Donnerstag, 8. August 2013

Curitiba

Die Stadt
Curitiba hat den Ruf, die langweiligste Stadt Brasiliens zu sein. Einerseits gilt sie als Aushängeschild für Modernität und gute Stadtplanung, andererseits sagt man ihr - genau deshalb - nach, pingelig und ohne Lebensfreude zu sein. Städtisches Vorzeigeprojekt ist ein gut funktionierendes und ausgeklügeltes öffentliches Bussystem.


Die 1,7 Millionen Einwohner-Stadt wurde, wie so vieles in Südbrasilien, von europäischen Migranten geprägt: vornehmlich Deutsche, Italiener, Polen und Ukrainer. Im Laufe der Jahre wurde die historische Struktur Curitibas allerdings zum Großteil durch moderne Hochhäuser ersetzt. Nur rund um den Garibaldi-Platz im Stadtzentrum blieben einige historische Gebäude erhalten. Dort konzentriert sich auch das Nachtleben - unter anderem in vielen deutschen Bars und Restaurants. Italienische Lokalitäten findet man derweil im Vorort Santa Felicidade wo mehrere kitschige Großraum-Pizzerien im neorömischen Stil erbaut wurden, die bis zu 4.000 Personen Platz bieten.


Die bedeutendste Sehenswürdigkeit der Stadt ist das Kunstmuseum Oscar Niemeyer, das mit seiner Architektur an ein riesiges Auge erinnert. Andere Touristenattraktionen des Staates Paraná, dessen Hauptstadt Curitiba ist, befinden sich außerhalb der Metropole. Mit dem Zug lässt es sich von Curitiba aus prima durch ein beeindruckendes Regenwaldgebirge in die Küstenstadt Paranaguá fahren. An der Grenze zu Paraguay lockt eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Brasiliens: Die Iguaçu-Wasserfälle. Auf etwa einem Kilometer Länge fallen die Wassermassen dabei 82 Meter in die Tiefe.
Das typische Gericht Curitibas ist Barreado, ein Fleisch Eintopf mit Gewürzen, der stundenlang in einem abgeschlossenen Topf gegart wird. Dazu gibt es Reis, Maniokmehl und Bananen. Pinienkerne sind eine beliebte Zutat in der Küche Paranás. Außer der italienischen und deutschen Küche findet man auch osteuropäische Piroggen. Im Winter gibt es Glühwein, der mit Marshmallows oder rohem Ei vermischt wird.

Der Fußball
Fußball ist in Curitiba seit langem die wichtigste Sportart. Trotzdem konnten die ortsansässigen Vereine erst kürzlich zur nationalen Elite aufschließen. Der Traditionsverein der Stadt ist der Coritiba FC. Er wurde 1909 von deutschen und englischen Einwanderern gegründet. Der Verein wird in Anspielung auf die Hautfarbe seiner Gründer liebevoll „Coxa Branca“, also Weiß-Schenkel genannt. Größter Erfolg war der Gewinn der brasilianischen Meisterschaft 1985. Coritiba weihte 1932 sein 40.000 Zuschauer fassendes Couto-Pereira-Stadion ein, das aber nicht für die WM 2014 ausgewählt wurde.


1924 erhielt Coritiba dann seinen härtesten Konkurrenten: den Clube Atlético Paranaense, eine Fusion mehrerer kleiner Klubs. Atlético war jedoch lange Zeit gar keine Konkurrenz. Das änderte sich erst, als im Jahr 1995 ein neues Präsidium ein radikales Modernisierungsprogramm vorlegte. Teil der Strategie war es, die vereinseigene Arena da Baixada für 31.000 Zuschauer nach FIFA-Anforderungen auszubauen. 1999 wurde somit in Curitiba das erste brasilianische Stadion ohne Stehplätze – aber dafür mit diversen Fast-Food-Restaurants - eröffnet. Kurios: die Gegengerade konnte nicht errichtet werden, weil die dortige Schule, deren Direktor ein Fan von Coritiba war, sein Gelände nicht verkaufte.
Seinen Höhepunkt erreichte der Umwandlungsprozess mit dem Gewinn der brasilianischen Meisterschaft im Jahr 2001. 2005 erreichte Atlético dann das Finale der Copa Libertadores, durfte aber sein Heimspiel nicht im eigenen Stadion austragen, da die Wettbewerbsregeln mindestens 40.000 Plätze verlangten. So wurde ausgerechnet das modernste Stadion Brasiliens vom Libertadortes-Finale ausgeschlossen. Nachdem die Mannschaft 2006 wenige Monate von Lothar Matthäus trainiert worden war ging es trotz der ausgefeilten Marketingstrategie allmählich bergab. 2011 musste Atlético den bitteren Gang in die zweite Liga antreten. Die Arena da Baixada wurde indes als WM-Stadion ausgewählt, weshalb auch die fehlende Gegengerade, nach jahrelangen juristischen Streitereien, endlich gebaut werden kann.


Schon 1950 fanden in Curitiba WM-Spiele statt: Spanien gegen die USA (3:1) und Schweden gegen Paraguay (2:2). Schauplatz war das Durival Britto Stadion des Paraná Clube, der aber nur zweitklassig ist.

Coritiba Foot Ball Club
Gegründet: 12. Oktober 1909
Trikots: grün-weiße Hemden, schwarze Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 36 Mal
Brasilianischer Meister: 1985
Wichtige Spieler: Hans Egon Breyer, Rafinha
Internet: www.coritiba.com.br

Clube Atlético Paranaense
Gegründet: 26. März 1924
Trikots: rot-schwarze Hemden, schwarze Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 22 Mal
Brasilianischer Meister: 2001
Wichtige Spieler: Paulo Rink

Internet: www.atleticoparanaense.com

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