieht, fahren.
Südlich vom Zentrum passiert man den
weltberühmten Pão de Açúcar (Zuckerhut), der die Grenze zwischen Bucht und
Atlantikstränden markiert. Hier befinden sich mit Copacabana, Ipanema und
Leblon die bekanntesten Stadtteile mit ihren weltberühmten Stränden. Diesen
Bereich nennt man Südzone. Hier wohnen die „Oberen Zehntausend“ des Landes.
Nicht selten trifft man Schauspieler, Musiker oder Künstler am Strand. Direkt
dahinter liegen in beeindruckender natürlicher Lage die Lagune und der
Botanische Garten und tragen dazu bei, dass Rio de Janeiro über ein Image der „Berufung
zum Genuss“ verfügt.
Weiter im Süden wird am Gavea-Felsen
vorbei das Neureichen-Viertel Barra da Tijuca erreicht, das über die wohl
schönsten Strände verfügt. Dennoch gibt es noch viel freies Bauland. Beim
ehemaligen Formel-1-Gelände entsteht gerade der Olympiapark für 2016. Wendet
man sich vom Meer in Richtung Landesinneres, so tauchen einige der ärmsten
Bereiche der Stadt auf. Hier befindet sich auch die durch den Kinofilm „City of
God“ berühmt gewordene Favela. Die Vororte der Ostzone sind die Bereiche mit
der höchsten Bevölkerungsdichte. Sie bieten aber nur wenige touristische
Attraktionen, und so kann man sich auf der anderen Seite des Tijuka-Parkes
wieder in Richtung Zentrum bewegen.
Dabei werden die traditionellen Vororte
der Nordzone durchquert, in denen das Olympiastadion Engenhão gebaut wurde.
Kurz vor dem Zentrum befindet sich das Maracanã-Stadion im Stadtteil Tijuca und
der Kaiserpalast Quinta da Boa Vista in São Cristóvão. Letzteres ist die
traditionelle Wohngegend der portugiesischen Händler, in dem sich bis heute
mehrere Märkte befinden. Außerdem hat der portugiesische Verein Vasco da Gama
seinen Sitz in São Cristóvão. Nicht vergessen werden soll ein Hinweis auf das
Besucherzentrum des Tijuca-Nationalparks in Alto da Boa Vista, das zu Wanderungen
einlädt und vom dem aus sich atemberaubende Ausblicke über die Stadt bieten.
Außerhalb der Stadt befinden sich noch
vier weitere Nationalparks im Bundesstaat Rio de Janeiro. Da ist zunächst der
im Süden gelegene Regenwald der Serra da Bocaina mit seiner malerischen
historischen Hafenstadt Parati. Weiter im Landesinneren befindet sich das
Itatiaia-Gebirge, und auf den Bergen hinter Rio de Janeiro liegt der ehemalige
Sommersitz des Kaisers in Petrópolis. Zwischen ihm und der Stadt Teresópolis
lockt der Nationalpark Serra dos Órgãos mit dem Gottesfinger-Felsen Besucher
an. Im nördlichen Bundesstaat liegt schließlich der Jurubatiba-Park, der
weniger Regenwald und dafür mehr Dünen, Mangroven und Strände aufweist. Dieser
unter Strandurlaubern sehr beliebte Bereich wird Seenregion genannt. Die Stadt
Búzios wurde nach einem Besuch von Brigitte Bardot in den 1960er Jahren
berühmt. Im Juli kann man dort mit einem regenarmen und milden Winter rechnen.
Die traditionelle Küche Rio de Janeiros
wird in den sogenannten Botequims gekocht, die vor allem im und um das Zentrum
zu finden sind. Einige der
bekanntesten Botequims sind Nova Capela, Bar Luiz, Bar Brasil, Bar do Mineiro
und Café Lamas. Zu den besten Lokalen gehört Caneco Gelado do Mário mit seinen berühmten
Krebspastetchen und Kabeljaubällchen in der Nachbarstadt Niterói.
Fast alle Restaurants bieten mindestens
einmal pro Woche den reichhaltigen Bohneneintopf Feijoada. Er besteht aus
mehreren Fleischsorten, die in Bohnen gekocht werden. Dazu gibt es Grünkohl, Reis,
Maniokmehl und Orangenscheiben. Der Gemüseeintopf Cozido und das
Ochsenschwanzgericht Rabada werden ebenfalls einmal die Woche angeboten. Auf
keiner Speisekarte fehlen darf auch das Oswaldo Aranha Steak mit Reis, Pommes,
Maniokmehl und viel Knoblauch. Garnelenrisotto ist ein weiteres typisches
Gericht der Botequims.
