Sonntag, 24. März 2013

CEPE/Duque de Caxias – São José, 2:3



Betrachtet man die prekären Verhältnisse des brasilianischen Frauenfußballs, so kann man sich die Erfolge der Nationalmannschaft um Marta kaum erklären. Erst vor wenigen Jahren konnte sich der CBF durchringen eine Frauenmeisterschaft zu organisieren. Aus Finanzgründen wird diese Meisterschaft nicht im Ligasystem, sondern im Pokalmodus ausgetragen. So sind weniger Reisen und weniger Spieltage nötig, außerdem kann man die ersten Runden nach regionalen Gesichtspunkten einteilen.
An diesem Wochende stand das Hinspiel im Viertelfinale an. Rio de Janeiro hat mit CEPE aus Duque de Caxias einen sehr erfolgreichen Vertreter in dieser Meisterschaft. 2011 wurden die Mädchen um den Trainer Edson sogar brasilianischer Meister. Grund genug für Leda, Carol und mich den Weg nach Xerém ins Marrentão-Stadion, am Fuß des Gebirges von Petrópolis, einzuschlagen. Es ist fast unmöglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln in diese entlegene Region zu kommen. Mit dem Auto waren wir fast eine Stunde unterwegs.


Xerém ist bekannt für seine vielen Regenfälle und tatsächlich, kurz vor der Mautstation beginnt es zu regnen. Die Station ist natürlich so gebaut, dass einem kurz vor der Ausfahrt noch R$8 abgezwickt werden. Von dort sind es nur noch wenige Meter durch eine schon sehr grüne Gegend zwischen den ersten Hügeln des Gebirges zum Stadion.
Am Stadion angekommen merken wir, wie sehr der Frauenfußball ignoriert wird, denn auf der Tribüne tummeln sich eigentlich nur eine Hand voll Freunde und Familienangehörige der Spielerinnen und nicht einmal die Snackbude hat geöffnet. Der Eintritt beträgt auch günstige R$5. Als wir ankommen, sind die Spielerinnen schon auf dem Platz und grüßen die leeren Ränge. Aber das Spiel kann nicht beginnen, denn, wie bei meinem letzten Besuch in Xerém bei der Herrenmannschaft, fehlt auch heute der Krankenwagen. Die Spielerinnen müssen versuchen sich im Regen warm zu halten.


CEPE ist ein kurioser Verein, denn er ist der Klub der Fabrikarbeiter der staatlichen Ölgesellschaft Petrobras und hat sein Gelände an der Ölrafinerie in Duque de Caxias. Das Gelände dient in erster Linie für Freizeitaktivitäten der Mitarbeiter, wie Schwimmbad, Sauna oder Grillen und ist nicht auf Hochleistungssport ausgerichtet. Aber der Trainer Edson sah die Chance in diesem Ambiente eine Vorzeigemannschaft für den Frauenfußball zu gründen.
Heute ist die Frauenabteilung von CEPE ein Aushängeschild für Brasilien. Die Mädchen werden - zwar schlecht – aber immerhin, bezahlt. Ein Gemisch aus Sponsorengeldern und Studienstipendien an Sportunis ermöglicht die Finanzierung. Edson geht in ganz Brasilien auf Talentsichtung. Die meist aus armen Verhältnissen stammenden Mädchen stehen dann vor dem Problem einer Bleibe in Duque de Caxias. Auch dafür fand Edson eine „Do it yourself“ Lösung: 12 Spielerinnen wohnen in seinem Haus!


Als der Krankenwagen endlich eintrifft, hört es auf zu regnen und das Spiel kann beginnen. Leider läuft es nicht besonders gut für CEPE. Die Gäste aus São José im Bundesstaat São Paulo sind durchgehend überlegen und kommen noch in der ersten Halbzeit zum 0:1. In der Halbzeitpause beginnt es wieder zu regnen und die Zuschauer flüchten sich in den Zugangstunnel, in dem sogar eine Bank steht.


Aber pünktlich zur zweiten Halbzeit hört es wieder auf zu regnen. São José kommt nach einem fürchterlichen Torwartfehler zum 0:2, aber CEPE kann überraschend ausgleichen. São José mobilisiert noch einmal zusätzliche Kräfte und erzielt schließlich das verdiente 2:3. Die Spielerinnen nehmen es aber gelassen und kommen an den Zaun oder sogar auf die Tribüne, um mit ihren Familien und Freunden zu plaudern.


Leda, Carol und ich nehmen das Auto, um uns wieder auf den Weg zurück nach Rio zu machen. Für unser schon traditionelles Abendessen haben wir diesmal die Tasca do Edgar im Stadtteil Laranjeiras, gleich um die Ecke von Fluminense, ausgewählt. Dort gibt es eine sensationelle Leão Veloso-Suppe aus Meeresfrüchten. Bei Edgars Rezept wird sie mit Rahm gemacht, was der Suppe das gewisse Etwas verleiht. Danach gibt es noch angemachten Oktopus und Garnelen-Geschnetzeltes, eine Abwandlung eines traditionellen brasilianischen Rezeptes. 


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