Sonntag, 26. Januar 2014

Fußball in Fortaleza


Weiter geht die Reise nach Fortaleza. Die Stadt an der Nordküste erwartet uns mit viel Sonne und Hitze. Sie wird im Juni auch ein Spiel der deutschen Nationalmannschaft sehen. Fortaleza ist ein beliebter Urlaubsort der Brasilianer, da es hier schier endlose Sandstrände und türkisblaues Meer gibt. Aber wir sind ja hier, um Fußball zu sehen.


 Fußball traf in Brasilien unabhängig voneinander an verschiedenen Orten aus Europa ein und breitete sich anschließend zunächst nur lokal aus. So war das auch in Fortaleza. Dort bestanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts enge Kontakte mit Paris, weshalb diese Zeit auch „Belle Époque“ genannt wird. Die Gründer des Fortaleza EC wählten zudem die französischen Nationalfarben für ihr Klubwappen aus.


Bis heute ist Fortaleza ein bürgerlich geprägter Verein, der sich auf lokaler Ebene emotional aufgeladene Derbys mit dem Stadtrivalen Ceará liefert. Der wiederum betont bewusst die regionale Verbundenheit und lehnt ausländische Einflüsse ab. Obwohl Fortaleza eine der wichtigsten Städte des Landes ist, haben beide Vereine Schwierigkeiten, in den nationalen Meisterschaften mitzuhalten. Die meiste Zeit verbringen sie in der zweiten Liga und somit fern der überregionalen Titel.


Wir besuchen zunächst das Vereinsgelände von Ceará. Stolz präsentieren Vereinsverantwortliche einen Raum nach dem anderen: medizinische Abteilung, Fitnessstudio und Umkleidekabinen. Im Zentrum des Geländes steht ein kleines Stadion, das aber nur zu Trainingszwecken genutzt wird. Wir überqueren den Platz und bestaunen den Trophäenraum. Kuriosestes Stück ist eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Stadion, darunter mehrere Waffen.


Später besuchen wir das Vereinsgelände von Fortaleza im Stadtteil Pici. Die Stadt scheint ständig im Stau zu stehen und so gestaltet sie der Transport mühsam. Erneut werden wir freundlich empfangen und durch die jetzt blau-weiß-roten Anlagen geführt. Fortaleza hat ein eigenes Stadion für 7.000 Fans, das tatsächlich manchmal noch genutzt wird. Am Eingang prangen stattliche Löwen, das Vereinsmaskottchen.


Normalerweise nutzen beide Vereine das öffentliche Stadion Castelão, das eine für die Militärdiktaturzeit typische Betonschüssel ist. Einst fanden dort über 100.000 Zuschauer Platz. Für die WM ist nur die Fassade erhalten geblieben, während der Innenraum komplett umgestaltet und auf eine Kapazität von etwa 60.000 verringert wurde. Das Stadion stand ursprünglich zwischen großen Ausfallstraßen am unbewohnten Stadtrand. Heute liegt es inmitten eines riesigen Slums, was den WM-Organisatoren durchaus Sorge bereitet.


Am Abend steht noch eine Begegnung der lokalen Meisterschaft im Castelão auf dem Programm. Zu sehen bekamen wir die Begegnung Ferroviário – Itapipoca 0:0. Ferroviário ist der dritte Verein der Stadt Fortaleza. Er wurde 1933 von Arbeitern der lokalen Eisenbahnlinie gegründet. Insgesamt spielte er schon sechs Jahre in der ersten brasilianischen Liga. Aber die großen Zeiten sind wohl vorbei. Der letzte Titelgewinn liegt schon 18 Jahre zurück.


Dementsprechend traurig war die Situation im nagelneuen Castelão. Auf der einen Seite konnten wir das schicke WM-Stadion sehen, auf der anderen Seite verliefen sich hier keine 1.000 Zuschauer. Immerhin konnten sie sich sicher sein, dass die Spieler ihre Rufe hören konnten. Aber es half nichts, selbst gegen den Provinzverein und Tabellenletzten Itapipoca kam man nicht über ein 0:0 hinaus. Ferroviário steht damit auf dem vierten Platz, während Fortaleza einsam seine Kreise an der Spitze dreht. 

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