Gern naschen die Cariocas salzige
Kleinigkeiten (Salgados oder Petiscos) - zum Beispiel Pasteten, Fleisch- oder
Fischbällchen, Sandwiches oder getrocknetes Fleisch mit frittiertem Maniok. Auch
in Rio de Janeiro gibt es hervorragende Churrascarias, besonders beliebt ist
der Rinderrücken Picanha. Und wer gerne Fisch oder Meeresfrüchte mag, dem sei
der Fischmarkt mit seinen Restaurants in Niterói empfohlen.
Der Fußball
Neben São Paulo ist Rio de Janeiro die zweite große Fußballmetropole
Brasiliens. Rio hat vier große Klubs in der ersten Liga, die gemeinsam bereits 15
Mal die brasilianische Meisterschaft in die Stadt holten. Alle vier spielten
eine wichtige Rolle in der nationalen Fußballhistorie und haben große
Anhängerscharen.
Der Fluminense FC ist einer der ältesten Fußballvereine des Landes. Er
wurde 1902 von dem Engländer Oscar Cox gegründet und behielt bis heute seine
englische Schreibweise bei. Fluminense gilt als Verein der Oberschicht. Das
Klubpräsidium war entscheidend an der Organisation der ersten Fußball-Ligen in
Brasilien und des Nationalverbandes beteiligt. Der sowohl von seiner
Architektur, als auch von seiner Lage her, beeindruckende Vereinssitz im
Stadtteil Laranjeiras stammt aus den 1920er Jahren und ist nahezu im Original
erhalten und damit einen Besuch wert. Neben dem 1919 bei der
Südamerikameisterschaft genutzten Stadion findet man dort fast alle
erdenklichen Sportanlagen wie Tennisplätze und Schwimmbecken. Die
Olympiaathleten sind der große Stolz des Vereins.
1912 trat eine komplette Fußballmannschaft nach einem Streit bei Fluminense
aus und gründete beim bereits existierenden Klub Flamengo eine
Fußballabteilung. Damit wurde das berühmte Stadtderby „Fla-Flu“, quasi ein
Vater-Sohn Duell, geschaffen. Das Spiel bannt die Massen und hat einige
denkwürdige Auflagen erlebt. Eines der berühmtesten Duelle ist das „Fla-Flu der
Lagune“, als die Spieler von Fluminense im Jahr 1941 den Ball so lange aus dem
Stadion Flamengos in die Lagune droschen, bis sie den Sieg über die Zeit
gerettet hatten. 1995 wurde die Rio-Meisterschaft im strömenden Regen und vor
112.000 Zuschauern erst durch ein Bauchtor von Renato Gaúcho in der 86. Minute
zu Gunsten Fluminenses entschieden, nachdem zuvor drei Fluminense-Spieler rote
Karten gesehen hatten.
Flamengo gilt als der Verein mit der größten Fangemeinde weltweit. Er
existiert als Ruderverein bereits seit 1895, kam aber wie erwähnt erst 1912 zu
einer Fußballabteilung. Die Wurzeln des Klubs liegen ebenfalls in Rios
Oberschicht. Im Laufe der Geschichte änderte Flamengo sein Image jedoch zu dem
eines populären Vereins. Auslöser war die Verpflichtung des dunkelhäutigen
Superstars Leônidas in den 1930er Jahren. Da in der damaligen Hauptstadt Rio de
Janeiro sämtliche Radio- und später Fernsehstationen ansässig waren wurde der
Bekanntheitsgrad des Vereins ins ganze Land getragen. In den 1980er Jahren
besaß man mit Spielern wie Zico und Junior ein legendäres Team, das den Copa
Libertadores und den Weltpokal gewinnen konnte.
1904 wurde der Fußballverein Botafogo im gleichnamigen Stadtteil in der
Südzone Rio de Janeiros gegründet. Der Verein wurde weniger wegen seiner Titel
als vielmehr wegen einiger seiner Spieler berühmt. Die halbe
Weltmeistermannschaft von 1958 bzw. 1962 stammte aus seinen Reihen.
Herausragend war seinerzeit Dribbelkünstler Garrincha. In den 1950er Jahren war
Carlito Rocha Präsident des Klubs und konstruierte ein abergläubisches Image
des Vereins. So wurde beispielsweise der Hund Biriba kurzerhand zum
Glückbringer erklärt, weil er während eines erfolgreichen Spiels auf den Platz
gelaufen war. Botafogo trägt seine Heimspiele im Olympiastadion Engenhão aus.
