Freitag, 28. Juni 2013

Rio de Janeiro

Das Finale steht. Am Sonntag werden sich Brasilien und Spanien im Maracanã in Rio de Janeiro gegenüberstehen. Hier einige Infos zu Brasiliens ehemaliger Hauptstadt.


Die Stadt
Die Einwohner von Rio de Janeiro nennen sich selbst „Cariocas“ und sind der Überzeugung, dass sie am Nabel der Welt wohnen. Ihre Stadt gilt als Aushängeschild und kulturelles Zentrum Brasiliens, obwohl Rio schon seit 1960 nicht mehr Hauptstadt von Brasilien ist. Die kreative Energie spürt man an allen Ecken und Enden der Stadt. In Rio wurden weltberühmte Rhythmen wie Samba, Bossa Nova und Baile Funk ins Leben gerufen. Das Nachtleben ist legendär, und vor allem im Ausgehviertel Lapa tummeln sich nachts tausende von Menschen auf den Straßen. Alljährlich zum Karneval strömen unzählige Touristen in die Stadt, um sich gemeinsam mit den Einheimischen den heißen Rhythmen hinzugeben.
Im geografischen Zentrum der Stadt liegt der Tijuca-Regenwald, der zum Nationalpark erklärt wurde und auf dessen Spitze die berühmte Christusstatue steht. Um diesen größten Stadtpark der Welt formiert sich Rio de Janeiro zwischen Stränden und Gebirge. Von der Christusstatue aus gesehen nordöstlich befindet sich das historische Zentrum der Stadt, das für die Olympischen Spiele komplett renoviert wird. Neben der portugiesischen Kolonialarchitektur können dort auch Kirchen, Büchereien, Museen und das ehemalige Regierungsviertel bewundert werden. Lohnenswert ist ein Ausflug mit der Oldtimer-Straßenbahn durch das malerische Künstlerviertel Santa Teresa. Das Stadtzentrum liegt direkt an der Guanabara-Bucht, von wo aus Fähren in die Nachbarstadt Niterói mit ihrem Niemeyer-Museum, das wie ein gelandetes Ufo aussieht, fahren.


Südlich vom Zentrum passiert man den weltberühmten Pão de Açúcar (Zuckerhut), der die Grenze zwischen Bucht und Atlantikstränden markiert. Hier befinden sich mit Copacabana, Ipanema und Leblon die bekanntesten Stadtteile mit ihren weltberühmten Stränden. Diesen Bereich nennt man Südzone. Hier wohnen die „Oberen Zehntausend“ des Landes. Nicht selten trifft man Schauspieler, Musiker oder Künstler am Strand. Direkt dahinter liegen in beeindruckender natürlicher Lage die Lagune und der Botanische Garten und tragen dazu bei, dass Rio de Janeiro über ein Image der „Berufung zum Genuss“ verfügt.
Weiter im Süden wird am Gavea-Felsen vorbei das Neureichen-Viertel Barra da Tijuca erreicht, das über die wohl schönsten Strände verfügt. Dennoch gibt es noch viel freies Bauland. Beim ehemaligen Formel-1-Gelände entsteht gerade der Olympiapark für 2016. Wendet man sich vom Meer in Richtung Landesinneres, so tauchen einige der ärmsten Bereiche der Stadt auf. Hier befindet sich auch die durch den Kinofilm „City of God“ berühmt gewordene Favela. Die Vororte der Ostzone sind die Bereiche mit der höchsten Bevölkerungsdichte. Sie bieten aber nur wenige touristische Attraktionen, und so kann man sich auf der anderen Seite des Tijuka-Parkes wieder in Richtung Zentrum bewegen.


Dabei werden die traditionellen Vororte der Nordzone durchquert, in denen das Olympiastadion Engenhão gebaut wurde. Kurz vor dem Zentrum befindet sich das Maracanã-Stadion im Stadtteil Tijuca und der Kaiserpalast Quinta da Boa Vista in São Cristóvão. Letzteres ist die traditionelle Wohngegend der portugiesischen Händler, in dem sich bis heute mehrere Märkte befinden. Außerdem hat der portugiesische Verein Vasco da Gama seinen Sitz in São Cristóvão. Nicht vergessen werden soll ein Hinweis auf das Besucherzentrum des Tijuca-Nationalparks in Alto da Boa Vista, das zu Wanderungen einlädt und vom dem aus sich atemberaubende Ausblicke über die Stadt bieten.
Außerhalb der Stadt befinden sich noch vier weitere Nationalparks im Bundesstaat Rio de Janeiro. Da ist zunächst der im Süden gelegene Regenwald der Serra da Bocaina mit seiner malerischen historischen Hafenstadt Parati. Weiter im Landesinneren befindet sich das Itatiaia-Gebirge, und auf den Bergen hinter Rio de Janeiro liegt der ehemalige Sommersitz des Kaisers in Petrópolis. Zwischen ihm und der Stadt Teresópolis lockt der Nationalpark Serra dos Órgãos mit dem Gottesfinger-Felsen Besucher an. Im nördlichen Bundesstaat liegt schließlich der Jurubatiba-Park, der weniger Regenwald und dafür mehr Dünen, Mangroven und Strände aufweist. Dieser unter Strandurlaubern sehr beliebte Bereich wird Seenregion genannt. Die Stadt Búzios wurde nach einem Besuch von Brigitte Bardot in den 1960er Jahren berühmt. Im Juli kann man dort mit einem regenarmen und milden Winter rechnen.


