Montag, 12. August 2013

Fluminense - Flamengo, 2:3

„Das Fla-Flu hat keinen Anfang. Das Fla-Flu hat kein Ende. Das Fla-Flu begann 40 Minuten vor dem Nichts.“
Nelson Rodrigues


Ein Derbywochenende ist immer etwas Besonderes. Auch vergangenen Sonntag machte sich Rio de Janeiro auf, um die Mutter aller Derbys - das Fla-Flu - im Maracanã zu sehen. Das Spiel, das Vater gegen Sohn, Arm gegen Reich, Tradition gegen Newcomer, Gemeinschaft gegen Masse und noch vieles mehr symbolisiert hat eine reiche Geschichte. 1912 wurde es zum ersten Mal ausgetragen, nachdem eine ganze Mannschaft bei Fluminense ausgetreten ist und bei Flamengo angeheuert hat. Die beiden berühmtesten Ausgaben sind sicherlich das Fla-Flu der Lagune, bei dem Fluminense gewann, indem der Ball immer wieder in die nahegelegene Lagune gedroschen wurde und das Fla-Flu mit dem Bauchtor von 1995. Letzteres gilt als bestes Fla-Flu aller Zeiten. Hier eine Zusammenfassung:


Die Ausgangslage für die neueste Ausgabe des Klassikers war, dass beide Mannschaften im unteren Mittelfeld standen und so unbedingt den Sieg brauchten, um nicht in den Abstiegskampf zu rutschen. Fluminense, als amtierender Meister, enttäuscht in dieser Saison bisher auf der ganzen Linie. So wurde vor zwei Wochen der Trainer Abel Braga entlassen und der ehemalige Nationaltrainer Vanderlei Luxemburgo soll es jetzt richten. Von Flamengo hat man vielleicht nicht viel mehr erwartet.


Aber auf dem Platz war Flamengo von Anfang an überlegen und hatte gleich in der ersten Viertelstunde zwei Großchancen. Mitten in dieser Drangphase gelang Fluminense überraschend und eher zufällig das 1:0. Aber niemand konnte Flamengo an diesem Sonntag aufhalten. Noch bis zur Pause gelang es den Rot-Schwarzen das Spiel durch Elias und Hernane zu drehen. Das 1:1 war fürchterlichen Löchern in der Abwehr von Fluminense geschuldet und das 2:1 wurde mit der Hacke erzielt und kam so einer Erniedrigung gleich.


Die zweite Halbzeit war dann ziemlich schlecht und zäh. Fluminense versuchte verzweifelt zum Ausgleich zu kommen und Flamengo verteidigte geschickt. In der 80. Minute erhöhte Hernane nach einer unübersichtlichen Situation im Strafraum auf 3:1. Schon in der Nachspielzeit gelang Rafael Sóbis noch der Anschlusstreffer nach einem Weitschuss. Schüsse aus der zweiten Reihe wären eventuell ein gutes Rezept gewesen, denn der Torwart von Flamengo zeigte sich in mehreren Situationen extrem unsicher.


38.000 Zuschauer wollten das Derby sehen. Das ist im Vergleich zu einem Zuschauerschnitt von etwa 13.000 Fans viel, füllt aber trotzdem das Stadion bei Weitem nicht. Ein Klassiker hätte mehr verdient, aber das wird durch die hohen Eintrittspreise verhindert. Ich denke auch, dass im Moment so viele Zuschauer ins Stadion strömen, da das Maracanã noch eine Neuigkeit ist. Ich fürchte, dass diese Zahlen wieder sinken werden, wenn diese Kuriosität einmal gestillt ist. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt im brasilianischen Fußball einfach nicht.


Erneut zeigte sich das etwas seltsame Bild, dass die Kurven hinterm Tor ganz gut gefüllt sind, aber die Gegengerade und Haupttribüne sehr leer sind. Man muss aber weiterhin die Akustik des Stadions loben. Solange die Fans singen ist die Stimmung wirklich gut. Trotz der Sitze und der Nummerierung der Eintrittskarten besteht kein Sitzzwang und freie Platzwahl. So können sich die Fanklubs an ihren angestammten Plätzen treffen und ihre Perkussionsinstrumente mitbringen. Das Maracanã kann wieder zu einem der großen Stadien werden, wenn dieser Preiswahnsinn aufhört.



Nach dem Spiel waren wir im Stadtteil Grajaú in der Kneipe Enchendo Linguiça, die eine eigene Wurstherstellung hat. Angeblich wurde die Metzgerei von deutschen Einwanderern gegründet. Wir bestellten eine Schweinshaxe und ein paar Würste. Alles sehr gut, fettig und auf keinen Fall diätgeeignet. Der Verkehr um das Maracanã war wieder sehr kompliziert und es war es fast unmöglich ein Taxi zu bekommen, aber das Enchendo Linguiça war die Anstrengungen wert.

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