Das zweite Halbfinale zwischen Spanien und Italien (0:0, 7:6 nE) fand heute in Fortaleza statt. Die einzige Stadt, die ich während des Confed Cups nicht besucht habe. Es folgt die Städtebeschreibung.
Die Stadt
Fortaleza liegt an der Nordküste Brasiliens und ist eine Art São Paulo mit
Strand. 2,5 Millionen Menschen drängen sich in der Hauptstadt des Bundesstaates
Ceará, die zu einem industriellen und wirtschaftlichen Zentrum geworden ist.
Wie in São Paulo ist das Stadtbild von Wolkenkratzern geprägt, und auch das
Design der Straßenschilder entspricht dem von São Paulo.
Aber Fortaleza ist mit seinen schönen Stränden auch ein Touristenmagnet,
der von mehreren europäischen Städten aus direkt angeflogen wird. An der
breiten Strandpromenade drängt sich ein Hotelhochhaus neben dem anderen. Bis
spät in der Nacht sind unzählige Menschen unterwegs um zu trinken und Freunde
zu treffen oder einfach nur, um zu sehen und gesehen zu werden.
Ceará ist ein eher trockener Landstrich, dessen wüstenhafte Ausstrahlung
gelegentlich durch Kokos- und Cajúplantagen unterbrochen wird. Diese bizarre
Landschaft mit Sonnengarantie besitzt einige der spektakulärsten Strände wie
beispielsweise Mundaú, Águas Belas oder Canoa Quebrada. Wer Zeit hat, sollte
zudem in die 320 Kilometer entfernte Strandoase Jericoacoara reisen. Von dort
aus kann man in etwa vier Tagen und mit einem Geländewagen die Überfahrt nach
São Luis und dessen historischer Altstadt machen, wobei es am Parnaiba-Delta
und den Dünen der Lenções Maranhenses vorbei geht.
Die lokale Küche ist recht fleischlastig. Picanha, Maminha, Ziege, getrocknetes
Rindfleisch oder Hähnchen wird mit dem allgegenwärtigen Baião de Dois, eine Art
Risotto mit Bohnen, und Coalhokäse gereicht. Sehr empfehlenswert ist das
Escondidinho, ein mit Käse überbackenes trockenes Fleisch mit Maniokpüree. In
populären Restaurants sind Gerichte mit Innereien beliebt, wie zum Beispiel
Panelada, Sarapatel und Kaumagen (Moela). Typische Fische der Region sind
Surubim, Cavala und Rochen. Jeweils am Donnerstag treffen sich die
Einheimischen am Futuro-Strand, um Krebse (Caranguejo) in verschiedenen
Variationen zu essen.
Die lokale Cajúproduktion ist so riesig, dass die Fruchtschalen tonnenweise
weggeworfen werden, denn ihre Nüsse, sind viel ertragreicher. Was trotzdem auf
dem Teller landet, sind Marmeladen und Kompotte aus Cajú-Schalen. Andere
typische Früchte sind Seriguela und Cajá, die sich hervorragend für Caipirinhas
eignen. Auch in Ceará gibt es Tapiocas, oft mit Kokosraspeln.
Der Fußball
Fußball traf in Brasilien unabhängig voneinander an verschiedenen Orten aus
Europa ein und breitete sich anschließend zunächst nur lokal aus. So war das
auch in Fortaleza. Dort bestanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts enge Kontakte
mit Paris, weshalb diese Zeit auch „Belle Époque“ genannt wird. Die Gründer des
Fortaleza EC wählten zudem die französischen Nationalfarben für ihr
Klubwappen aus.
Bis heute ist Fortaleza ein bürgerlich geprägter Verein, der sich
auf lokaler Ebene emotional aufgeladene Derbys mit dem Stadtrivalen Ceará
liefert. Der wiederum betont bewusst die regionale Verbundenheit und lehnt
ausländische Einflüsse ab. Obwohl Fortaleza eine der wichtigsten Städte des
Landes ist, haben beide Vereine Schwierigkeiten, in den nationalen
Meisterschaften mitzuhalten. Die meiste Zeit verbringen sie in der zweiten Liga
und somit fern der überregionalen Titel.
Beide Vereine nutzen das öffentliche Stadion Castelão, das eine für die
Militärdiktaturzeit typische Betonschüssel ist. Einst fanden dort über 100.000
Zuschauer Platz. Für die WM ist nur die Fassade erhalten geblieben, während der
Innenraum komplett umgestaltet und auf eine Kapazität von etwa 60.000
verringert wurde. Das Stadion stand ursprünglich zwischen großen Ausfallstraßen
am unbewohnten Stadtrand. Heute liegt es inmitten eines riesigen Slums, was den
WM-Organisatoren durchaus Sorge bereitet.
Ceará Sporting Club
Gegründet: 2. Juni 1914
Trikots: schwarz-weiße Hemden, schwarze Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 41 Mal
Wichtige Spieler: Belletti, Edmílson, Iarley
Internet: www.cearasc.com
Fortaleza Esporte Clube
Gegründet: 18. Oktober 1918
Trikots: rot-blaue Hemden, blaue Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 39 Mal
Wichtige Spieler: Paulo Isidoro, Ari, Garrinchinha
Internet: www.fortalezaec.net
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