Die traditionelle Küche Rio de Janeiros wird in den sogenannten Botequims gekocht, die vor allem im und um das Zentrum zu finden sind. Einige der bekanntesten Botequims sind Nova Capela, Bar Luiz, Bar Brasil, Bar do Mineiro und Café Lamas. Zu den besten Lokalen gehört Caneco Gelado do Mário mit seinen berühmten Krebspastetchen und Kabeljaubällchen in der Nachbarstadt Niterói.


Fast alle Restaurants bieten mindestens einmal pro Woche den reichhaltigen Bohneneintopf Feijoada. Er besteht aus mehreren Fleischsorten, die in Bohnen gekocht werden. Dazu gibt es Grünkohl, Reis, Maniokmehl und Orangenscheiben. Der Gemüseeintopf Cozido und das Ochsenschwanzgericht Rabada werden ebenfalls einmal die Woche angeboten. Auf keiner Speisekarte fehlen darf auch das Oswaldo Aranha Steak mit Reis, Pommes, Maniokmehl und viel Knoblauch. Garnelenrisotto ist ein weiteres typisches Gericht der Botequims.


Gern naschen die Cariocas salzige Kleinigkeiten (Salgados oder Petiscos) - zum Beispiel Pasteten, Fleisch- oder Fischbällchen, Sandwiches oder getrocknetes Fleisch mit frittiertem Maniok. Auch in Rio de Janeiro gibt es hervorragende Churrascarias, besonders beliebt ist der Rinderrücken Picanha. Und wer gerne Fisch oder Meeresfrüchte mag, dem sei der Fischmarkt mit seinen Restaurants in Niterói empfohlen.

Der Fußball
Neben São Paulo ist Rio de Janeiro die zweite große Fußballmetropole Brasiliens. Rio hat vier große Klubs in der ersten Liga, die gemeinsam bereits 15 Mal die brasilianische Meisterschaft in die Stadt holten. Alle vier spielten eine wichtige Rolle in der nationalen Fußballhistorie und haben große Anhängerscharen.
Der Fluminense FC ist einer der ältesten Fußballvereine des Landes. Er wurde 1902 von dem Engländer Oscar Cox gegründet und behielt bis heute seine englische Schreibweise bei. Fluminense gilt als Verein der Oberschicht. Das Klubpräsidium war entscheidend an der Organisation der ersten Fußball-Ligen in Brasilien und des Nationalverbandes beteiligt. Der sowohl von seiner Architektur, als auch von seiner Lage her, beeindruckende Vereinssitz im Stadtteil Laranjeiras stammt aus den 1920er Jahren und ist nahezu im Original erhalten und damit einen Besuch wert. Neben dem 1919 bei der Südamerikameisterschaft genutzten Stadion findet man dort fast alle erdenklichen Sportanlagen wie Tennisplätze und Schwimmbecken. Die Olympiaathleten sind der große Stolz des Vereins.


1912 trat eine komplette Fußballmannschaft nach einem Streit bei Fluminense aus und gründete beim bereits existierenden Klub Flamengo eine Fußballabteilung. Damit wurde das berühmte Stadtderby „Fla-Flu“, quasi ein Vater-Sohn Duell, geschaffen. Das Spiel bannt die Massen und hat einige denkwürdige Auflagen erlebt. Eines der berühmtesten Duelle ist das „Fla-Flu der Lagune“, als die Spieler von Fluminense im Jahr 1941 den Ball so lange aus dem Stadion Flamengos in die Lagune droschen, bis sie den Sieg über die Zeit gerettet hatten. 1995 wurde die Rio-Meisterschaft im strömenden Regen und vor 112.000 Zuschauern erst durch ein Bauchtor von Renato Gaúcho in der 86. Minute zu Gunsten Fluminenses entschieden, nachdem zuvor drei Fluminense-Spieler rote Karten gesehen hatten.
Flamengo gilt als der Verein mit der größten Fangemeinde weltweit. Er existiert als Ruderverein bereits seit 1895, kam aber wie erwähnt erst 1912 zu einer Fußballabteilung. Die Wurzeln des Klubs liegen ebenfalls in Rios Oberschicht. Im Laufe der Geschichte änderte Flamengo sein Image jedoch zu dem eines populären Vereins. Auslöser war die Verpflichtung des dunkelhäutigen Superstars Leônidas in den 1930er Jahren. Da in der damaligen Hauptstadt Rio de Janeiro sämtliche Radio- und später Fernsehstationen ansässig waren wurde der Bekanntheitsgrad des Vereins ins ganze Land getragen. In den 1980er Jahren besaß man mit Spielern wie Zico und Junior ein legendäres Team, das den Copa Libertadores und den Weltpokal gewinnen konnte. 


