Montag, 5. August 2013

Flamengo – Atlético MG, 3:0


Vor dem Confed Cup war die Vergabe des Maracanã an einen Betreiber noch nicht geklärt, deshalb wurden mehrere Spiele in anderen Städten angesetzt. Das Duell zwischen Flamengo Rio de Janeiro, dem Verein mit der größten Fanmasse Brasiliens, und dem frischgebackenen Libertadoressieger Atletico-MG ist eines dieser Spiele. Es wurde in das Nationalstadion nach Brasilia verlegt. Ich verweilte dieses Wochende wegen einem Kongress für Sportwissenschaften in Brasilia und hatte so die Gelegenheit das Spiel zu sehen.


Es war ziemlich heiß und unglaublich trocken in Brasiliens Hauptstadt. Man musste ständig etwas trinken und Schatten suchen. Die Einheimischen sind an dieses Klima gewöhnt und so kamen 32.000 Zahlende zum Spiel. Damit ist das Nationalstadion aber nicht einmal zur Hälfte gefüllt. Das neue WM-Stadion ist ein architektonisches Meisterstück und aus meiner Sicht das schönste des kommenden Weltturniers. Schon vom Flugzeug aus sieht man es, da es bei weitem das größte Gebäude der Stadt ist. Aber das große Problem ist, dass Brasilia keinen Fußballverein hat und somit das große Risiko existiert, dass das Nationalstadion leer stehen und nur Kosten verursachen wird.


War ich nach dem Derby Fluminense – Vasco im Maracanã noch relativ euphorisch, was die Stimmung angeht, so muss ich diesen Eindruck in Brasilia relativieren. Vor dem Spiel wurde jeder Fangesang mit der potenten Lautsprecheranlage niedergewalzt. Es gibt nur diese albernen Spielchen, bei denen Fans auf der Leinwand gezeigt werden, die dann überschwänglich winken. Auch während des Spiels kam keine Stimmung auf. Die wichtigsten Torcidas Organizadas (Raça Rubro-Negra von Flamengo und Galoucura von Atlético MG) waren sogar anwesend und die Akkustik des Stadions ist sehr gut. Trotzdem wurde wenig gesungen.


Was sind die Gründe dafür? Schwierig zu sagen. Es könnte sein, dass die neuen Stadien doch sehr kühl sind und eher an ein Shopping-Center erinnern. Außerdem war das Spiel bei weitem nicht ausverkauft. Schließlich könnte es auch sein, dass das Publikum in Brasilia nicht an Fußball gewöhnt ist. Ganz abgesehen davon, dass die beiden Vereine nicht aus der Stadt sind. Aber Brasilia ist eine Einwanderer-Stadt, in der es auch viele Bewohner aus Rio oder Belo Horizonte gibt, die Fans der beiden Vereine sind.  


Betrachtet man den aktuellen Zuschauerschnitt der brasilianischen Meisterschaft, so kann man insgesamt gesehen eine positive Entwicklung beobachten. Im Schnitt wurden die Spiele bis zum 11. Spieltag von knapp 20.000 Fans gesehen. Sollte dieser Schnitt bis zum Saisonende halten, dann wäre dies das beste Ergebnis seit 26 Jahren. Der Journalist Juca Kfouri hat sich sogar die Mühe gemacht nur die WM-Stadien herauszusuchen. Dort beträgt der Zuschauerschnitt sogar knapp 30.000, was die brasilianische Liga weltweit auf den dritten Platz hinter Deutschland und England katapultieren würde.
Das Ergebnis des Spiels ist auf den ersten Blick sicherlich überraschend. Der Libertadoressieger verliert 0:3 gegen ein Team aus dem Tabellenkeller. Schon nach einer Viertelstunde stand es 2:0 für Flamengo. Scheinbar waren die Spieler von Atlético-MG noch müde oder einfach unmotiviert nach dem großen Sieg. Aus der Stammelf wurden die Stars Ronaldinho, Jô und Bernard geschont. Immerhin stand mit Josué ein alter Bekannter aus Wolfsburg auf dem Platz. In der zweiten Halbzeit nahm Atlético-MG das Heft in die Hand und versuchte das Ergebnis noch zu verbessern. Aber es half nichts. In der 75. Minute schoss Paulinho das 3:0 für Flamengo.


Damit sind jetzt die Cariocas Flamengo, Fluminense und Vasco Tabellennachbarn im Mittelfeld. Die einzige Mannschaft aus Rio, die für positive Schlagzeilen sorgt ist Botafogo. Sie konnte am Sonntag die Tabellenspitze übernehmen. Richtig enttäuschend stehen aber die Favouriten Atlético-MG, São Paulo FC und Santos da.

Apropos Santos: Am Freitag gewann Barcelona mit sage und schreibe 8:0 gegen Santos, als Teil der Ablöse von Neymar. Für Brasilien ist das ein Schock, denn es verdeutlicht die niedrige Qualität seiner Klubs. Nachdem Bayern 4:0 gegen Barça gewonnen hat, macht man nun schon die Rechnung: würde Santos 32:0 gegen Bayern verlieren? 

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