Schließlich wurde 1915 mit Vasco da Gama der einzige echte Arbeiterverein
unter den „Großen Vier“ Rio de Janeiros gegründet. Der Klub der portugiesischen
Gemeinde aus der Nordzone galt zunächst als der Ausgestoßene in der
Rio-Meisterschaft, zumal er seine Spieler bezahlte. Das war aus der Sicht Vascos
nötig, um den Athleten aus der Unterschicht überhaupt einen Trainingsbesuch zu
ermöglichen. Der Amateurverband schuf daraufhin neue Auflagen (wie
beispielsweise ein vereinseigenes Stadion und die Unterschrift von jedem
Spieler im Spielbericht, was den Angehörigen der Unterschicht oft nicht möglich
war) und erschwerte Vasco das Leben. Doch der Klub brachte seinen Athleten das
Schreiben des eigenen Namens bei und errichtete 1927 das 25.000 Zuschauer
fassende São Januário-Stadion, das noch heute genutzt wird.
Unter den Gründungsmitgliedern der Rio-Meisterschaft war auch der Verein
América aus dem Stadtteil Tijuca zu finden, der aber inzwischen erheblich an
Bedeutung verloren hat. Ein anderer historisch wichtiger Verein ist der Bangu
AC aus dem entlegenen Vorort Bangu, der an eine dortige englische Textilfabrik
angeschlossen war. Wahrscheinlich hat dort auch das erste Fußballspiel Rio de
Janeiros stattgefunden. Entgegen der Ligastatuten setzte der Klub schon früh
Spieler der Fabrik in seiner Mannschaft ein. Heute plagen auch Bangu große
wirtschaftliche und sportliche Probleme. Andere traditionelle Vorortvereine
sind Madureira, Olaria und São Cristóvão. Letzter war der erste Klub von
Ronaldo Fenômeno.
Das WM-Stadion Rios wird das komplett renovierte Maracanã sein. Es wird in
der Liga von Fluminense und Flamengo genutzt und wurde zur WM 1950 errichtet.
Damals bot es 200.000 Menschen Platz und war bis zu seiner ersten Renovierung
1999 nie ausverkauft. Anschließend wurden schrittweise die Stehplätze abgebaut
und durch Sitzschalen ersetzt, so dass 2014 nur noch 80.000 Menschen in einem
All-Seater Platz finden werden.
Botafogo de Futebol e Regatas
Gegründet: 12. August 1904
Trikots: schwarz-weiße Hemden, schwarze Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 19 Mal
Brasilianischer Meister: 1995
Brasilianischer Pokal: 1968
Wichtige Spieler: Garrincha, Zagallo,
Didi, Nílton Santos, Paulo César Caju, Túlio,
Heleno de Freitas
Internet: www.botafogo.com.br
Clube de Regatas do Flamengo
Gegründet: 3. Mai 1912
Trikots: rot-schwarze Hemden, weiße Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 32 Mal
Brasilianischer Meister: 1980, 1982, 1983, 1992, 2009
Brasilianischer Pokal: 1990, 2006
Copa Libertadores: 1981
Weltpokal: 1981
Wichtige Spieler: Leônidas, Zizinho, Zico,
Júnior, Petcovic, Ronaldinho Gaúcho,
Jorginho, Adriano
Internet: www.flamengo.com.br
Fluminense Football Club
Gegründet: 21. Juli 1902
Trikots: grün-weiß-rote Hemden, weiße Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 31 Mal
Brasilianischer Meister: 1970, 1984, 2010, 2012
Brasilianischer Pokal: 2007
Weltpokal: 1952
Wichtige Spieler: Rivellino, Assis, Carlos Alberto Parreira, Castilho, Darío Conca, Deco, Fred, Renato Gaúcho, Washington, Branco
Internet: www.fluminense.com.br
Clube de Regatas Vasco da Gama
Gegründet: 26. November 1915
Trikots: schwarze-weiße Hemden, schwarze Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 22 Mal
Brasilianischer Meister: 1974, 1989, 1997, 2000
Brasilianischer Pokal: 2011
Copa Libertadores: 1998
Wichtige Spieler: Roberto Dinamite,
Romário, Vavá, Barbosa, Bismarck, Friaça,
Edmundo, Juninho Pernambucano
Internet: www.vasco.com.br
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