1904 wurde der Fußballverein Botafogo im gleichnamigen Stadtteil in der Südzone Rio de Janeiros gegründet. Der Verein wurde weniger wegen seiner Titel als vielmehr wegen einiger seiner Spieler berühmt. Die halbe Weltmeistermannschaft von 1958 bzw. 1962 stammte aus seinen Reihen. Herausragend war seinerzeit Dribbelkünstler Garrincha. In den 1950er Jahren war Carlito Rocha Präsident des Klubs und konstruierte ein abergläubisches Image des Vereins. So wurde beispielsweise der Hund Biriba kurzerhand zum Glückbringer erklärt, weil er während eines erfolgreichen Spiels auf den Platz gelaufen war. Botafogo trägt seine Heimspiele im Olympiastadion Engenhão aus.
Schließlich wurde 1915 mit Vasco da Gama der einzige echte Arbeiterverein unter den „Großen Vier“ Rio de Janeiros gegründet. Der Klub der portugiesischen Gemeinde aus der Nordzone galt zunächst als der Ausgestoßene in der Rio-Meisterschaft, zumal er seine Spieler bezahlte. Das war aus der Sicht Vascos nötig, um den Athleten aus der Unterschicht überhaupt einen Trainingsbesuch zu ermöglichen. Der Amateurverband schuf daraufhin neue Auflagen (wie beispielsweise ein vereinseigenes Stadion und die Unterschrift von jedem Spieler im Spielbericht, was den Angehörigen der Unterschicht oft nicht möglich war) und erschwerte Vasco das Leben. Doch der Klub brachte seinen Athleten das Schreiben des eigenen Namens bei und errichtete 1927 das 25.000 Zuschauer fassende São Januário-Stadion, das noch heute genutzt wird.


Unter den Gründungsmitgliedern der Rio-Meisterschaft war auch der Verein América aus dem Stadtteil Tijuca zu finden, der aber inzwischen erheblich an Bedeutung verloren hat. Ein anderer historisch wichtiger Verein ist der Bangu AC aus dem entlegenen Vorort Bangu, der an eine dortige englische Textilfabrik angeschlossen war. Wahrscheinlich hat dort auch das erste Fußballspiel Rio de Janeiros stattgefunden. Entgegen der Ligastatuten setzte der Klub schon früh Spieler der Fabrik in seiner Mannschaft ein. Heute plagen auch Bangu große wirtschaftliche und sportliche Probleme. Andere traditionelle Vorortvereine sind Madureira, Olaria und São Cristóvão. Letzter war der erste Klub von Ronaldo Fenômeno.
Das WM-Stadion Rios wird das komplett renovierte Maracanã sein. Es wird in der Liga von Fluminense und Flamengo genutzt und wurde zur WM 1950 errichtet. Damals bot es 200.000 Menschen Platz und war bis zu seiner ersten Renovierung 1999 nie ausverkauft. Anschließend wurden schrittweise die Stehplätze abgebaut und durch Sitzschalen ersetzt, so dass 2014 nur noch 80.000 Menschen in einem All-Seater Platz finden werden.

Botafogo de Futebol e Regatas
Gegründet: 12. August 1904
Trikots: schwarz-weiße Hemden, schwarze Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 19 Mal
Brasilianischer Meister: 1995
Brasilianischer Pokal: 1968
Wichtige Spieler: Garrincha, Zagallo, Didi, Nílton Santos, Paulo César Caju,          Túlio, Heleno de Freitas
Internet: www.botafogo.com.br

Clube de Regatas do Flamengo
Gegründet: 3. Mai 1912
Trikots: rot-schwarze Hemden, weiße Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 32 Mal
Brasilianischer Meister: 1980, 1982, 1983, 1992, 2009
Brasilianischer Pokal: 1990, 2006
Copa Libertadores: 1981
Weltpokal: 1981
Wichtige Spieler: Leônidas, Zizinho, Zico, Júnior, Petcovic, Ronaldinho       Gaúcho, Jorginho, Adriano
Internet: www.flamengo.com.br

Fluminense Football Club
Gegründet: 21. Juli 1902
Trikots: grün-weiß-rote Hemden, weiße Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 31 Mal
Brasilianischer Meister: 1970, 1984, 2010, 2012
Brasilianischer Pokal: 2007
Weltpokal: 1952
Wichtige Spieler: Rivellino, Assis, Carlos Alberto Parreira, Castilho, Darío    Conca, Deco, Fred, Renato Gaúcho, Washington, Branco
Internet: www.fluminense.com.br

Clube de Regatas Vasco da Gama
Gegründet: 26. November 1915
Trikots: schwarze-weiße Hemden, schwarze Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 22 Mal
Brasilianischer Meister: 1974, 1989, 1997, 2000
Brasilianischer Pokal: 2011
Copa Libertadores: 1998
Wichtige Spieler: Roberto Dinamite, Romário, Vavá, Barbosa, Bismarck,     Friaça, Edmundo, Juninho Pernambucano

Internet: www.vasco.com.br

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